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Auf Blatt 129. zeigt sich in den Durchschnitten nach der Richtung EF und
CD die Vorrichtung, um diese R.egenhöfe trocken zu erhalten. Es ist nämlich
unmittelbar mit denselben ein unterirdischer gewölbter Kanal verbunden, welcher
das Wasser in den Schlofsgraben abführt, aufserdem sind die Höfe in der unteren
Region und auch oben, da wo Schlaf- und Wohnzimmer anstofsen, mit einer Doppel-
maucr versehen, und deren Zwischenraum mittelst kleiner Oelfnungen in bestän-
digem scharfen Luftzuge gehalten. Bei der oben erwähnten Einrichtung der Dächer,
welche eine Erhöhung aller Frontwände des Schlosses nothwendig machte, ist eine
vollständige Dach-Etage gewonnen. Einige Vorsprünge in den Facaden des alten
Schlosses gaben Motive her, um die verschiedenen Thürmchen, Thürme und Bal-
cone in der neuen Umänderung zu gestalten, welche in den Facaden auf Blatt 130.
und in der perspectivischen Ansicht auf Blatt 127. ersichtlich werden.
Bings um das Schlofs ist die Terrasse, welche zwischen demselben und dem
Schlolsgraben bleibt, mit Orangenbäumen und Blumenpflanzung mannigfaltig ge-
schmückt, und eine steinerne Brücke wölbt sich über das Wasser zum Ilauptportal
hinüber. Das äufsere Ufer des Schlofsgrabens ist in malerischen Krümmungen und
Abhängen gehalten, wodurch sich die ganze Partie des Schlosses dem rings umher
liegenden Parke anschliefst. Aus der perspectivischen Ansicht gehen diese Anord-
nungen deutlich hervor.
Blatt 131. 132. 133. 134. 135.
Entwürfe zu dem Palastbau für Seine Königl. Hoheit den Prinzen
von Preufsen, in Berlin.
Erster Entwurf.
Bei der Aufforderung zum Entwürfe für einen Palast Seiner Königl. Hoheit
des Prinzen von Preufsen, in ßerlin; boten sich mehrere geeignete Orte in der
Stadt dar. Auf den beiden Blättern 131. und 132. ist der Platz JlBCD zweier ver-
käuflichen Grundstücke dafür gewählt, welche am Pariser Platz und an der Pro-
menade unter den Linden liegen, und einen hinreichenden Raum für einen schönen
Palast gewähren, so wie zugleich vorhandene Baulichkeiten darbieten, um die Woh-
nungen des Prinzlichen Hofstaats, aufserdem die Stallungen, Wagenremisen, Gelasse
für Brennmaterial aufzunehmen. Neben allem diesen bleibt noch ein schöner Garten-
raum, welcher in diesem Entwürfe genutzt ist für einen offnen Circus, in welchem
ein Wettlauf der Pferde abgehalten werden kann. Pflanzenhäuser, Blumenparterre's
und Pflanzungen aller Art, so wie eine Weinlaubc längs dem Flusse an der hin-
teren Front des Gartens, umgeben diese Anlage. Der Palast selbst wird auf dem
Platze des jetzigen Eckhauses errichtet, und erhält die Front DE (Blatt 131.) gegen
die Linden. Diese ist auf Blatt 132. aufgetragen, wo man zugleich die Einfahrt
D II in das Grundstück sieht, welche (\e\\ Palast mit dem Nebenhause für den
Hofstaat verbindet. Der Palast umschliefst von drei Seiten einen Hof, dessen vierte
Seite vom nachbarlichen Grundstück begrenzt wird. Unter den weiten Bogen-
hallen des Verbindungs-Gebäudes ist der Eingang in den Palast, und zugleich lassen
diese Bogenhallen vom Pariser Platz aus eine heitere Einsicht in den Garten zu,
worin besonders der Circus, oder Hyppodrom, schöne Wirkung macht. Da die
Facade der Halle, so wie die des ganzen Palastes gegen Mittag gewendet ist, wäre
der R.aum über derselben sehr geeignet, einen Wintergarten darauf anzulegen,
welcher zur. Ergötzlichkeit der Prinzlichen Wohnung mit dieser in genauer Ver-
bindung liegen würde. Die Wohn-, Schlaf- und Ankleidezimmer der Prinzlichen
Wohnung liegen an der Südseite des Palastes, die Gesellschaftslocale an der Nord-
und Westseite. In dem Nebengebäude für den Hofstaat ist wenig zu ändern, nur
durch Wegschaffung des Mansarde-Daches und Aufsetzung eines dritten Geschosses
würde demselben ein besseres äufseres Ansehen und größere Räumlichkeit im
Innern gegeben. Hinter diesem Gebäude sind die Piemisen und Stallungen ange-
legt, welche sich zum Theil schon nach der Form des in der Mitte des Gartens
liegenden Hyppodroms biegen und diese Form noch weiter bezeichnen. Hinter
den Stallungen ist ein Düngerhof angeordnet. Die nördliche Seite des Circus schliefst
mit einem terrassirten Halbkreis, der mit zwei Pavillons und einer Weinlaube ge-
krönt ist, um einen Aufenthalt für Zuschauer zu gewähren bei dem Wettlauf der
Pferde. Auf Blatt 132. ist eine Ansicht der ganzen Bauanlage vom Pariser Platz
aus gegeben, die Facade H'E gegen die Linden, ferner ein Plan des Grundstücks
und des Pariser Platzes, und ein Detail der Palastfacade in gröfserem Maafsstabe.
