Überarbeitung und Druck in Nürnberg
(1512-1518)
Im Gegensatz zur früheren Entstehungsge-
schichte und vor allem zur Herleitung bietet die
Überarbeitung und Fertigstellung des Riesen-
holzschnittes ab 1512 geringere Probleme grund-
sätzlicher Natur. So kann etwa in der Frage der
Händescheidung im wesentlichen auf die älteren
Zuschreibungen zurückgegriffen werden37. In
Bezug auf die grundsätzliche Organisation und
Disposition bei der Vielfalt der erforderlichen Ar-
beiten können die Aufsätze von Giehlow und
Strieder38 herangezogen werden, doch fällt vor al-
lem ins Gewicht, daß sich nach 1512 die Quellen-
lage deutlich verbessert.
Nimmt man die unterschiedliche Größe der
drei Wappen vor dem rechten äußeren Freisäulen-
paar [D’] wörtlich - und es besteht kein Grund,
dies nicht zu tun - dann lag die Arbeit zum größe-
ren Teil bei Stabius und Kölderer, während Dürers
Anteil folglich geringer zu veranschlagen ist.
Diese Ansicht vertrat Fischnaler bereits 1902,
nachdem ihm die Identifizierung des Kölderer-
Wappens zu Füßen der Ehrenpforte [D’] gelungen
war39, das nach Chmelarz bisher für dasjenige des
Chelidonius gehalten wurde40. Bis dahin hatte die
Ehrenpforte ein gutes Jahrhundert lang als alleini-
ges Werk Dürers und seinerWerkstatt gegolten41.
Der Anteil Altdorfers wurde dagegen an dem Rie-
senholzschnitt überhaupt nicht kenntlich ge-
macht.
So soll im folgenden versucht werden, das Aus-
maß der Arbeiten des Stabius, die Leistung Dürers
und seiner Werkstatt, der Druckwerkstatt des
Hieronymus Andreae und schließlich der Umfang
der Altdorferschen Ergänzungen zumindest
näherungsweise voneinander abzugrenzen. Dabei
ist - wie zuvor im zweiten Teil - auch die Frage
nach einer schlüssigen zeitlichen Abfolge im Auge
zu behalten.
Das Problem der Vorstudien
Einzig im zeichnerischen Werk Albrecht Dürers
konnten bislang drei unsignierte und undatierte
Skizzen ausgemacht werden, die trotz ihrer
Flüchtigkeit anscheinend einen direkten Bezug
zur Ehrenpforte aufweisen42. Diese angesichts des
Umfanges der Arbeiten sehr gering anmutende
Zahl mag deren eingehendere Betrachtung recht-
fertigen.
Wie die erste Fixierung einer Bildidee mutet die
Zeichnung des Greifen mit Stahl und Feuerstein
im Britischen Museum an (Abb. 23)43. Dieser Ein-
druck verstärkt sich, wenn man die Tatsache in Be-
tracht zieht, daß das Blatt mit der Zeichnung bei
Winkler ebenso wie bei Strauss (Drawings) nur als
knapper Ausschnitt abgebildet ist. Annähernd
vollständig ist es bei Strauss (Woodcuts)44 zu se-
37 Zuerst Schmidt, W., Über den Anteil Wolf Trauts, H. Sprin-
ginklees und A. Altdorfers an der Ehrenpforte Kaiser Maxi-
milians, in: Chronik für vervielfältigende Kunst IV-9/1891,
S. 8-12; danach später Meder, Joseph, Dürer-Katalog, Wien
1932, Nr. 251. Siehe Auch die Übersicht Abb. 3.
38 Strieder, Peter, Zur Entstehungsgeschichte von Dürers Eh-
renpforte für Kaiser Maximilian, in: Anzeiger des Germa-
nischen Nationalmuseums 1954-59, S. 128-142.
39 Fischnaler, 1902, S. 312 f.
40 Chmelarz, Ehrenpforte 1886, S. 302 f.
41 Vgl. in Teil I: »Forschungslage und Literaturüberblick«.
42 W. 673-675.
43 British Museum Printroom, Slg. Sloane 5231/91V.
44 Strauss, Walter Levy, Albrecht Dürer. Woodcuts and Wood-
blocks, New York 1980, Appendix A, pl. 25.
