Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schaubinger, Clemens
Geschichte des Stiftes Säckingen und seines Begründers, des heiligen Fridolin — Einsiedeln, 1852

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12539#0163

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
13S

alt, sondern ein Machwerk etwa des zehnten Jahrhunderts, und
stammen vermuthlich von Balther selbst. Noch Andere erklären den
Tod des Ursus so, als sei er in die Einsamkeit gezogen und als
Einsiedler der Welt abgestorben, so daß sein Ausenthalt nur
dem Fridolin bekannt war, der ihn denn auch als Zeugen aus
diesem geistigen Grab hervorgerufcn und nach Rankweil geführt
habe.

Dagegen wird erwiedert: daß Balther diese Erzählung nicht
aus dem Hellerischen Manuscript genommen und erst am Endc dcr
Geschichte anführt, zeuget dessen Berufung auf die ältesten noch
lebenden Mönche, die diese Thatsache in der zu Grunde gegangenen
säckingischen Biographic gelesen zu haben behaupteten, und mehr
Glauben verdienen, als das Hellerische Manuscript, welches am
Ende mank war. Uebcrhaupt müsse die Tradition davon allgemein
gewcsen sein, weil sonst Balthcr nicht gewagt hätte seine Schrift
dem gclehrten Notker von St. Gallen zu widmen. Zur Zeit, etwa
im Jahr 536 odcr 537, wo die Gerichtshandlung in Rankweil
vorangegangen, war RHLtien nicht mehr dcm ostgotischen Reiche
einverleibt, sondern durch dcn ostfränkischen König Theodebert,
einen Enkel des Klodoväus ervbert; also sind Rhätien und Glarus
unter einem Landgcrichte und Landrichter gestanden. Wenn auch
Balther den Baldebert einen Landgrafen nenne, so habe dieses nichts
zu sagen; er habe ihn nur nach der Benennung dieses Amtes zu
seiner Zcit genannt, um verständlich zu sein. Und wenn auch
Bruschius daö Grab des Ursus zu Säckingen im Jahr 1550 in
der Stiftskirche auf der rcchtcn Seite dcS Chors dem Grabe Fri-
dolins auf dcr linken Seite gegenübcr gesehen habe, so könne die
Uebertragung seiner Gebeine crst in dcr Folge geschehen sein, um
das Andenken dieses großen Wohlthäters zu chren. Sei es auch,
daß die in Stein gehauencn Vcrse ein spätereS Zeitalter als jenes
des Fridolin verrathen und sich nach Schrist und Sculptur aus
dem zehnten Jahrhnndcrt vatiren, so wiverspricht oas doch nicht
der Thatsache; nnd hat immcr was Geschichrliches für sich, wcil
Fridolins Andenken zu Rankweil so sehr verehrt wurde.

Die letzte Erklärung, als sei Urs in die Einsamkeit gezogen,
und aus derselben von Fridolin hervorgeholt worden, mag denen
behagen, die überhaupt alle Wunder und Legenden recht prosaisch
und natürlich zu deuten lieben. Wir aber könncn nicht finden, wie
 
Annotationen