Blatt 131. zeigt einen Grundrifs und ein Profil durch die ganze Anlage mit dem
Garten.
Zweiter Entwurf.
Die Vorliebe für den Platz neben dem alten Bibliothek-Gebäude unter den
Linden veranlafste mehrere Erörterungen, um diesen beschränkten R.aum zu er-
weitern und sein beengtes trübes Ansehen für eine Palast-Anlage heiterer zu
machen. Bei diesen Erörterungen kam der Gedanke zur Sprache: das alte Biblio-
thek-Gebäude ganz fort zu schaffen, und eine zwreckmäfsigere Einrichtung für die
Königl. Bibliothek in einem neuen Gebäude zu gewinnen. Demgemäfs entstand
das auf Blatt 133. und 134. dargestellte Project des Palastes, dessen einfache Er-
örterung der einzelnen Piäume hier folgen und die Uebersicht der beabsichtigten
Zwecke entwickeln wird.
Fig. I. auf Blatt 133. giebt das erste Geschofs des Palastes im Grundrifs.
ab ist die Front der Strafse unter den Linden,
de die Front gegen die Behrenstrafse,
ad die Front gegen den Opernplatz.
f, g, h deuten Hofräume an, von denen h, h nur für den Abzug des Regen-
wassers von den Dächern angelegt sind und gemauerte Abzugskanäle haben, die
das Wasser durch die Fundamente des Gebäudes abführen.
m ist die Einfahrt, durch welche man zuerst in eine Säulengallerie gelangt,
die in einen Weg von gleicher Breite bis nach dem Ausgang n in der Behren-
strafse führt. Bei grofsen Festen gewährt diese Einrichtung eine trockene Unter-
fahrt und verhindert die Begegnung der Wagen in dem Portal und der Durch-
fahrts-Gallerie. lors ist ein Gebäude, durch welches die Durchfahrt führt, wo-
neben Remisen angelegt sind, über denen Zimmer in einem Halbgeschofs für
Dienerschaft liegen; eine besondere Treppe an der Durchfahrt führt zu diesen.
Ein Eingang aus der Durchfahrt in den Stall tuvw.vy, den seitwärts ein Hof um-
giebt, ist der Bequemlichkeit für die Anspannung günstig.
An den Fronten ki, ia, am liegen die Zimmer des Prinzen, darüber die
kleinen Appartements der Prinzessin. Im übrigen Palast und in einem dazu gehö-
rigen, schon vorhandenen Hause auf dem Grundstücke oetu, sind Wohnungen
für den Hofstaat und die Dienerschaft eingerichtet.
