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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Honoree]; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0211

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207

Ai- Die Portenn der Eeren vnnd Macht

Druckstöcke: Nr. n, 12, 12a, 21, 22, 26, 27, 28 (vgl.
Schema Abb. 3).
Clavis: Item die drei thor oder porten haben die Titel ih-
rer bedewtnus in inen geschriben. Nemlich so ist die
mitel gross porten die wirdigist vnd genant die porten
der eeren vnd macht, zuuersteen das die eer ist ein Ion
der tugent vnd clarheit, vnd so dann Kaiser Maximilian
vil tugentlicher clarer erentatten so zum tail hiebey be-
zeichent sein, begangen, ist ime dise porten eroffent vnd
auffgericht, die auch sein kaiserlich gemüet in hohen
eren durchwandelt hat. [I, 11-14]
Der Grund durch einige wenige, flott gezeichnete Grä-
ser und Steine als Erdboden gekennzeichnet.
Dreiseitig vorspringendes Hauptportal im Zentrum
der Komposition; weist den deutlichsten Rücksprung
des zweistufigen stereobatartigen Unterbaues1 auf und
entfaltet zugleich die ausgeprägtesten räumlichen Qua-
litäten.
Das stark überstellte Rundbogentor2 von schlichten
Profilierungen eingefasst; Durchblick durch das rück-
seitige, offenbar annähernd gleichhohe Tor. Bei diesem
ebenso wie bei den beiden anderen Portalen keinerlei
Betonung des Kämpferbereiches.
Meerkatzen
(In der Clavis nicht erwähnt). Als einzige Wesen er-
sichtlich nicht der Tektonik der Ehrenpforte eingeord-
net3; bewegen sich mit Blick auf den Betrachter von der
Mitte weg; langer, zwischen den Beinen sich durch-
windender Schweif. An einer unsichtbaren Stelle des
Sockels angeleint.

Die eigentliche Portalwand mit doppelten Rebstäben
dekoriert; deren Ansätze unterhalb des abschließenden
Kranzgesimses durch die Flügel des Reiherpaares ver-
deckt. Bis etwa in Kämpferhöhe des Portales herabhän-
gend, wobei der jeweils äußere Rebstab vermittels einer
Ringöse ein Gebinde aus Phantasieblumen trägt, dessen
Mitte von einem Granatapfel mit aufgeplatzter Schale
gebildet wird4.
Granatapfel5
Clavis:
Die andern ewsseristen zwen [Greifen, Anm. d.
Verf.], helt einer zu der obern seitten Margranop-
fel Kaiser Maximilian diuiss oder liberey, die sein
Maiestat ir in der iugent erwellet, vnd bedewtet
souil, Wiewol ein Marggranopfel auswendig nit
sonder lieblich besliessung, noch suessen geruch
hat, so ist er doch inwendig mit vil edler mildigkäit
vnd wolgemachten kornern begäbet, dergleichen
verporgen schickhchait mildigkeit mit der zeit
nacheinander teglich zu pflanntzen vnd zu offen-
waren. [IV, 25 - V, 3]
Im Kämpferbereich zweigen zugleich zwei Rebstäbe
ab, die dem Verlauf des Rundbogens folgen6; deren
Scheitelpunkt hinter der Kronenträgerin. Rebstabver-
zierungen auch an den beiden seitlichen Toren, hier
jedoch schlichter und die Portale in ganzer Höhe be-
gleitend.
Der Innenraum lediglich durch Schachbrettfliesen
strukturiert; dabei die dunkeltonigen Platten, welche in
etwa dem Verlauf der Mittelachse folgen, mit zusätz-
lichem Rosettenmuster. In diesem Bereich perspekti-

Durchaus dem Sockel eines Denk- oder Grabmales ver-
gleichbar.
2 Die »gotisch« überstellte Rundbogenform begegnet in der
älteren und zeitgenössischen venezianischen Architektur
allenthalben.
3 Dadurch vermitteln sie gleichsam zwischen der Ehren-
pforte und deren Betrachter bzw. Durchwandler. Die
Meerkatze ist gängiges Teufelssymbol und erscheint als sol-
ches gleichfalls angekettet auf Dürers Kupferstich Maria

mit der Meerkatze [M 30], um 1497/98, der hier jedoch nicht
zum Vorbild diente.
4 Das Fruchtgehänge im Rahmendekor zu Pirckheimers
Plutarch-Ausgabe von 1513 (Abb. 32) ist dem zuseiten des
Mitteltores eng verwandt.
5 Der Granatapfel ist eines der am häufigsten auftretenden
Motive des Dekors.
6 Eine der frühesten und zugleich aufwendigsten Auszierun-
gen mit Rebstabornamentik erscheint auf dem Holzschnitt
 
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