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Schäfer, Heinrich
Das Bildnis im alten Ägypten — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 2: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.61199#0009
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ches“ werden vom Euphrat bis fast nach Chartum
gestreckt. Die Zeit bricht an, wo das ägyptische
Volk in Waffenruhm schwelgte, in der aber auch
ein bis dahin unerhörter Glanz innerer und äußerer
Kultur erwuchs, voll Formenschönheit, aber auch
von einer Tiefe, die die reine und, trotz ihres Bilder-
sturmes gegen die alten Götter, doch zarte religiöse
Bewegung unter Amenophis IV. hervorbrachte (um
1375 v. Chr.). Ihr Name ist eng mit der heute El-
Amarna genannten Gegend verknüpft. Die Wir-
kungen dieser Bewegung, auch in der Kunst, strah-
len noch in die nächsten, verflachenden Jahrhun-
derte hinein. In den Bildnissen des Neuen Reiches
(Abb. 11 bis 17) bedeutet manches die Fortführung
von Anregungen aus den beiden älteren Zeitab-
schnitten. Daneben aber wird immer deutlicher das
Neue sichtbar. Eine milde Schönheit ist über die
meisten Bildnisse ausgegossen, oft zu eigenem Reiz
verbunden mit einem leichten Unterton von Schwer-
mut. Man möchte von Sentimentalität sprechen, die
unter Amenophis IV. sich manchmal zur Inbrunst
steigert. Da werden auch Körper und Glieder zum
Ausdruck inneren Wesens. Bei einigen Werken er-
reicht das Gefühl für das anatomische Gerüst des
Kopfes die höchste Sicherheit. Vor den Bildnissen
des Neuen Reiches wird man niemals auf den Ge-
danken an ein Landvolk kommen: Es ist Stadt-,
ja Großstadtkultur, die sie geschaffen hat. Aber
wenn auch schließlich eine nicht mehr kerngesunde
Überreife vorliegt, so lockt doch immer wieder die

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