(1512-1518)
Im Gegensatz zur früheren Entstehungsge-
schichte und vor allem zur Herleitung bietet die
Überarbeitung und Fertigstellung des Riesen-
holzschnittes ab 1512 geringere Probleme grund-
sätzlicher Natur. So kann etwa in der Frage der
Händescheidung im wesentlichen auf die älteren
Zuschreibungen zurückgegriffen werden37. In
Bezug auf die grundsätzliche Organisation und
Disposition bei der Vielfalt der erforderlichen Ar-
beiten können die Aufsätze von Giehlow und
Strieder38 herangezogen werden, doch fällt vor al-
lem ins Gewicht, daß sich nach 1512 die Quellen-
lage deutlich verbessert.
Nimmt man die unterschiedliche Größe der
drei Wappen vor dem rechten äußeren Freisäulen-
paar [D’] wörtlich - und es besteht kein Grund,
dies nicht zu tun - dann lag die Arbeit zum größe-
ren Teil bei Stabius und Kölderer, während Dürers
Anteil folglich geringer zu veranschlagen ist.
Diese Ansicht vertrat Fischnaler bereits 1902,
nachdem ihm die Identifizierung des Kölderer-
Wappens zu Füßen der Ehrenpforte [D’] gelungen
war39, das nach Chmelarz bisher für dasjenige des
Chelidonius gehalten wurde40. Bis dahin hatte die
Ehrenpforte ein gutes Jahrhundert lang als alleini-
ges Werk Dürers und seinerWerkstatt gegolten41.
Der Anteil Altdorfers wurde dagegen an dem Rie-
senholzschnitt überhaupt nicht kenntlich ge-
macht.
So soll im folgenden versucht werden, das Aus-
maß der Arbeiten des Stabius, die Leistung Dürers
und seiner Werkstatt, der Druckwerkstatt des
Hieronymus Andreae und schließlich der Umfang
der Altdorferschen Ergänzungen zumindest
näherungsweise voneinander abzugrenzen. Dabei
ist - wie zuvor im zweiten Teil - auch die Frage
nach einer schlüssigen zeitlichen Abfolge im Auge
zu behalten.
Das Problem der Vorstudien
Einzig im zeichnerischen Werk Albrecht Dürers
konnten bislang drei unsignierte und undatierte
Skizzen ausgemacht werden, die trotz ihrer
Flüchtigkeit anscheinend einen direkten Bezug
zur Ehrenpforte aufweisen42. Diese angesichts des
Umfanges der Arbeiten sehr gering anmutende
Zahl mag deren eingehendere Betrachtung recht-
fertigen.
Wie die erste Fixierung einer Bildidee mutet die
Zeichnung des Greifen mit Stahl und Feuerstein
im Britischen Museum an (Abb. 23)43. Dieser Ein-
druck verstärkt sich, wenn man die Tatsache in Be-
tracht zieht, daß das Blatt mit der Zeichnung bei
Winkler ebenso wie bei Strauss (Drawings) nur als
knapper Ausschnitt abgebildet ist. Annähernd
vollständig ist es bei Strauss (Woodcuts)44 zu se-
37 Zuerst Schmidt, W., Über den Anteil Wolf Trauts, H. Sprin-
ginklees und A. Altdorfers an der Ehrenpforte Kaiser Maxi-
milians, in: Chronik für vervielfältigende Kunst IV-9/1891,
S. 8-12; danach später Meder, Joseph, Dürer-Katalog, Wien
1932, Nr. 251. Siehe Auch die Übersicht Abb. 3.
38 Strieder, Peter, Zur Entstehungsgeschichte von Dürers Eh-
renpforte für Kaiser Maximilian, in: Anzeiger des Germa-
nischen Nationalmuseums 1954-59, S. 128-142.
39 Fischnaler, 1902, S. 312 f.
40 Chmelarz, Ehrenpforte 1886, S. 302 f.
41 Vgl. in Teil I: »Forschungslage und Literaturüberblick«.
42 W. 673-675.
43 British Museum Printroom, Slg. Sloane 5231/91V.
44 Strauss, Walter Levy, Albrecht Dürer. Woodcuts and Wood-
blocks, New York 1980, Appendix A, pl. 25.