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Schaefer, Karl
Das alte Freiburg: ein geschichtlicher Führer zu den Kunstdenkmälern der Stadt — Freiburg i. Br., 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5116#0057
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Chors.

— 52 —

religiösen Begeisterung, Avelche einst das jeder ver-
nünftigen Politik hohnsprechende und doch so grossartige
Unikum der Weltgeschichte, die Kreuzzüge gezeitigt,
welche die Dome in nie dagewesenen Dimensionen be-
gonnen hatte, erfasste ein bitterer Fanatismus die Massen
und schuf die Judenhetzen und die Züge der Geisseibrüder.
Die Anspannung aller Kräfte zur Vollendung von
Langhaus und Turm hatten in der Freiburger Münster-
hütte die Mittel erschöpft, die Arbeitskräfte hatten sich
verteuert; dazu kam, dass die Bürgerschaft mit den
Grafen von Urach, ihren Herren, in beständigen Fehden
lag, denen erst 1368 das kostspielige Mittel des Los-
kaufs ein Ende machte. Das waren die Vorbedingungen,
unter denen man um die Mitte des Jahrhunderts den
Neubau des Münsterchors in Angriff nahm. — Das stete
Zunehmen des Klerus, gewiss zum Teil die Folge der
reichen Pfründen und Stiftungen, das Streben nach
grösserer Prachtentfaltung beim Gottesdienst und der
stolze Wunsch der Geschlechter, ihren Schutzheiligen
in eigener Familienkapelle verehren zu können — all
das hatte zur Entstehung der reichgegliederten, weit-
läufigen gotischen Choranlage beigetragen, die auf deut-
schem Boden in Köln zum ersten Male in ihrem ganzen
malerischen Beize zur Ausführung kam: ein langgestreck-
ter Hochchor, umgeben von einem Gang, an den sich
nach aussen ein Kranz von kleinen Kapellen anschliesst.
Nach diesem Schema entwarf auch Meister Hans von
Gmünd, ein Verwandter des berühmten Meisters Peter
vom Prager Dom und damals ansässiger Bürger zu
Freiburg, den Plan des neuen Chors,
 
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