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I. Scheftelowitz, Das Schlingen- und Netzmotiv

1

Ii Schlinge und Netz als Waffe des Menschen zur Über-
windung mächtiger Feinde

Schon frühzeitig hat der primitive Mensch Schlingen und
Netze im Kampfe angewendet, um damit Feinde und un-
bändige Tiere zu überwältigen. Der alte Inder wünscht dem
Feinde: „Er möge in die Schlinge verwickelt, in Not geraten" \
„Hier sind hingeworfen die Todesschlingen, von denen du,
sobald du darauf trittst, nicht mehr befreit wirst. Möge diese
Schlinge Tausende von jenem (feindlichen) Heere töten" 2. Der
voii den Feinden gefesselte Gefangene ruft im Bgveda Varuna
und Agni an, daß sie die Stricke lösen mögen3. Die Haupt-
waffe der iranischen Heroen bestand in der Wurfschlinge
(kernend). Der Heros Eustem, der mit Wurfschlinge und Keule,
ausgerüstet ist, machte in seinem vierten Abenteuer eine Hexe
in Mazenderan dadurch unschädlich, daß er die Schlinge um
ihr Haupt warf und sie dann tötete. In seinem fünften
Abenteuer warf er, während er hoch zu Eoß den flüchtigen
Aulad verfolgte, geschickt um den Nacken des Feindes die
Schlinge und riß ihn so vom Eoß4. Da die iranischen Helden
geschickt im Schlingenwerfen waren, werden sie auch „Schiingen-
werfer" genannt5. Mit der Wurfschlinge und dem Netze er-

1 Atharva-Veda II 12, 2: päse sä baddh.6 durite ni yujyatäm.

2 Ath. Veda VIII 8, 16: Imä uptä mrtyupäsä yän akrdmya na
mucyäse amüsyä hantu senäyä idäm kutam sahasrasdh.

3 RV I 24, 13; V 2, 7.

4 Firdüsi 'Sähnäme übers, v. Schack S. 136, 138 f. Ebenso sind die
anderen Helden mit Schlingen bewaffnet (vgl. S. 174, 215, 254, 284).

5 AaO. S. 279.

Religionsgeschiehtliche Versuche u. Vorarbeiten XH, 2. 1
 
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