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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Gefeierte Pers.]; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0019
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Forschungslage und Literaturüberblick

gründet der Kunstgeschichte als wissenschaftli-
cher Disziplin13 und 1831 neben Wilhelm von
Humboldt Mitinitiator bei der Gründung des
Berliner Kupferstichkabinetts durch König Frie-
drich Wilhelm III.14 - forschende Beschäftigung
mit der Ehrenpforte erkennen, wenn er unter Zi-
tierung Neudörfers (s. o.) Hellers Behauptung wi-
derspricht, Hieronymus Rösch15 habe dazu die
meisten Risse Dürers ausgeführt16. Johann Heller,
der 1827 die erste ausführliche Biographie Dürers
in zwei Bänden vorgelegt hatte, spricht etwa auch
von der Ehrenpforte als erstem Beispiel für den
»italienischen Baugeschmack« in Deutschland17 -
was Rumohr auch diesmal mit dem Hinweis auf
die Renaissance-Adaptionen in den Holzschnit-
ten Burgkmairs ab 1507 widerlegt18.
Ohne daß - von solch seltenen Schlaglichtern
der Forschung abgesehen - weitere wesentliche
Akzente gesetzt werden, behält die Ehrenpforte
das ganze restliche Jahrhundert hindurch ihren
festen Platz im Holzschnitt-CEuvre Dürers und
seiner Werkstatt, als deren ausschließliches Werk
der Riesenholzschnitt betrachtet wird. Die Einlei-
tung zu einem 1854 im »Deutschen Kunstblatt« er-
schienenen Aufsatz des Grafen Bielke über den
Fund einer Erstausgabe der Ehrenpforte im Kö-
niglichen Kupferstichkabinett in Stockholm19
spricht dies deutlich aus:
»Es wird gewiß für die ganze Kunstwelt, beson-
ders aber für die vielen Verehrer Albrecht Dürer’s
eine erfreuliche Nachricht sein, dass noch ein Ex-
emplar von der ersten Ausgabe seiner in Holz-
schnitt ausgeführten Ehrenpforte Kayser Maxi-
milian’s aufgefunden ist.«
13 1785-1843; vgl. dazu Waetzold, Wilhelm, Deutsche Kunst-
historiker, 2 Bde., Berlin 3i986, Bd. 1, S. 292!.
14 Vgl. Möhle, Hans, Zur Geschichte des Berliner Kupfer-
stichkabinetts, insbesondere seiner Sammlung Altdeutscher
Zeichnungen, in: Dürer und seine Zeit, Kat.Ausst. Berlin
1967/68, S. 7.
15 Gemeint ist Hieronymus Andreae.
16 Rumohr, Carl Friedrich von, Zur Geschichte und Theorie
der Formschneidekunst, Leipzig 1837, S. 12.
17 Heller, Johann, Das Leben und die Werke Albrecht Dürer’s,
2 Bde., Bamberg 1827, Bd. 2, S. 702.
18 Rumohr 1837, S. 56.

Eine vorherrschend nach den Kriterien der Stil-
geschichte urteilende und forschende Kunstwis-
senschaft hatte allerdings mit ebendieser Tatsache
- nämlich daß die Ehrenpforte vollständige Erfin-
dung und eigenhändiges Werk des größten deut-
schen Künstlers sei - erhebliche Schwierigkeiten:
So bewegt sich die Beurteilung der Ehrenpforte
zwischen offensichtlicher Geringschätzung der
Arbeit und einer mitunter das Schwärmerische
streifenden Anerkennung - doch stets wird sie
dabei als Kunstwerk und im ganzen betrachtet,
und es geht grundsätzlich auch immer darum, Dü-
rer für die weniger inspiriert wirkenden Stellen
und den hypertrophischen Gesamteindruck des
Riesenwerkes durch seine enge Bindung an die
kaiserlichen Vorstellungen gleichsam zu entschul-
digen. Die beiden Pole der Zustimmung oder
Ablehnung gegenüber der Ehrenpforte sollen im
folgenden anhand verschiedener Kunsturteile der
älteren Dürerliteratur veranschaulicht werden. Sie
wirken bis in die Gegenwart nach.
Heinrich Glax erwähnt der Ehrenpforte - ein
Jahr nach der Welle des Patriotismus von 1848 - in
einem im übrigen sehr kenntnisreichen Aufsatz
als eines
»... von dem grössten deutschen Künstler zur Ver-
herrlichung eines der volksthümlichsten deut-
schen Kaiser errichteten Denkmals aus der
Blüthezeit deutscher Kunst ...«20.
Differenzierter ist in diesem Sinne August von
Eye 1860 geneigt, Maximilian die gesamte »un-
gemessene« Erfindung der Ehrenpforte zuzuer-
kennen:
19 Bielke, Axel Graf, Die Ehrenpforte Albrecht Dürers in der
Kupferstichsammlung des K. Museums in Stockholm, in:
Deutsches Kunstblatt 4/1853 Heft 2, S. 15.
20 Glax, Heinrich, Ueber die vier Ausgaben der geschichtli-
chen Vorstellungen der Ehrenpforte Kaiser Maximilians I.
von Albrecht Dürer. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des
XVI. Jahrhunderts, in: Quellen und Forschungen zur va-
terländischen Geschichte Literatur und Kunst, Wien 1849,
S. 261.
 
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