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I. Einführung
Problematik - Methode - Aufbau
Um wesentliche Forschungsprobleme zu kenn-
zeichnen, seien aus dem Literaturüberblick einige
wichtige Punkte herausgehoben:
Spätestens mit dem sammelnden und forschen-
den Interesse an der Druckgraphik um die Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert und verstärkt mit den
Anfängen der Kunstwissenschaft in der ersten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erfuhr die
Ehrenpforte als ein Werk Dürers und seiner Werk-
statt reges Interesse, das durch die beiden Neu-
auflagen 1799 und 1886 zugleich Bestätigung und
Förderung erfuhr.
Eine größere monographische Arbeit über die
Ehrenpforte, die inhaltliche und formale Kriterien
von Herleitung, Entstehung und Funktion glei-
chermaßen berücksichtigte, existiert bislang nicht.
Es handelte sich stets um kürzere Beiträge und
Aufsätze, die Einzelprobleme behandelten oder
eine Herleitung der Gesamtform versuchten.
All dies sind dabei Äußerungen über ein Kunst-
werk, zu dem die Grundlagenforschung in den
Anfängen steckengeblieben ist, da eine genaue Be-
standsaufnahme aller Wappen, Historien, Bild-
nisse und Symbole bislang nicht unternommen
wurde. Dies verführte stets dazu, aus dem reichen
Material an Bildern und Texten isolierend heraus-
zugreifen, was dem Gang der jeweiligen Argu-
mentation zuträglich schien.
Schwerpunkt aller bisherigen Untersuchungen
zur Ehrenpforte war eine Betrachtung nach stil-
kritischen, allzuhäufig auch nach ästhetischen Ge-
sichtspunkten; weithin verbreitet war damit eine
>Entschuldigung< Dürers für weniger inspiriert
wirkende Stellen durch die >Maßlosigkeit< der
Vorgaben Maximilians.
Funktionale Erwägungen spielten bei den Un-
tersuchungen zur Herleitung und bei der Gesamt-
beurteilung des Riesenholzschnittes eine unterge-
ordnete Rolle, obwohl man sich der äußerst hete-
rogenen Bestandteile der Bilderwand stets bewußt
war.
Aus den angesprochenen Problemen leiteten sich
zugleich grundlegende Forderungen für die Vor-
gehensweise bei den Untersuchungen mit einer
gewissen Zwangsläufigkeit ab:
An erster Stelle ist hier das Erstellen einer sinn-
vollen Gliederung des Riesenholzschnittes zu
nennen. Eine thematische Gliederung - wie sie
etwa anhand der sieben Abschnitte der Clavis
hätte gewonnen werden können (s.u.) - erwies
sich rasch als viel zu kompliziert, da sich dem In-
halt nach zusammengehörende Bilder in vielen
Fällen über die gesamte Fläche verteilt finden. So
wurde nach rein anschaulichen Kriterien verfah-
ren: Anhand der nachfolgend dargelegten Auftei-
lung in einzelne Abschnitte sollte ein leichtes
Auffinden der jeweils besprochenen Stellen ge-
währleistet werden. Die Binnengliederung der
Bilderwand ergibt sich aus der Einteilung der Eh-
renpforte in elf deutlich voneinander geschiedene
Vertikalachsen und - ausgehend von der Mittel-
achse A - der Benennung der einzelnen Ab-
schnitte mit Hilfe von Buchstaben und Zahlen
(vgl. Schemazeichnung Abb. 2):
I. Einführung
Problematik - Methode - Aufbau
Um wesentliche Forschungsprobleme zu kenn-
zeichnen, seien aus dem Literaturüberblick einige
wichtige Punkte herausgehoben:
Spätestens mit dem sammelnden und forschen-
den Interesse an der Druckgraphik um die Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert und verstärkt mit den
Anfängen der Kunstwissenschaft in der ersten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts erfuhr die
Ehrenpforte als ein Werk Dürers und seiner Werk-
statt reges Interesse, das durch die beiden Neu-
auflagen 1799 und 1886 zugleich Bestätigung und
Förderung erfuhr.
Eine größere monographische Arbeit über die
Ehrenpforte, die inhaltliche und formale Kriterien
von Herleitung, Entstehung und Funktion glei-
chermaßen berücksichtigte, existiert bislang nicht.
Es handelte sich stets um kürzere Beiträge und
Aufsätze, die Einzelprobleme behandelten oder
eine Herleitung der Gesamtform versuchten.
All dies sind dabei Äußerungen über ein Kunst-
werk, zu dem die Grundlagenforschung in den
Anfängen steckengeblieben ist, da eine genaue Be-
standsaufnahme aller Wappen, Historien, Bild-
nisse und Symbole bislang nicht unternommen
wurde. Dies verführte stets dazu, aus dem reichen
Material an Bildern und Texten isolierend heraus-
zugreifen, was dem Gang der jeweiligen Argu-
mentation zuträglich schien.
Schwerpunkt aller bisherigen Untersuchungen
zur Ehrenpforte war eine Betrachtung nach stil-
kritischen, allzuhäufig auch nach ästhetischen Ge-
sichtspunkten; weithin verbreitet war damit eine
>Entschuldigung< Dürers für weniger inspiriert
wirkende Stellen durch die >Maßlosigkeit< der
Vorgaben Maximilians.
Funktionale Erwägungen spielten bei den Un-
tersuchungen zur Herleitung und bei der Gesamt-
beurteilung des Riesenholzschnittes eine unterge-
ordnete Rolle, obwohl man sich der äußerst hete-
rogenen Bestandteile der Bilderwand stets bewußt
war.
Aus den angesprochenen Problemen leiteten sich
zugleich grundlegende Forderungen für die Vor-
gehensweise bei den Untersuchungen mit einer
gewissen Zwangsläufigkeit ab:
An erster Stelle ist hier das Erstellen einer sinn-
vollen Gliederung des Riesenholzschnittes zu
nennen. Eine thematische Gliederung - wie sie
etwa anhand der sieben Abschnitte der Clavis
hätte gewonnen werden können (s.u.) - erwies
sich rasch als viel zu kompliziert, da sich dem In-
halt nach zusammengehörende Bilder in vielen
Fällen über die gesamte Fläche verteilt finden. So
wurde nach rein anschaulichen Kriterien verfah-
ren: Anhand der nachfolgend dargelegten Auftei-
lung in einzelne Abschnitte sollte ein leichtes
Auffinden der jeweils besprochenen Stellen ge-
währleistet werden. Die Binnengliederung der
Bilderwand ergibt sich aus der Einteilung der Eh-
renpforte in elf deutlich voneinander geschiedene
Vertikalachsen und - ausgehend von der Mittel-
achse A - der Benennung der einzelnen Ab-
schnitte mit Hilfe von Buchstaben und Zahlen
(vgl. Schemazeichnung Abb. 2):