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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]; Maximilian [Gefeierte Pers.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0018

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T4

I. Einführung

als ein staunenswertes, in Ansehung der Feinheit
merkwürdiges Kuriosum ohne nähere Erläute-
rung zuteil geworden.
So erscheint in der knappen Schilderung Hol-
lenbergs fast wie die Zierde einer fürstlichen
Wunderkammer, was doch fast gleichzeitig be-
reits Gegenstand echter Kennerschaft und früher
Forschungsansätze war: 1786 erschien der erste
Teil von Heineckens »Neuen Nachrichten von
Künstlern und Kunstsachen«7, der auf Ehren-
pforte und Triumphzug im Rahmen einer Zusam-
menstellung Dürerscher Holzschnitte eingeht:
»6. Die Ehrenpforte, welche dem Kayser Maximi-
lian zu Ehren aufgerichtet worden, bestehet in 36
Blättern, welche ohne Schrift, hoch 6 Z. 6 L., breit
5 Z. 9 L., mit der Jahrzahl 1515. Albrecht Dürer hat
die Blätter, die Schrift aber Räsch, sonst Hierony-
mus Formschneider genannt, in Holz geschnit-
ten.«
Wahrscheinlich war Heinecken die erste - und
wohl auch einzige - Erwähnung der Ehrenpforte
in der früheren Kunstliteratur durch Dürers Zeit-
genosse Johann Neudörfer bekannt, der dazu in
seiner Vita Dürers 1547 schrieb:
»Kaiser Maximilian gab ihm jährlich hundert
Gulden, dem riß er die Ehrenpforte, und sonsten
mancherlei schöne Figuren und Gemäld, dazu
dieser Theuerdank ein große Lust hatte. «8
Es schließen sich bei Heinecken über zehn Seiten
hinweg Forschungen über den Triumphzug an, die
7 Heinecken, Karl Heinrich von, Neue Nachrichten von
Künstlern und Kunstsachen. Erster Theil, Dresden und
Leipzig 1786, S. 193 h. Heinecken, der bis 1763 unter König
August III. von Sachsen Leiter des ersten deutschen Kup-
ferstichkabinettes in Dresden war, darf mit seinen einschlä-
gigen Publikationen als Begründer der Graphikforschung
in Deutschland gelten, vgl. Schmidt, Werner, Dresden. Kup-
ferstichkabinett der staatlichen Sammlungen, in: Boekhoff,
Hermann und Winzer, Fritz (Hgg.), Das große Buch der
Graphik, Braunschweig 1968, S. 183.
8 Lochner, Georg Wolfgang Karl (Hg.), Des Johann Neudör-
fer, Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg, Nachrich-
ten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre
1547 (= Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunst-

sogar den Abdruck des Briefes Maximilians an
Sigmund von Dietrichstein vom 14. Oktober 1512
[Q 20] im originalen Wortlaut einschließen. Über
die Anführung von Dürers Brief an Christoph
Kress vom 30. Juli 1515 [Q 28] und seiner Bitte um
die 100 fl. Jahresrente gelingt von Heinecken ein
für allemal der bis heute gültige Nachweis, daß
Dürer von 1512 bis 1515 für Kaiser Maximilian tätig
war9 *. Mit Blick auf künftige Forschungen verlau-
tet von Heinecken seine Hoffnung auf weitere
Nachdrucke und erweist dem damaligen Direktor
der Wiener Hofbibliothek, Baron van Swieten,
seine Reverenz:
»Die weltbekannte Erfahrung und Kenntniß die-
ses würdigen Mannes [...] läßt uns nicht zweifeln,
daß wir nicht mit der Zeit die noch nicht ans Licht
getretenen Werke des großen Kaysers Maximi-
lian I., soviel nur möglich, im Druck erscheinen
sehen sollten.«
1799 ging se^n Wunsch im Hinblick auf die Ehren-
pforte in Erfüllung: Adam von Bartsch, nachmals
Verfasser des Peintre-Graveur13 und zugleich di-
rekter Untergebener des Baron van Swieten11, gab
die vierte Gesamtausgabe der Ehrenpforte her-
aus12 und ließ die mittlerweile fehlenden Stöcke
durch 18 Radierungen nach den älteren Ausgaben
ergänzen. Damit wurde der Riesenholzschnitt ei-
ner breiteren Schicht sammelnder und forschen-
der Interessenten zugänglich.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts läßt
etwa Carl Friedrich von Rumohr - einer der Be-

technik des Mittelalters und der Renaissance 10), Wien 1875
(Neudruck Osnabrück 1970), S. 132.
9 Ebd., S. 193E
10 Bartsch, Adam (Ritter) von, Le Peintre-Graveur, 11 Bde.,
Wien 1805-1808 (Nachdruck Hildesheim 1970). Die Ehren-
pforte erscheint in Bd. 7 (Wien 1808) unter der Nr. 138;
ebenso bei Passavant, Johann David, Le Peintre-Graveur,
Leipzig 1860.
11 Vgl. Art. »Bartsch« in: Saur 7 (1993), S. 314 f. (R. Rieger).
12 Ehrenpforte. Arc Triomphal de l’Empereur Maximilien I.
Grave en bois d’apres les dessins d’Albert Durer. A Vienne
chez Tfranquillo]. Mollo et Comp. marchands d’Estampes
de l’imprimerie de la veuve Alberti.
 
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