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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0046
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— 42 —

Die Nikolauskirche der Vorstadt Neuburg.

Anmerk. zu p. 9.

Um die Mitte des XIII. Jahrhunderts entstand um die Nieder-
lassung des Johanniter-Ordens im Norden vor der Stadtmauer die
grösste von den Vorstädten des alten Freiburg, die Johannitervor-
stadt, später kurzweg die Neuburg genannt. Die dem heiligen
Nikolaus geweihte Kirche dieser Vorstadt lag etwa an der heutigen
Kaiserstrasse südöstlich von der Stelle, wo Hübsch die Thennenbacher
Abteikirche wieder aufbaute. In der Nähe hatte das Heilig-Geist-
Spital Besitzungen, so dass in dessen Urkunden (hrsg. von Poinsignon
Bd. I. 1255 — 1400) der Kirche Erwähnung geschieht. Zum ersten
male am 15. April 1315 (A. 0. Nr. 95), wo als Zeuge in einer Ver-
kaufsurkunde ein ,,Hug von Munzingen vor sante Niclawese über"
genannt ist. Auf dem Stadtplan, den Gkegokius Sickinger, ein Formen-
schneider aus Solothurn, im Jahre 1589 in Kupfer stach (in zwei
Formaten; das kleinere 44X32 von Poinsignon veröffentlicht, historische
Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg) erkennen wir eine langgestreckte,
offenbar einschiffige Hallenkirche von Ost nach West orientiert; vier
breite, kräftig abgestufte Strebepfeiler lassen erkennen, class das
Innere mit vier Kreuzgewölben überdeckt war; die Fassade zeigt
einen schmucklosen Giebel; südlich daneben steht ein einfacher
massiger Turm aus fünf Geschossen von wahrscheinlich achtseitigem
Grundriss mit einem glatten Pyramidendach gedeckt.

Durch die Befestigungsarbeiten, welche die Franzosen nach
Vaubans Plänen seit dem Jahre 1678 um Freiburg aufführten, wurde
die zweite Pfarrkirche samt ihrer Umgebung dem Boden gleich ge-
macht. Doch fand man bei Bauarbeiten im Jahre 1893 noch einige
Reste, die einen Begriff von den Architekturformell der Nikolaus-
kirche zu geben vermögen: ein Säulenkapitell mit doppeltem Laub-
kranz und zwei Gewölbeschlusssteine, auf denen die Hand Gottes
umgeben von kreuzförmigem Nimbus und das Lamm mit der Kreuz-
fahne in Relief dargestellt sind; alle drei Stücke, jetzt im Besitz der
städtischen Altertümersammlung, zeigen noch deutliche Reste von Be-
malung in rot, blau und grün. Ahnliche Fragmente, drei Kapitelle
und ein Gewölbeschlussstein waren schon früher gefunden worden
und sind von F. Geiges abgebildet Schau-ins-Land 1885 p. 77.

Ihr Stil lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass die Kirche
um die Zeit jener ersten Erwähnung — um das Jahr 1300 ent-
standen ist.
 
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