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Ein gutes Beispiel ist im Sinuhe (100 b—c):

rdj.w sw3.w(?) rnp.wt hr hc.w.j „Es wurde veranlaßt, daß die Jahre an meinen Glie-
dern vorbeigingen.

§ 97. Exkurs 2: Indifferenzformen zwischen introvertierten und extravertierten

Den introvertierten Sätzen steht nur eine einzige Verbalform, das Pseudopartizip, zur
Verfügung, den extravertierten dagegen in der Suffixkonjugation eine ganze Skala von
„Tempora". Darüberhinaus ist das Pseudopartizip, was z.T. mit der Armut an „Tem-
pora" zusammenhängt, in bestimmten syntaktischen Konstellationen nicht möglich, in
denen ein „Tempus" der Suffixkonjugation stehen kann, während umgekehrt der Suf-
fixkonjugation wohl alle syntaktischen Umgebungen zugänglich sind, in denen das Pseu-
dopartizip steht. Folgende Einschränkungen bestehen für das Pseudopartizip:

1. Das Pseudopartizip kann nicht mit einer Negation versehen werden oder durch ein
Negationsverbum im Pseudopartizip ersetzt werden. Jeder negierte Satz nimmt des-
halb automatisch die äußere Gestalt eines extravertierten Satzes an (n sdm.f usw.; nn
sdm.f; tm.f sdm.w).

2. Verben der Suffixkonjugation können von Präpositionen abhängen, Pseudopartizipien
dagegen nicht. Jeder von einer Präposition abhängige Satz hat deshalb die äußere
Gestalt eines extravertierten Satzes (z.B. m sdm.f).

3. Von Verben wie rdj „veranlassen" können Verben in der Suffixkonjugation abhän-
gen, nicht aber Pseudopartizipien. Jeder von Verben wie rdj abhängige Satz hat des-
halb die äußere Gestalt eines extravertierten Satzes („Subjunktiv"; „prospektives"
sdm.f).

Es bestehen zwei Möglichkeiten, diese Fälle zu beurteilen. Entweder stehen hier die
extravertierten Sätze aus inhaltlichen Gründen; oder aber es handelt sich um syntak-
tische Indifferenzformen, bei denen der Unterschied zwischen Introversion und Extra-
version aufgehoben ist. Für die erste Lösung könnte Fall 3 sprechen: in jedem Fall setzt
eine im Vergleich zur Verbalhandlung des „übergeordneten" Satzes {rdj usw.) neue
Verbalhandlung ein, auch wird im Normalfall ein neues „Subjekt" stehen (vgl. dazu
auch § 96). In Fall 2 könnte man sich vorstellen, daß mit jeder Präposition eine relativ
neue Verbalhandlung eingeleitet wird. Für einen Europäer, dem die Negation nichts
anderes bedeutet als eine Modifikation eines positiven Sachverhalts, ist dagegen Fall 1
zunächst undurchschaubar. Warum sollte ein introvertierter Satz nicht negiert werden
können? Die Frage kann nur im Zusammenhang mit dem eigentümlichen Komplex der
ägyptischen Negation befriedigend gelöst werden und muß hier offen bleiben. Vor-
sorglich wurden im Katalog alle Sätze, bei denen nach Punkt 1—3 Indifferenzformen
in Frage kommen, markiert.

tß.kw

ccb.w sn.w.j

Ich wurde geschoren.

Meine Haare wurden gekämmt."

Sätzen?

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