288
kristallenen Stab mit der Kreuzesfahne. Der Sarkophag ist schräg in die Landschaft postiert
und überschneidet den nach links in den Mittelgrund des Bildes führenden Weg. Drei
Grabwächter umlagern den Sarkophag, wovon zwei an den beiden Schmalseiten kauern und
der dritte ausgestreckt am unteren Bildrand liegt. Im Hintergrund des Auferstehungsbildes ist
eine Landschaft mit Stadtansicht in blaugrünen Farbtönen zu sehen, worüber sich der
Goldgrund erhebt.
Die Auferstehung weist maßgebliche motivische Ähnlichkeiten mit niederländischen Bildern
dieses Themas auf, die im Umkreis des Dieric Bouts anzusiedeln sind. Wie sich das Verhältnis
zwischen dem Kölner Werk und den Bouts’sehen Vorbildern gestaltet, bedarf einer
eingehenden Untersuchung. Es war Dieric Bouts, der in den 1450er Jahren spezifische Formen
des Auferstehungsbildes entwickelte, die bis zum Jahrhundertende von großer Wirkung waren.
Ein Formulierung findet sich im Passionsaltar1299 1300 (Abb. 161) von etwa 1455.1301 Diesem
Auferstehungsbild nächst verwandt ist dasjenige vom Meister der Münchner Gefangennahme,
einst die rechte Flügelinnenseite1302 1303 1304 1305 (Abb. 383) eines Triptychons, das sich bis 1803 in der
Kölner Pfarrkirche St. Laurenz befand.1’03 Die beiden einander sehr ähnlichen Kompostionen
gehen auf ein gemeinsames Vorbild zurück, etwa in der Art der miniaturhaft kleinen
Auferstehungsszene in Rogiers Miraflores-Altar im Bildhintergrund der Erscheinung des
Auferstandenen vor Maria. Schönelj04 kreierte den Notnamen Meister der Münchner
Gefangennahme nach dem Aufbewahrungsort der Tafel1'05 mit der Gefangennahme Christi aus
dem selben Altarzusammenhang. Wie die jüngst von Klein durchgefuhrte
dendrochronologische Untersuchung der Tafelbilder ergab, können diese erst nach 1486
1299 Kat. München 1972, S. 357, S. 361, Anm. 21.
1300 Granada, Museo de la Capilla Real, Eichenholz, Mitteltafel 190,5 x 143 cm, jeder Flügel 188 x 58 cm.
1301 Van Schonte, R.: La Chapelle Royale de Grenade, (Les Primitifs flamands, L: Corpus de la peinture des
anciens Pays-Bas meridionaux au quinzieme siede, 6), Brüssel, 1963, S. 47ff.; Bermejo-Martinez, E.: La
Pintura de los Primitivos Flamencos en Espana, Bd. 2, Madrid 1982, S. 24-26; Belting, H./Kruse, C.,
1994, S. 207-208; Bermejo-Martinez, E. (Hrsg.): El Libro de la Capilla Real, Granada 1994, S. 188-192.
1302 München, BStGS, WAF 74, Eichenholz, 105,3 x 68,2 cm.
1303 Charakterisierung der Unterschiede zwischen den Auferstehungsbildem in Granada und München vgl.
Heiland, P.: Dirk Bouts und die Hauptwerke seiner Schule. Ein stilistischer Versuch, Straßburg 1902,
S. 99-103.
1304 Schöne, W., 1938, S. 37f., S. 163f„ Nr. 45.
1305 München, BStGS, Inv.Nr. 990, Eichenholz, 105,5 x 68,5 cm.
kristallenen Stab mit der Kreuzesfahne. Der Sarkophag ist schräg in die Landschaft postiert
und überschneidet den nach links in den Mittelgrund des Bildes führenden Weg. Drei
Grabwächter umlagern den Sarkophag, wovon zwei an den beiden Schmalseiten kauern und
der dritte ausgestreckt am unteren Bildrand liegt. Im Hintergrund des Auferstehungsbildes ist
eine Landschaft mit Stadtansicht in blaugrünen Farbtönen zu sehen, worüber sich der
Goldgrund erhebt.
Die Auferstehung weist maßgebliche motivische Ähnlichkeiten mit niederländischen Bildern
dieses Themas auf, die im Umkreis des Dieric Bouts anzusiedeln sind. Wie sich das Verhältnis
zwischen dem Kölner Werk und den Bouts’sehen Vorbildern gestaltet, bedarf einer
eingehenden Untersuchung. Es war Dieric Bouts, der in den 1450er Jahren spezifische Formen
des Auferstehungsbildes entwickelte, die bis zum Jahrhundertende von großer Wirkung waren.
Ein Formulierung findet sich im Passionsaltar1299 1300 (Abb. 161) von etwa 1455.1301 Diesem
Auferstehungsbild nächst verwandt ist dasjenige vom Meister der Münchner Gefangennahme,
einst die rechte Flügelinnenseite1302 1303 1304 1305 (Abb. 383) eines Triptychons, das sich bis 1803 in der
Kölner Pfarrkirche St. Laurenz befand.1’03 Die beiden einander sehr ähnlichen Kompostionen
gehen auf ein gemeinsames Vorbild zurück, etwa in der Art der miniaturhaft kleinen
Auferstehungsszene in Rogiers Miraflores-Altar im Bildhintergrund der Erscheinung des
Auferstandenen vor Maria. Schönelj04 kreierte den Notnamen Meister der Münchner
Gefangennahme nach dem Aufbewahrungsort der Tafel1'05 mit der Gefangennahme Christi aus
dem selben Altarzusammenhang. Wie die jüngst von Klein durchgefuhrte
dendrochronologische Untersuchung der Tafelbilder ergab, können diese erst nach 1486
1299 Kat. München 1972, S. 357, S. 361, Anm. 21.
1300 Granada, Museo de la Capilla Real, Eichenholz, Mitteltafel 190,5 x 143 cm, jeder Flügel 188 x 58 cm.
1301 Van Schonte, R.: La Chapelle Royale de Grenade, (Les Primitifs flamands, L: Corpus de la peinture des
anciens Pays-Bas meridionaux au quinzieme siede, 6), Brüssel, 1963, S. 47ff.; Bermejo-Martinez, E.: La
Pintura de los Primitivos Flamencos en Espana, Bd. 2, Madrid 1982, S. 24-26; Belting, H./Kruse, C.,
1994, S. 207-208; Bermejo-Martinez, E. (Hrsg.): El Libro de la Capilla Real, Granada 1994, S. 188-192.
1302 München, BStGS, WAF 74, Eichenholz, 105,3 x 68,2 cm.
1303 Charakterisierung der Unterschiede zwischen den Auferstehungsbildem in Granada und München vgl.
Heiland, P.: Dirk Bouts und die Hauptwerke seiner Schule. Ein stilistischer Versuch, Straßburg 1902,
S. 99-103.
1304 Schöne, W., 1938, S. 37f., S. 163f„ Nr. 45.
1305 München, BStGS, Inv.Nr. 990, Eichenholz, 105,5 x 68,5 cm.