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Scheftelowitz, Isidor
Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker — Gießen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.13441#0012
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I. Scheftelowitz

jagten sie Bären Der Dämonenbändiger Tahmurath empfing
von dem göttlichen Boten Serös eine Schlinge, um dadurch
die Dämonen zu bändigen2. „Der Mensch vermag mit Pfeil,
Bogen, Schwert und Schlinge den Feind in Staub zu werfen",
heißt es bei Firdusi8. Diese uralte Waffe ist auch dem Alten
Testament bekannt, was aus vielen Stellen hervorgeht: „Auf
dem Wege, den ich wandle, legten sie mir Schlingen" 4. „Denn
ins Netz wird der Frevler geleitet vermittels seiner Füße und
auf Flechtwerk tritt er. An der Ferse erfaßt ihn die Schlinge,
es halten ihn fest die Fußangeln; versteckt auf der Erde ist
seine Fessel und seine Falle auf dem Pfade" 5. Die Sumerer
und Assyrer haben das Netz nicht nur zum Einfangen der
stärksten Tiere gebraucht0, sondern auch als gefährliche
Waffe im Kampfe gegen Feinde. So gebraucht Marduk in
seinem Kampf gegen Tiamat das Netz: „Er breitet sein Netz
aus, um Tiamat damit zu umschließen". Mit seinem Netze
überwindet er auch dieses Ungeheuer'. Eine derartige Ver-
wendung des Netzes als Waffe spiegelt sich bei Homer Ibas
V 487f. wieder: „Daß ihr ja nicht wie in den Maschen des
weitumschließenden Netzes gefangen, den feindseligen Männern
zum Raub und zur Beute anheimfallet"s. Noch römische
Gladiatoren, die Retiarii und Laquearii9 bedienten sich im
Kampfe des Netzes und der Schlinge, die sie ihren Gegnern
über den Kopf zu werfen suchten. In Britisch Neu-Guinea
bediente man sich der Schlingen zum Menschenfang10.

1 AaO. S. 85, 9B. Auch Oppian Cynegetica IV 120ff. bestätigt dieses.

2 Firdüsi ed. Vullers I 20 ff. 3 ed. Vullers II S. 758 V. 139.
1 Ps. 142, 4. " Hiob 18, 8—10.

" Vgl. B. Meißner, Assyrische Jagden 1911 S. 8, 28. Auf einem alt-
ägyptischen Bilde sieht man vor einem Tempel ein Netz ausgebreitet, in
das ein Tier stürzt (Capart Primitive Art in Egypt, London 1905 S. 254).

7 King The seven tahlets of creation, Tabl. IV.

s Reiches Material über die Verwendung des Netzes bei den Griechen
und Römern bietet E. Pottier Bete bei Daremberg-Saglio Dictionnaire des
antiquites IV 850 ff.

9 S. über beide Arten G. Lafaye Gladiator bei Daremberg-Saglio
II 1586, 1589.

10 Führer durch das Museum für Völkerkunde 14. Aufl. Berlin 1908 S. 113.
Das Rautenstrauch-Joest-Museuni in Köln besitzt derartige Schlingen.
 
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