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Schinkel, Karl Friedrich
Sammlung architektonischer Entwürfe: enthaltend theils Werke welche ausgeführt sind theils Gegenstände deren Ausführung beabsichtigt wurde (Text) — Berlin, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.5215#0011
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Sämmtliche Piäume des Museums werden mit erwärmter Luft, geheizt, wozu
die Anstalten im gewölbten Unterbau eingerichtet sind. Die Balkenlage über dem
ersten Hauptgeschofs wird von steinernen Säulen und Architraven getragen, erhält
einen starken Lehmschlag und einen Fufsboden in der Art des italienischen bunten
Estrichs; die Dachbalkenlage besteht aus armirten Balken, über die ein starker
Lehmschlag gedeckt ist. Bei dem geringen Holzwerk des flachen Daches, dem
Schutze der Balkenlage durch starke Estriche, dem grofsen ganz massiven Kuppel-
bau, der in der Mitte des ganzen Gebäudes überall eine schützende Trennung der
Theile bildet, und bei den massiven Treppen, ist in dem Gebäude eine grofse
Feuersicherheit erreicht, und zwar mit ungleich geringeren Mitteln und gröfserer
Raumgewinnung, als wenn kostbare, sehr starke Wände fordernde Wölbungen in
allen Theilen angebracht worden wären. Hierzu kommt die ganz isolirte Lage und
die Lösch-Anstalten, welche in den Höfen an eigends dazu angelegten Brunnen und
Kanälen, die mit dem Spreeflufse communiciren, angebracht werden.

Was den Styl der Architektur betrifft, welcher sowohl im Aeufseren als
durch das ganze Innere herrscht, so war die Einfachheit der Hauptformen dabei
der vorzüglichste Gcsichtspunct. Die Ausdehnung des Platzes, auf welchem das
Gebäude steht, die Nachbarschaft des Königlichen Schlosses und des prächtigen
Zeughauses verlangten grofsartige Verhältnisse; deshalb habe ich vorgezogen, anstatt
die beiden Hauptgeschosse durch zwei über einander stehende Ordnungen zu cha-
rakterisiren, eine einzige Ordnung durchzuführen, die aus der vorderen grofsen
Säulenhalle hervorgeht. Diese Säulenhalle bezieht sich, im architektonischen Zu-
sammenhange des Ganzen, zunächst auf den grofsen Mittelbau der Piotunde, welcher
die Höhe beider nebenliegenden Geschosse und mehr noch einnimmt, wodurch
das Verhältnifs der Höhe der Halle zu der des Rundbaues gerechtfertigt ist. Das
Gebäude, von demselben jonischen Gebälk und dem Unterbau der Säulenhalle
rings umgeben, und an den vier Ecken mit Pilastern der Ordnung versehen, bildet
in diesen Theilen eine einfache, grofsartige, seinen Verhältnissen angemessene Haupt-
Construction, in welche die Etagen-Baue untergeordnet eingefugt sind.

Der viereckige Schutzbau für das Kuppelgewölbe, der sich über die Haupt-
masse des Gebäudes erhebt, giebt demselben eine ausgezeichnete Mitte, und mufste
deshalb auch einen bedeutenden Schmuck haben; Dioscuren mit ihren Pferden,
goldne Sterne über den Häuptern, schienen, an der Vorderseite aufgestellt, als
Schutz und Heil bringende Wesen uns aus der Mythe bekannt, von erfreulichem
Eindruck und in Uebereinstimmung mit dem Styl des Ganzen, und so konnte
dann im Gegensatz eine andere Seite des menschlichen Geschickes: Kampf und
Vernichtung, in zwei ähnlichen Gruppen, etwa nach Art der auf Blatt 41. vorge-
stellten, über der Hinterfronte des Aufbaues dargestellt werden.

Für die Umgebung des Gebäudes ist von Seiner Majestät dem Könige bereits
die Wegnahme der jetzt in dem Lustgarten stehenden Pappelreihen befohlen, und
dagegen eine Baumwand, uv Blatt 42., angeordnet, welche die dahinter liegenden
sehr verschiedenartigen Gebäude, deren Aeufseres nicht angenehm ist, decken soll,
so dafs nur das Portal der Domkirche frei gesehen bleibt. Vor dieser Wand bildet
sich ein schöner Platz zur Aufstellung von Monumenten.

Ein grofser Wunsch für den Platz zwischen dem Schlofs und dem Museum
bliebe dann noch die Ausführung der früher schon öfter zur Sprache gekommenen
springenden Brunnen, wodurch jede Gegend so sehr belebt wird, besonders aber
Piäume, die von Architektur umschlossen werden.

