Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schauss, Martin
Die Leonardische Flora: eine Fälschung aus dem 19. Jahrhundert ; Studien eines Künstlers — Leipzig, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21584#0060
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeigt dir, wie man einen ganzen nackten Mann oder
eine Frau gießen kann,
oder ein Tier, oder in Metall ausführen.

Wisse, daß, wenn du die oben erwähnte Methode auf eine ent-
wickeltere Art durchfuhren willst (ich dir bemerke, daß) du den ganzen
Menschen gießen und in Abdruck machen kannst, so wie man an vielen
guten nackten Figuren der alten Zeit findet. Daher mußt du, wenn du
einen ganz nackten Mann oder eine Frau machen willst, zuerst denselben
mit den Füßen am Boden in einer Kiste stehen haben, welche du von
der Höhe eines Menschen bis zum Kinne machen läßt. Und mache die
Kiste auf der einen Seite rings in der Mitte, auf der andern der Länge
nach zusammengefügt oder eigentlich zerlegbar. Ordne au, daß ein
Kupferblech, das sehr dünn ist, von der einen halben Achsel, am Ohre
beginnend, bis zum Boden der Kiste gehe, und leicht ohne Verletzung
des Fleisches des Nackten, eine Saite weit von denselben abstehend, ihn
einschränke. Und es sei diese Platte auf den Band genagelt, wo die Kiste
beginnt. Und auf diese "Weise nagle vier Platten ein, welche sieh anein-
ander schließen, gleichsam das Futter des Kastens bildend. Dann salbe
den Nackten, stelle ihn aufrecht in dem Kasten, und reibe reichlich Gips,
welcher mit lauem "Wasser vermischt ist. Habe einen Gehilfen, damit er,
während du vor dem Menschen anfüllst, rückwärts fülle, so daß in der-
selben Zeit der Kasten voll und er bis zum Halse bedeckt werde. Nur
das Gesicht kannst du, wie ich dir gezeigt habe, für sich allein machen.
Lasse diesen Gips so lange stehen, bis er steif geworden. Dann öffne und
zerlege die Kiste und stecke einige Werkzeuge und Meißel zwischen die
Bänder des Kastens und die Kupferbleche oder die eisernen, wie du sie
gemacht hast. Und öffne, wie du es bei einer Nuß machtest, wobei du
auf jeder Seite die Stücke des Kastens und des gemachten Abdrucks er-
hältst. Und ziehe sorgfältig den Nackten hervor, wasche ihn gut mit reinem
Wasser, so daß sein Fleisch gefärbt wird, wie eine Bose. Und auf diese
Art kannst du noch, nachdem du das Gesicht modelliert, diese Form oder
diesen Abguß auch mit einem beliebigen Metalle gießen; ich rate dir aber
zum Wachse. Die Ursache: einfach deshalb, weil der Überzug ohne Ver-
letzung der 'Figur zerbricht, denn du kannst hinwegnehmen, anfügen und
ausbessern, wo ein Mangel an der Figur wäre. Auf dies nun kannst du
den Kopf ansetzen und alles zusammen verbinden und die ganze Person
herstellen. Auf gleiche Weise kannst du Glied für Glied einzeln gießen;
 
Annotationen