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Schinkel, Karl Friedrich
Sammlung architektonischer Entwürfe: enthaltend theils Werke welche ausgeführt sind theils Gegenstände deren Ausführung beabsichtigt wurde (Text) — Berlin, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.5215#0012
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Erstes Geschofs. Aus der überwölbten Unterfahrt 1. steigt man, um auf
die Höhe des Unterbaues zu gelangen, die 12 Fufs breite Treppe bis ins Vestibüle 2.,
dessen Decke von acht freistehenden Säulen unterstützt wird, und an jeder Seite
hinter den Säulen den Aufgang der Prachttreppe nach 3. und den oberen Aus-
tritt 4. 4. . . hat.

Kleine Zimmer 5. für den Portier und einen niederen Diener sind dicht am
Eingange angelegt.

Das Vestibüle führt bei 6. in eine im Styl der vaticanischen Logen bunt ge-
malte GaJlerie 6.9., durch welche man sowohl zu den Zimmern der Besitzerin,
als zu dem Gesellschafts-Locale gelangt. Zugleich geht man von dem Punct 6. des
Vestibüls rechts durch einen Corridor 6. 7. zu den Zimmern des Herrn, links durch
den Corridor 6. 8. in das Büffet vor dem grofsen Speisesaale. Am Ende 9. der
Hauptgallerie liegt das Vorzimmer 10. für die Besitzerin, von welchem man in den
Salon 11. tritt; an diesen stöfst das eigentliche Wohnzimmer 12. in der südöstlichen
Ecke des Schlosses, sowie das Wohnzimmer 22. des Herrn die südwestliche Ecke
einnimmt. Zwischen diesen beiden Zimmern folgen nun die zur innersten Woh-
nung gehörigen Gemächer, nämlich: das gemeinschaftliche Schlafzimmer 13. zunächst
dem Wohnzimmer der Besitzerin, daneben ein Toilettenzimmer 15., im Zusammen-
hange mit einem gegen den Hof hin liegenden Zimmer 16. für eine Kammerfrau,
und einer dahinter liegenden Passage 14. mit kleiner Treppe, die zu den Zimmern
der Kinder ins zweite Geschofs führt. Neben dem Toilettenzimmer ist ein kleiner
gemeinschaftlicher Salon 17., zum Frühstücken bestimmt, mit einem Ausgange in
die Weinlaube; hinter diesem, gegen den Hof hin, liegt eine grofse gemeinschaft-
liche Garderobe 18. Neben dem kleinen Salon liegt ein Toilettenzimmer des
Herrn 19., mit einem gegen den Hof hin liegenden Zimmer 20. für einen Kammer-
diener; dann folgt das gesonderte Schlafzimmer des Herrn 21., aus dem man in
das oben erwähnte Wohnzimmer 22. und durch das Vorzimmer 23. auf den Cor-
ridor 7. 6. gelangt. Eine kleine Wendeltreppe bei 7., hinter dem Wohn- und
Schlafzimmer des Herrn, dient zu schneller Communication mit den Wohnungen
des oberen Geschosses und des darüber liegenden Pfeilerganges um das Schlofs.
Indem nun auf diese Weise die für die Wohnung des Besitzers und seiner Ge-
mahlin bestimmten Räume einen bequemen inneren Zusammenhang und die not-
wendige Trennung der äufseren Zugänge, sowie die hinter den Zimmern erfor-
derlichen Verbindungen für einen, die Wohnenden möglichst wenig störenden
Dienst der Dienerschaft erhalten haben, ist nun auch der Zusammenhang dieser
Wohngemächer mit dem Gesellschafts-Locale durch den Salon 11. der Besitzerin
bedacht worden, welcher mit einem grofsen Bibliotheksaal 25. zusammenhängt, der
zugleich als Vorsaal für die Gesellschaft dient, und in welchen die Fremden un-
mittelbar aus der Gallerie 9. gelangen können. In dem, dem Vorzimmer der Be-
sitzerin gegenüber liegenden Vorzimmer 24. erwarten die fremden Bedienten ihre
Herrschaft.

Der Bibliotheksaal 25. hängt mit dem Billardzimmer 26., dieses mit einem
Cabinet 27. auf der Ecke, und beide letzteren mit einem grofsen Tanzsaal 28. zu-
sammen, der eine durch Säulen abgetrennte Halle 33. neben sich hat. Hinter dem
Tanzsaal liegt der Speisesaal 29. mit einem grofsen Büffet. Zwei kleine Treppe'n
31. und 34., am Billard-, Tanz- und Speise-Saal vertheilt, führen hinab zu den Küchen
im Unterbau und auch hinauf zu den Logirzimmern. Auf diese Weise erstreckt
sich das für grofse Gesellschaften zu benutzende Local, vom Wohnzimmer 11. der
Besitzerin an, über die ganze Ost- und Nordseite des Schlosses. Für besondere
Feste, als Maskeraden, die viel Circulation der Gesellschaft fordern, ist auch das
Stück 6. 8. des Corridors und die grofse Gallerie 6. 9. mit den Vorzimmern 10.
und 24. in den Gesellschaftsraum mit hineinzuziehen, indem bei 6. gegen das Vestibül
ein transportabler Verschlufs angebracht werden kann.