Die Genehmigung Seiner Majestät des Königs für Ausführung dieses Bau-
planes erfolgte am 12. Januar 1824. Mit dem Frühjahr 1824 waren die vielen ver-
wickelten Vorbereitungen: der Ankauf der Grundstücke, die Abfindung der Besitzer
und Miether, die Abtragung alter Gebäude etc., so weit gediehen, dafs mit den
Einleitungs-Arbeiten der Anfang gemacht werden konnte. Es wurden im Verlauf
desselben Jahres vollendet: die Erweiterung des Kupfergrabens für die künftige
Hauptstrafse der Schifffahrt, und die damit zusammenhängenden Bauten zwei neuer
Zugbrücken in o und k des Planes, Blatt 42., und der Uferschälung oh' längs der
künftigen Packhofs-Anlage; ferner in demselben Jahr die Abdämmung des ehema-
ligen Schifffahrts- Armes abedefg und die ganze Pilotage des neuen Museums,
welche aus 3053 eingerammten, 24 bis 52 Fufs langen Pfählen und darüber ge-
strecktem Roste besteht, dessen oberste Holzkanten einen Fufs unter dem niedrigsten
bekannten Wasserstande des Spreeflusses liegen.

Der Bau des Museums ist in dem Jahre 1825 bis zur Einwölbung der Fenster
des ersten Hauptgeschosses geführt und im Jahre 1826 unter Dach gekommen.
Die Wölbungen durch den ganzen Unterbau und die der Kuppel, sowie der weitere
Ausbau erfolgte in dem Jahre 1827, so dafs mit dem Ende des Jahres 1828 die
Aufstellung der Kunstwerke erfolgen und in dem folgenden Jahre die Eröffnung
stattfinden kann.

Die Verwaltung der für die gesammte Angelegenheit des Museums bewil-
ligten Gelder ist dem wirklichen Geheimen Ober-Finanzrathe und Präsidenten
Piother übertragen.

Das Geschäft für die in das Museum bestimmte Auswahl der Kunstwerke
wird von dem Geheimen Staats-Minister Freiherrn von Altenstein geleitet, der
HofrathHirt bearbeitet das Specielle dieser Angelegenheit, und hat ganz besonders
die geschichtliche Folge der Kunstwerke für die nachmalige Aufstellung auszumitteln
und zu bestimmen.

Die ganze Bau-Angelegenheit des Museums ward der Obhut des Geheimen
Staats-Ministers Grafen von Bülow übergeben, nach dessen Tode der Geheime
Staats-Minister von Schuckmann mit der gesammten Bau-Partie auch diesen
Bau übernahm, und die specielle Ausführung des Baues ist in collegialischer Gemein-
schaft mir mit meinem verehrten Freunde und Collegen, dem Geheimen Ober-
Baurathe Schmid, anvertraut; unter uns arbeitet in der Qualität als Bauinspector
der Bau-Conducteur Bürde, welcher sich schon in den Geschäften am Bau des
Königlichen Schauspielhauses sehr verdient gemacht hat.

Die Blätter 37. 38. 39. 40. 4L 42. dieser Entwürfe, welche im Jahre 1825
erschienen, enthalten die Pläne zum Bau des Museums in Berlin, dessen Ausfüh-
rung im Jahre 1824 begonnen hatte und seit dieser Zeit vollendet und mit Kunst-
schätzen ausgefüllt wurde, so dafs der gröfsere Thcil der Piäume im Sommer des
Jahres 1830 dem Publikum für den Genufs der Sammlungen geöffnet werden
konnte. Während der Ausführung des Gebäudes ergaben sich im Einzelnen man-
cherlei Anordnungen, welche in den ersten Entwürfen nicht vollständig angedeutet
werden konnten; es schien mir deshalb angemessen, hiervon sowohl, als von der
Wirkung, welche die Architektur mehrerer Haupträume nach vollendeter Ausfüh-
rung macht, einiges nachträglich in den vorliegenden Blättern 43. 44. 45. 46. 47. 48.
aufzunehmen.

Auf Blatt 43. ist eine perspectivische Ansicht von dem Treppenraume hinter
dem Porticus dargestellt; der Standpunct ist im zweiten Geschosse auf der Gallerie
genommen, welche über den Aufgängen der Treppe vor der Thür zur Gallerie der
Piotunde hinläuft und in die verschiedenen Eingänge der Bilderräume führt. Man
sieht in dieser Ansicht durch die Säulenhalle in den Lustgarten hinab; ein Theil
des Königlichen Schlosses und die Thürme der Werdcr'schen Kirche zeigen sich
im Hintergrunde. Die in dieser Ansicht angedeuteten Wandgemälde, sowie die
Pieiterstatue an der Treppe vor der Säulenhalle und die beiden kleinen, mit Victorien
gekrönten Säulen, welche die Brustwehr der Treppe schliefsen, sind bis jetzt nur
Wünsche des Architekten.

