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Schäfer, Heinrich
Das Bildnis im alten Ägypten — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 2: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.61199#0010
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feine, stolze Kultur, die aus allen spricht. Manche
Werke haben eine unbeschreibliche, fast weibliche
Süße (Abb. 17).
Das Neue Reich verfällt einer Art Altersauf-
lösung. Ägypten wird in der „Spätzeit“, dem ersten
Jahrtausend v. Chr., der Spielball einzelner kräftiger
Führer und der Nachbarn. Zeiten der Fremdherr-
schaft wechseln mit Aufruhr und Selbständigkeit.
Die Herrscher der 26. Dynastie, die Psammetiche,
sichern mitten in dieser unruhevollen Zeit ein Jahr-
hundert der Selbstbesinnung unter liebevoller An-
lehnung an die alte Zeit, Jahrhunderte lang nach-
wirkend. So stolze Zeugen ägyptischer Bildniskunst
eigener Art Abb. 18 bis 20 auch bringen, so glauben
wir doch keine packenden neuen Offenbarungen
des ägyptischen Schöpfergeistes zu fühlen. Man
müßte mehr Raum haben, um im einzelnen ver-
folgen zu können, was aus den älteren Anregungen
in dieser Kunst der Spätzeit geworden und was neu
hinzugekommen ist. Über allen Werken, den an-
mutigen und den ernsten, liegt eine leichte Kühle,
um so merkbarer, wenn man von den Werken der
Amarnazeit herkommt. Schließlich bringt Alexan-
ders Eroberung endgültig griechische Herrschaft
und Einströmen griechischen Geistes (Abb. 21).
Die wichtigsten Quellen der ägyptischen Bildnis-
kunst sind der Toten- und der Götterdienst. Das
Bildnis vertritt da unmittelbar den Dargestellten
selbst. Im Grabe soll es, wie der einbalsamierte
Leichnam, die Züge des Menschen für die Seele er-

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