Zweites Geschofs. Alle Räume mit den Zahlen 2. 6. 7. 8. 9. bis 23. haben
hier genau dieselbe Bestimmung für die Wohnung des Bruders des Besitzers und
seine Gemahlin, wie die nämlichen Nummern im ersten Geschofs bezeichnet haben.

Die Zimmer 24. 25. 26. 27. sind für die Kinder und deren Erzieher und
Bedienung bestimmt. In den Zimmern 28. 29. 30. wohnt der Hausarzt, die Zimmer
31. bis 38. sind fürs Logiren fremder Herrschaften bestimmt, und dazu gehört die
zur Communication angelegte Gallerie 39.

Unterbau. Im Unterbau sind alle Räume von 1. bis 13., welche gegen
die Ost-, Süd- und West-Seite liegen, für Wohnungen der Dienerschaft bestimmt.
Die Piäume von 14. bis 19. dienen zur Communication und Verrichtung verschie-
dener Arbeiten das Hauswesen betreffend. Die Puiume von 20. bis 23. enthalten
die Küchen, Küchenstuben, Anrichtezimmer etc. Die Piäume von 24. bis 30. sind
für Kellereien aller Art bestimmt.

Nach diesen Erläuterungen der Grundrisse werden die Durchschnitte auf
Blatt 51. leicht verständlich. Im Durchschnitt Fig. I. nach der Puchtung JlB des
Grundrisses, und zwar nach Süden gesehen, sind die gewölbte Unterfahrt, das
Vestibül, die Gallerie, welche die Höfe trennt, der Bibliotheksaal und der daran

liegende Peristyl durchschnitten. Die Sculptur-Gruppe, welche vor letzterem sichtbar
ist, wurde gleichfalls statt der Pferde in Vorschlag gebracht. An den Fronten unter
dem Dache sieht man den Gang hinter den Pilastern, der nach der Construction
des Daches verschiedene Breiten hat.

Fig. II. desselben Blattes giebt den Durchschnitt nach der Pachtung CD,
und zwar gegen Osten hin gesehen; hier sind das Vestibül und die Prachttreppe
durchschnitten, man sieht die lange Gallerie hinab auf die Thür des Bibliothek-
saals. Links ist Büffet und Speisesaal, rechts Vorzimmer und Wohnzimmer des
Herrn sichtbar.

Auf Blatt 52. ist Fig. I. der Durchschnitt nach der Richtung EF, und zwar
nach "Westen hin gesehen, dargestellt. Der Tanzsaal, die beiden Höfe und die sie
trennende Gallerie, das Zimmer der Kammerfrau und das Toilettenzimmer der
Besitzerin sind hier sichtbar.

Fig. II. dieses Blattes giebt die West-Facade des Schlosses mit der über-
wölbten Unterfahrt, Fig. III. die Ost-Fa<;ade mit dem Peristyl, bei welchen von den
Sculptur-Gruppen das bei Fig. I. Blatt 51. Gesagte gilt.

Auf Blatt 53. ist die Auszierung der langen Gallerie, wrelche die Höfe trennt,
und die Architektur des anstofsenden Corridors und Vestibüls angegeben. Die
Malereien auf den breiten Pilastern sind im langen Mittelfelde auf weifsem Grunde
in bunten Farben, rings umher grau in grau, jedoch in einem warmen Ton, und
die Abtheilungen in matter Gold färbe. Die Basreliefs unter den Fenstern aus dem
Grauen, welches ins Meergrüne spielt. Die Fruchtschnüre neben den Fenstern
sind farbig, auf kräftig blauem Grunde angegeben. Die Einfassungen der Fenster
und die Füllungen unter den Basreliefs sind in verschiedenen künstlichen Marmor-
arten angenommen.

Auf demselben Blatte ist die Hauptwand des Bibliotheksaales angegeben. Die
Wände sind in künstlichem Marmor in grünlichem Grau mit weifsen Umfassungen,
die Schränke aus Mahagonyholz gehalten, das Glas in feines Sprofswerk von ver-
goldeter Bronze eingesetzt.

Der Platfond ist weifs mit theils weifsen, theils vergoldeten Ornamenten.