Blatt 44. zeigt eine perspectivische Ansicht der Piotunde. Das Bild ist so
gestellt, dafs man durch die Eingangsthüre, sowohl des unteren Raumes als der
Gallerie, hinaus durch den Porticus in den Lustgarten sieht, wo der Springbrunnen
und das Königliche Schlofs angedeutet sind. Bei der Aufstellung der antiken Bild-
werke zwischen den Säulen und in den Nischen auf der Gallerie hat sich später
eine andere Auswahl, als die hier angegebene, vortheilhaft gezeigt. Die Wände der
Piotunde sind marmorartig gehalten und von sanft-grauer Farbe, die Säulenstämme
sind einem ganz hellgelben Giallo nachgebildet, die Gesimse und Säulencapitäle sind
weü's; in ersteren sind die Ornamente der Glieder in hochrother und goldgelber
Farbe gemalt. Die Kuppel hat einen hellen, röthlich-gelben Ton in den Friesen,
der durch die verschiedenen Absätze der Cassette sich nach dem dunklen Feuerroth
hin in Abstufungen vertieft, mit welcher letzteren Farbe der Grund der Cassette
ausgefüllt ist, auf welcher dann die Figur in hellem Goldgelb gemalt ist. Bei der
Beleuchtung aus dem Zenith der Kuppel bringt diese warme Tönung der Wölbung
eine sehr angenehme Wirkung für den ganzen Raum und die darin aufgestellten
Kunstwerke hervor.

Blatt 45. enthält mehrere einzelne Architektur-Theile des Gebäudes, welche
durch die auf dem Blatte gegebenen Unterschriften erklärt werden; für die Cas-
setten-Eintheilung in der Decke über der Haupttreppe hinter dem Porticus giebt
die auf Blatt 43. dargestellte perspectivische Ansicht noch näheren Aufschlufs.

Bei der Säule des Porticus habe ich die Base mehr den Monumenten im
alten Ionien nachgebildet; die Ausführung hat den feineren Charakter dieser Gat-
tung der Säulenbase und die schönere Uebereinstimmung mit der jonischen Ord-
nung, gegen die sonst fast beständig bei dieser Ordnung angewendete attische Base,
sehr deutlich gezeigt.

Blatt 46. enthält die Acroterien des Gebäudes, welche gleichfalls durch die
auf dem Blatte befindlichen Unterschriften erläutert werden, und ich habe hier
nur zu bemerken, dafs sowohl auf der perspectivischen Ansicht des Museums als
auf der geometrischen, welche beide auf Blatt 37. und 39. dieser Sammlung ent-
halten sind, Dreifüfse auf den Ecken des Gebäudes angegeben wurden, wogegen
die hier auf Blatt 46. dargestellten Candelaber haltenden Figuren ausgeführt wor-
den sind.

Blatt 47. giebt die verschiedenen Säulen- und Pilaster-Capitäle, welche im
Innern der Sculptursäle und der Rotunde vorkommen.

Auf Blatt 48. ist die Anordnung der Balkendecken in den Sculptursälen des
ersten Geschosses dargestellt. Die Figur DEFG ist eine Abtheilung der Balken-
decke zwischen zwei von Säulen unterstützten Architraven. Figur AB giebt das
Profil der Balken nach gröfserem Maafsstabe, wie sie über dem Architrav C ruhen,
und darüber ist nach demselben gröfseren Maafsstabe die Ansicht noch einmal auf-
getragen. Diese Anordnung der Balkendecke geht durch sämmtliche Sculptursäle.
Um bei der dem Zwecke der Construction entsprechenden Einförmigkeit in diesem
Platfond eine gehaltvolle Mannigfaltigkeit eintreten zu lassen, ist in jedem Balken-
felde die Mute mit einer gemmenartigen Vorstellung bezeichnet, womit durch die
rieihe der fünf Säle dieses Geschosses eine grofse Menge ansprechender Gedanken
vertheilt sind. Die Balken wurden mit erhabenen Verzierungen und Gliederungen
umgeben, die in Metall gegossen sind, und haben im Ganzen die Farbe der Bronze.
Die lichtgehaltenen Balkenfelder sind mit farbigen Linien eingefafst, welche in jedem
Saale in Harmonie stehen mit der Farbe der Säulenstämme, aus künstlichem Granit,
grünem und rothem Porphyr, Giallo und hellrothem Marmor.

