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I. Scheftelowitz

auch hier tritt uns die Anschauung entgegen, Krankheiten
würden dadurch hervorgerufen, daß ein böser Dämon einen
Menschen oder seine Glieder bindet.

3. Magische Schlingen und Netze zur Vernichtung
eines Feindes

Ein Werkzeug, mittels dessen man im Kampfe seinen
Feind unschädlich machen kann, vermag im Zauber angewendet
auch eine unsichtbare Wirkung gegen den entfernten Feind
auszuüben.

Im alten Indien nahm derjenige, der seine Gegner ver-
nichten wollte, soviel Stricke, als er Gegner hatte, legte sie
in eine Totenurne und vergrub sie in der Nähe des Hauses
eines seiner Gegner unter Hersagung eines Beschwörungs-
liedes. Er konnte aber auch diese Stricke in ein Boot legen,
das er dann samt den Stricken ins Wasser hinausfuhr und
versenkte l. Besonders war ein Strick, mit welchem ein ge-
tötetes Opfertier angebunden war, ein sehr wirksames Mittel,
seinem Feind den Tod anzuwünschen, indem man einen solchen
Strick auf einen dürren Baumstumpf oder auf einen dürren
Grasbüschel legte mit den Worten: „Den, der mir Übles zu-
fügen will, trete ich hinunter; den wir hassen, den fessele ich
mit der Schlinge"2. Der altindische Fürst, der im Kriege
das feindliche Heer vernichten will, wirft vor Beginn der
Schlacht an solchen Stellen, die das feindliche Heer passieren
muß, Schlingen hin, indem er dabei eins von den beiden
folgenden Beschwörungsliedern hersagt3: „Eine Fessel möge
euch Brhaspati, eine Fessel Savitar machen, eine Fessel

Menschen töten. Der böse Satan, der „Schlange" oder „Drache" genannt
wird, ist nur dann unschädlich, wenn er gebunden ist (Off. Joh. 20, 2 f.).
Ebenso suchen in der germanischen Mythologie die neun dämonischen
Schwestern, sobald sie von ihren Fesseln befreit werden, das Menschen-
geschlecht mit Fieber heim (Grimm, Deutsche Myth.2 S. 1107).

1 Kaus. Sütra 48, 4—5; Caland, Altind. Zauberritnal S. 167.

2 Taitt. Samh. III 1, 41. In Indien glaubt man, daß eine Hexe einen
Mann mittels einer Schnur, die sie ihm um den Hals bindet, in einen
Widder oder Affen zu verwandeln vermag (Crook Populär religion . . . of
Northern Indio? II 46). 3 Kaus. Sutra 16, 6.
 
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