Auf Blatt 54. sind die Hauptwände des Tanz- und Speise-Saales angegeben.

In ersterem läuft zwischen Marmortäfelungen von hellröthlicher Farbe ein
Feld, in welchem auf sanftem himmelblauen Grunde ländliche, feierliche, festliche
Tänze aller Art dargestellt sind. Einfassungen mit vergoldeten Ornamenten um-
geben dieses Feld. Die Meubles sind in Purpur mit goldgelb eingewirkten Ver-
zierungen gehalten, die Gestelle selbst vergoldet.

Der Speisesaal ist in gelblichem Marmor gehalten, die Wände mit Nischen
versehen, in denen Bildsäulen stehen. Auf einem ringsumlaufenden Absatz der
Wand sind Prachtgeschirre aufgestellt, unten her sind Teppiche an den Wänden
aufgehängt von meergrünem Stoff mit goldgelb durchwirktem Muster. Die Plat-
fonds sind in beiden Sälen in weifser Farbe gehalten und darauf goldene Verzie-
rungen angebracht.

Der Bau des Schlosses ist zur Zeit noch nicht vollendet.

Blatt 55. 56. 59. 58.

Entwurf zur Kirche auf dem Werderschen Markte zu Berlin.

Die Lage des Bauplatzes, wie derselbe höheren Orts bestimmt wurde, gab
die Veranlassung zu der vorliegenden Anordnung des Gebäudes. An drei Seiten
von engen Strafsen umschlossen, in welchen eine reiche Architektur ungeniefsbar
sein würde, ist dem Gebäude ein ganz einfaches Aeufsere gegeben worden, wozu
auch der nur sehr mäfsige Umfang des Ganzen mehr noch aufforderte. Die vierte
Seite, der Giebel mit der grofsen Eingangspforte, ist dem Markte zugekehrt, und
um dieser Fronte mehr Wichtigkeit zu geben, ist das innere Gewölbe des Gebäudes
hier äufserlich in seinem ganzen Verhältnifs durch eine tiefe Nische angedeutet, in
deren Hinterwand die grofse Eingangspforte, in ihren Flügeln reich geschmückt,
in Bronze gegossen, von Marmortäfelungen umgeben, eingefugt ist. Die ganze,
über der Pforte durch das Gewölbe gebildete Bogenscheibe ist mit einem Gemälde
ausgefüllt, Christus lehrend, von den Aposteln und anderem Volke umgeben, dar-
stellend, welches sich im Schutze des vortretenden Nischen-Gewölbes befindet.
Ein Basrelief, welches das Giebelfeld füllt, dessen Gegenstand: die Predigt des Jo-
hannes in der Wüste, und die Krönung des Giebels machen die übrigen Verzie-
rungen dieser Fronte aus. Fig. I., Blatt 55., stellt dieselbe dar. Fig. II. desselben
Blattes giebt das Aeufsere der entgegengesetzten Seite, welche den Altar umschliefst.
Fig. III. und IV. sind zwei Quer-Durchschnitte, der eine gegen den Altar, der an-
dere gegen die Eingangspforte gesehen, deren Anordnungen sich leicht aus dem
Grundrifs Fig. I. Blatt 56. ergeben. Der vorgeschriebene Bauplatz, welcher keine
Erweiterung, so Avenig nach der Länge als Breite, zuliefs, ist hiernach so abgetheilt,

dafs das Gewölbe der Kirche aus vier neben einander liegenden, durch starke Gurt-
bögen abgeschnittenen Kuppeln besteht, zwischen deren Widerlags-Pfeilern an beiden
langen Seiten Emporkirchen im Säulenbau eingefugt sind, welche mittelst kleiner
Thüren, die durch die Widerlags-Pfeiler gehen, verbunden werden. Die Bogen-
scheiben an den beiden langen Wänden geben bequemen Platz, einfache grofse
Fenster in angemessener Höhe anzubringen. Diese Anordnungen werden beson-
ders deutlich aus dem Durchschnitt nach der Länge, Fig. II. Blatt 56. Die Treppen
für die Emporkirchen sind zu beiden Seiten der Eingangs-Nische angelegt. Die
Altar-Nische ist durch besondere, zwischen Pilastern höher gestellte Fenster erleuchtet.
Am Aufgang zum Altar steht zu jeder Seite eine Kanzel, die eine zur Verlesung
des Evangeliums, die andere für die Predigt bestimmt, und auf den Emporkirchen
zunächst der Altar-Nische ist Singechor und Orgel angebracht: weshalb besondere
Treppen zu diesen hinaufführen.