Blatt 49. 50. 51. 52. 53. 54.

Das Schlofs zu Krzescowice, dem Grafen Potocki gehörig.

Die Aufgabe für den Entwurf dieses Gebäudes wurde in folgender Art ge-
stellt: Auf einer mäfsigen Anhöhe, die mit einer sanft geneigten und mit schönem
Piasen bedeckten Ebene gegen einen Bach abfällt, sollte der Palast in zwei Geschossen
aufgeführt werden. Das erste Geschofs ward für die Wohnung des Besitzers, und
zwar an der Südseite, und für das gesammte Gesellschafts-Local bestimmt. In dem
zweiten Geschofs mufste die Wohnung für die Familie eines Bruders des Besitzers
eingerichtet werden, der seine Güter einige Monate im Jahre verläfst, um seinen
Aufenthalt hier zu nehmen, eben so wie dies auch der Besitzer des Schlosses thut,
um einige Zeit des Jahres eine für ihn eingerichtete Wohnung auf den Gütern
des Bruders zu beziehen. Das zweite Geschofs enthält ferner Zimmer für die
Kinder und deren Erzieher, für einen Hausarzt und für das Logiren fremder Herr-
schaften. In letzterer Beziehung wurde eine Prachttreppe verlangt. Die Wohnungen
der Dienerschaft, die Küchen und andere Räume für ökonomische Zwecke sollten
in einem beträchtlich hohen Unterbau angebracht werden.

Da das Gesellschafts-Local ganz besonders bedeutende Räume einnehmen
sollte, so war es der Wunsch, die Disposition der ganzen Anlage so gedrängt als
möglich zu nehmen, damit der Dienst für die Dienerschaft erleichtert, und über-
haupt das Unbequeme weit in die Länge gedehnter Wohnungen vermieden würde.
Eine gefällige Hauptform des Palastes, der die an sich schon angenehme Gegend
und den darin angelegten Park noch mehr verschönern sollte, wurde dann noch
eine Hauptbedingung für den Entwurf.

Hiernach nun entstand der auf Blatt 49 bis 54. dargestellte Plan.

Blatt 49. giebt die perspectivische Ansicht des Palastes und seine ganze
Situation.

Zur Seite der zum Porticus führenden Stufen wurden, bei der entschiedenen
Liebhaberei des Besitzers für schöne Pferde, Sculptur-Gruppen aus gegossenem
Eisen von schönen Piace-Pferden mit ihren Führern, in mannigfaltiger Bewegung
gedacht, aufgestellt.

Längs am Piande der sanftabhängenden Rasenfläche ziert eine Fieihe Orangen-
bäume den Platz. Aus einem mittleren Zimmer jeder Seitenfronte des Palastes
führt ein Weinlaubengang in die Pflanzungen des Parks. Die Ebene zwischen den
Orangen und Weinlauben um den Palast herum, bildet einen in regelmäfsigen
Mustern angelegten Blumenteppich, so wrie er ungefähr dargestellt ist auf Blatt 54.,
welches die Grundrisse des Palastes giebt.

Die Haupt-Anordnung des Gebäudes besteht darin, dafs zwei innere Höfe
angelegt sind, jeder in einer Breite von 35 Fufs und einer Länge von 68 Fufs, welche
für die Erleuchtung sämmtlicher Passagen und Nebengemächer das Licht hergeben,
und in welche das gesammte Dachwerk abfallt, weshalb unter diesen Höfen ge-
wölbte Kanäle geführt sind, die das von den Dächern kommende Wasser, welches
in Abfallrinnen herabläuft, aufnehmen und fortführen. Durch diese Anordnung
gewinnt das Gebäude an äufserem Ansehen, wo die Dachungen hinter einem Pfeiler-
gang versteckt liegen, der über dem zweiten Geschofs rings um das Gebäude läuft,
und bei schlechter Witterung einen Spaziergang in geschütztem Räume bildet, von
dem man die angenehmsten und mannigfaltigsten Aussichten geniefst. Die Oeff-
nungen zwischen den Pfeilern sind mit feinem Sprofswrerk und Glas geschlossen.

Ein zweiter Vortheil, welchen die Anordnung der Höfe gewährt, ist die
vielfache Communication und die bequeme Lage der zu sehr verschiedenen Zwecken
bestimmten gröfseren und kleineren Räume in nicht zu grofser Entfernung von
einander, wie dies aus der hier nachfolgenden Bestimmung der Räume näher her-
vorgehen wird:

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