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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Contr.]; Altdorfer, Albrecht [Contr.]; Maximilian [Honoree]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0025

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Forschungslage und Literaturüberblick

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Für den Augenblick ist für die kunsthistorische
Literatur zur Ehrenpforte zunächst zu resümie-
ren, daß es sich - von einer einzigen Ausnahme
abgesehen - lediglich um Aufsätze, Beiträge in
Corpus-Werken oder Katalogbeiträge handelte,
die zudem fast ausschließlich mit formalen
Aspekten des Riesenholzschnittes befaßt waren
und die dessen Inhalt meist nur bedarfsweise und
oft außerhalb des entsprechenden Kontextes her-
anzogen.
Die angesprochene Ausnahme besteht in einer
kunstgeschichtlichen Erlanger Magisterarbeit von
198666. Die Arbeit bietet zwar keine neuen For-
schungsergebnisse, gibt aber eine Literaturüber-
sicht und stellt den Inhalt der Ehrenpforte über-
sichtlich und in diversen Schemazeichnungen
auch anschaulich dar. Hilfreich ist vor allem das
Bemühen des Verfassers, die historischen Zusam-
menhänge der einzelnen Szenen und Bildfolgen in
Ansätzen zu recherchieren. Dies ist vor allem des-
halb verdienstvoll, weil sich die Geschichtsfor-
schung, in deren Zuständigkeit die Ehrenpforte
als historische Quelle ja zu einem guten Teil fällt,
der Ehrenpforte bislang überhaupt nicht ange-
nommen hat67. Allerdings bietet die fünfbändige,
gut zu benutzende Biographie Maximilians L, die
Hermann Wiesflecker 1986 abschloß, überreich-
lich Material, um die Bildfolgen der Ehrenpforte
auch inhaltlich genauer zu bestimmen und zu
würdigen68.

Wesentlich neue Aspekte brachte hingegen die
germanistische Philologie zur maximilianischen
Literatur im Allgemeinen, die im Besonderen
auch für die Ehrenpforte geltend gemacht werden
können; denn ihr Charakter als Druckwerk und
bildlicher Panegyricus, sowie die Tatsache, daß oft
erst die Textbeischrift die Bildinhalte erschließt,
läßt sie in vieler Hinsicht Maximilians literari-
schen Produktionen als verwandt erscheinen.
Wegweisend waren hier die 1982 publizierten For-
schungen Jan-Dirk Müllers, die aus dem Blick-
winkel der Literaturwissenschaft ein neues Licht
auf die Ehrenpforte werfen. Namentlich der deut-
lichen Scheidung zwischen einer stilistischen, so-
wie einer inhaltlichen und funktionalen Herlei-
tung verdanken die nachstehenden Erörterungen
manche wichtige Anregung: »Wenn gesagt wird,
hier sei der ,antike Gedanke’ ,mit dem der >Wap-
penwand< der nordischen Gotik verschmolzen’69,
dann trifft das den stilistischen Gesamteindruck
eher, als daß es den Entstehungsbedingungen und
Intentionen des Werks gerecht würde: möglichst
zahlreiche Formen der Repräsentation fürstlicher
Herrschaft (...) werden Bestandteil einer architek-
tonischen Komposition, die als Erneuerung eines
antiken Triumphbogens gelten soll. Mit dem Zitat
dieser Formen antiker gedechtnus können wieder
beliebige Inhalte organisiert werden ...«70.

Ehrenpforte hierfür keinen Anhaltspunkt. Lüken argumen-
tiert hierzu weiter, daß das Fehlen der Kurfürsten und die
Nichterwähnung von Reichstag und Kammergericht ein
bildlicher Reflex auf ebendiese »Idee« sei (S. 490). Doch
übersieht er dabei, daß die Kurfürsten sehr wohl Aufnahme
in die Ehrenpforte gefunden haben, dies sogar in ihrer ver-
fassungsmäßigen Funktion, nämlich bei dem Historienbild
mit der Römischen Königskrönung Maximilians (C 2,
Nr. 9).
65 Müller, Matthias, Rinascimento alla moderna. Kaiser Maxi-
milian I. als Imitator antiquorum, Diss. Wien 1996, hier
bes.S. 100-118; ferner dass, in Quintessenz in: Seipel, Wil-
fried, Kaiser Karl V., Kat.Ausst. Wien 2000, Kat.Nr. 13.
66 Leidner, Udo, Die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian I.,
ungedr. Magisterarbeit Erlangen-Nürnberg 1986.

67 Hermann Wiesflecker illustriert sein Werk über Maximilian
zwar gelegentlich mit Historienszenen von der Ehren-
pforte, greift aber bei deren Würdigung auf die ältere kunst-
historische Literatur zurück (Bd. 5, S. 368).
Ein kritisches, wenn auch knappes Eingehen auf die Litera-
tur zur Ehrenpforte findet sich dagegen bei Ulmann (Ul-
mann, Heinrich, Maximilian L, 2 Bde., Bd. 2 Stuttgart 1891,
S-753)-
68 Dies geschieht ausführlich im Katalogteil.
69 Müller zitiert hier aus: Kat. Maximilian I. 1959, S. 76.
70 Müller, Jan-Dirk, Gedechtnus. Literatur und Hofgesell-
schaft um Maximilian L, München 1982, S. 153 f.
 
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