Blatt 57. giebt in Fig. I. die Seitenansicht der Kirche, in Fig. II. die Ansicht
der Kanzeln und des Altars nach gröfserem Maafsstabe, und in Fig. III. deren
Seitenansicht. Blatt 58. giebt die Perspective des Innern der Kirche, in welcher
die Ausschmückung durch eine heitere Malerei deutlicher heraustritt; hiernach sind
die Kuppeln in blauem Grunde mit Sternen verziert, unter welchen auf dem Ge-
simskranz geflügelte himmlische Kinder, reiche Fruchtgehänge tragend, in leuchten-
den Farben gemalt sind. Die Winkel unter den Kuppeln sind durch Gestalten
von Aposteln und Evangelisten ausgefüllt, welche auf einem goldenen Grunde in
kräftigen Farben gemalt sind. In den Abschnitten, welche neben den Fenstern in
den Mauerscheiben bleiben, sieht man in Malereien musicirende Himmelsgestalten,
und in den Feldern der Altar-Nische bilden Gemälde aus dem Leben Christi einen
reichen Hintergrund für den Altar. Die Pfeiler und unteren Wände der Kirche
sind in einer Marmortäfelung gehaltet), und die Säulen mit ihrem Gebälk aus
weifsem Marmor gearbeitet. Ein Glockenthurm sollte an einer leeren Ecke des
Marktes isolirt aufgeführt werden, weil weder der beschränkte Bauplatz, noch der
Styl des Gebäudes eine unmittelbare Verbindung mit demselben erlaubte.

Die jetzt im Bau begriffene Kirche wird nach einem anderen Plane ausge-
führt, der zu seiner Zeit bekannt gemacht werden wird.

Blatt 59.60.

Das Potsdamer Thor zu Berlin.

Bei der Aufgabe zum Umbau dieses Thores, welche nach dem vorliegenden
Plane im Jahre 1823 zur Ausführung gekommen ist, kam es vorzüglich darauf an,
die höchst unangenehme Beengung des Platzes aufserhalb des Thores zu ändern,
damit die neue Thor-Anlage, welche hohen Bestimmungen gemäfs den Charakter
einer Barriere erhalten sollte, ein heiteres Ansehen gewönne. Der Ankauf von
Gärten und anderen Grundstücken zunächst vor dem Thore, welcher zu diesem
Zwecke geführt hätte, ward verhältnifsmäfsig für die Anlage zu kostbar, und des-
halb mufste auf ein anderes Mittel, die Räumlichkeit vor dem Thore herbeizufüh-
ren, gedacht werden. Dieses Mittel fand sich in der Form des grofsen Leipziger
Platzes, womit die Stadt gegen das Thor endigt. Dieser Platz bildet ein Achteck,
in welches die Leipziger Strafse ausmündet, in deren fortgesetzter Pachtung man
zu dem Thor an entgegengesetzter Seite des Platzes gelangt. Das alte Thor Jl,
Blatt 59., welches aus zwei in der Stadtmauer BC aufgeführten Pfeilern bestand,
lag nicht in der Peripherie des Achtecks; durch ein Zurückrücken des neuen Thores
in die Stadt hinein an die Seite DE des Achtecks gewann der Leipziger Platz eine
ganz regelmäfsige Form und das Thor einen bedeutenden Vorplatz an der Aufsen-
seite. Die Stadtmauer wurde in Kreisform von G nach K und von // nach I an
das Thor geführt, welches durch ein grofses eisernes Gitter IK gebildet wird. In-
nerhalb dieses Gitters liegen an jeder Seite des Thores F das Wachthaus und das
Zollhaus, mit viersäuligen dorischen Portiken am Giebel gegen einander gekehrt.
Die Anlage dieser Gebäude schliefst sich durch die Mauern LE und MD, die
einen dorischen Kranz haben, an die nachbarlichen Grundstücke des Platzes bei E
und D an. Diese Mauern verdecken zugleich die für die Oekonomie der beiden
Thor-Gebäude nöthigen Höfe l und K, und haben bei D und E Portale, welche in
die um die Stadt laufende Communication längs der Stadtmauer führen. Der
neugewonnene Platz vor dem Thor ist mit einem Baumkranz bepflanzt worden,
der Leipziger Platz mit schönem R.asen bedeckt, auf welchem Baumgruppen stehen.
Die beiden Abtheilungen des Platzes sind mit eisernen Gittern eingefafst und mit
acht Figuren-Gruppen bestellt worden, die ehemals eine alte eingegangene Brücke
am Opernhause zierten. Blatt 59. giebt aufser dem Situationsplane der Anlage die
geometrischen Ansichten der Thoi'-Gebäude und deren Details. Blatt 60. giebt die
perspectivische Ansicht der Thor-Anlage, aufserhalb der Stadt gesehen.


 
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