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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]; Maximilian [Gefeierte Pers.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0147

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143

Historie
Die Bildfelder über den Seitenportalen
(C 2, Nr. 1-12; C’2, Nr. 1-11)

Neben dem Stammbaum, den Wappenreihen und
den Darstellungen der verwandten Fürsten stellen
die erlich vnnd lobwirdig materien über den Sei-
tenportalen als biographische Episoden aus der
Vita Maximilians einen weiteren Hauptthemen-
kreis der Ehrenpforte dar176. Sie bilden die größ-
ten zusammenhängenden Bildfolgen innerhalb
der Gesamtkomposition, gehören zum Anfangs-
bestand des Programmes, und die ursprünglich et-
was geringere Breite des Bildfeldes mit Wappen
und Stammbaum über dem Hauptportal ent-
sprach der ihren177. Diesem historisch bestimmten
Komplex können die Bildfolgen der Seitentürme
mit den löblichen seligen vnd nützlichen dingen
zugeordnet werden, unter einem erweiterten
Blickwinkel auch die Reihe der Kaiser und Könige
um die Porten des Lobs auf der linken Seite.
Unmißverständlich spricht die Clavis bei den
Historiendarstellungen davon, daß nur 23 der ins-
gesamt 24 gefiert Meldungen mit Bildern der Ruh-
mestaten Maximilians versehen wurden178. Damit
hat der biographische Zyklus der Ehrenpforte -
ebenso wie der im Katalog vergleichshalber heran-

gezogene Weisskunig und die Historia Friderici III
et Maximiliani - keinen Abschluß gefunden. Dies
gilt auch für die Reihe der Kaiser und Könige - ob-
wohl sie aus der Materialfülle der Caesares Cuspi-
nians heraus nahezu beliebig erweiterbar gewesen
wäre179 - und ebenso für die verwandten und ver-
schwägerten Fürsten. Noch größere Fehlstellen
weisen die ansehenlichen materien der Sei-
tentürme auf; doch anders als bei den 23 Historien
geht die Clavis in keinem dieser Fälle darauf ein
und erweckt so eher den Anschein, als sollte dieser
Mangel überspielt werden. Diese Defizite erschei-
nen auf den ersten Blick insofern als folgerichtig,
als eben das vorhandene Material eine abschlies-
sende Redaktion nicht erlaubte. Dies trifft jedoch
nur zum Teil zu, wie später die nachfolgenden Ein-
zelbetrachtungen, wie zunächst aber ein knapper
Rückblick auf Maximilians autobiographische180
Bestrebungen insgesamt erweisen sollen. Als de-
ren späteste bei Lebzeiten Maximilians kann die
Ehrenpforte angesehen werden.
Während einer Fahrt über den Bodensee 1499
diktierte Maximilian seinem Schreiber Joseph

176 Eine thematische Zuordnung innerhalb der Historien ent-
weder zur Porten des Lobs (links) oder des Adels (rechts) ist
nicht zu erkennen.
177 Vgl. dazu ausführlich in Teil II: >Das Mittelportal< und >Die
Wappen<.
178 Offenbar zeigen alle der zahllosen Arbeiten, in denen die
Ehrenpforte mit einer Gesamtansicht vertreten ist, das
letzte Feld mit der Schlacht von Pavia aus der zweiten, der
sog. »Erzherzog-Karl-Ausgabe« (Meder) von 1559, also
nicht dem Erstdruck entsprechend freibleibend.
179 In offensichtlichem Gegensatz zu den verwandten Herr-
schern der rechten Hälfte.
180 Von einer Autobiographie im heutigen Sinne kann streng

genommen nicht gesprochen werden, da - auch in den la-
teinischen Fragmenten und Diktaten - niemals in der Ich-
Form erzählt wird, mehr aber noch, weil der Kaiser seine
Autorschaft offenbar nirgends wollte hervorgehoben wis-
sen.
Auf die Problematik der verschiedenen Fassungen und Re-
daktionen der Texte und Bilder für Autobiographie, Theu-
erdank und Weisskunig bzw. deren Herausgabe kann hier
nicht ausführlich eingegangen werden, da das Forschungs-
problem fortbesteht. Vgl. dazu Müller, Gedechtnus 1982,
S. 96; Rudolf, Karl, Illustrationen und Historiographie
bei Maximilian I., in: Römische historische Mitteilungen
25/1983, S. 38.
 
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