Die Haupttreppe zz ist unfern des Eingangsportals zur Seite der Durch-
fahrt angelegt, erhält ihr Licht durch die beiden daneben liegenden kleinen Höfe,
in welchen gemalte' Glasfenster die Einsicht verblenden. Das darüber liegende Ge-
schofs, von ähnlicher Einrichtung als das hier im Grundrifs gegebene, ist nicht ge-
zeichnet, dagegen ist:
Fig. IL, das dritte Ilauptgeschofs angegeben. In diesem liegen die Festlocale,
und mit diesem ist zugleich im Grundrifs alles angedeutet, was zu den Gartenver-
gnügungen gehört. Dies Geschofs rückt rings umher gegen die beiden unteren
Geschosse bedeutend zurück, so dafs ein 5 Fufs breiter Altan um das ganze Ge-
bäude gewonnen wird, der mit Blumen bestellt, gartenartig bei k mit der grofsen
Platform zusammenhängt und aus allen Zimmern einen angenehmen Zusammen-
hang unmittelbar mit dem Garten gewährt; denn man „hat nicht allein aus der lan-
gen Gallerie, für grofse Tafel, einen Ausgang in den Salon rss'r', der als warmes
Pflanzenhaus dient und zum Festlocal mit benutzt werden kann, aus welchem Trep-
pen hinunter in den Garten führen, sondern man geht auf die über der Durch-
fahrt, den Piemisen und Wohnungen der Dienerschaft liegende Platform rt'uv',
von wo man den untenliegenden Garten überschaut und zugleich die Aussicht auf
den Platz des Opernhauses hat. Diese Platform wird noch angenehmer durch die
längs derselben sich hinziehende bedeckte Arcadenhalle yx, an welche sich von bei-
den Seiten Weinlauben yt' und xo' schliefsen, in welche man durch zwei ge-
schlossene Cabinets gelangt. Am Ende an der Behrenstrafse schliefst diese Anlage
ein grofser Salon v x'ol, aus dem die breite Treppe y'z' in den untern Garten führt
und.durch ihre stufenartige Hauptanlage das Amphitheatralische des Gartens gegen
den Opernplatz noch kräftiger bezeichnet. Das Ilauptgeschofs des Palastes gewinnt
durch diese in der Höhe angeordnete Gartenanlage mitten in der Stadt den Cha-
rakter einer Anlage an einem Bergabhange, und diese Höhe gewährt zugleich eine
gewisse Abgeschiedenheit vom Getümmel der Strafsen, welche den Genufs unge-
störter macht. Der Opernplatz würde einen bedeutenden Gewinn durch diesen
amphitheatralischen Garten erhalten. Das düstere Ansehen, durch das hohe Biblio-
thek-Gebäude veranlafst, würde sich in ein freundliches, heiteres umwandeln, und
die Krönung des Ganzen durch die leichte Arcadenhalle auf der Höhe würde Alles
von der dahintcrliegenden Stadt bedecken und nichts von unangenehmen Hinter-
häusern und Giebeln sichtbar werden lassen. Die Ansicht des Ganzen ist auf
Blatt 134. dargestellt, wo besonders bemerklich gemacht ist, wie die Platform mit
der Gartengürtung auf dem Altan um den Palast in gleicher Höhe liegt und zu-
sammen stimmt. Der Peristyl des Opernhauses, die ganze Breite des Opernplatzes,
die fernen beiden Thürme auf dem Gensdarmenmarkte, sind zugleich auf diesem
Blatte mit aufgenommen worden. Die innere Vertheilung dieses Hauptgeschosses
besteht in einer langen Speisegallerie mit Cabinets an jedem Ende und einem
breiten Tanzsaal, mehreren grofsen Zimmern für Entre'e, Empfang, Spiel und für
Conversation, und in einem Pracht-Schlafzimmer mit daran liegendem Bade etc.
Ucbcr diesem Geschosse wäre dann noch ein kleines viertes für weibliche Bedie-
nung, Garderoben, Silberkammern, Weifszeugkammern etc. Endlich ist eine Plat-
form auf dem Dache des Palastes angebracht, von der man eine Uebersicht über
die Stadt hin geniefst.
Dritter Entwurf.
Blatt 135. giebt einen Entwurf für den Bau dieses Palastes auf derselben
Stelle, welche der vorige Entwurf einnimmt, jedoch mit der Beschränkung, dafs
das alte Bibliothek-Gebäude stehen bleiben und nicht zum Garten umgestaltet würde.
Dieser Umstand war es, der eine besondere Anordnung des ganzen Gebäudes noth-
wendig zu machen schien.
Die kurze Seite ab nämlich, zwischen der Front acde an der Strafse unter
den Linden und dem alten Bibliothek-Gebäude bgh, war als Tiefe für einen Pa-
last zu unbedeutend für die äufsere Ansicht, die Verbindung mit der Architektur
des Bibliothek-Gebäudes schwierig, und die Palast-Architektur mufste gegen die des
Bibliothek-Gebäudes bei der geringen Ausdehnung nothwendig sehr verlieren. Es
ward deshalb angeordnet, hier ein thurmartiges Gebäude, bei welchem die geringe
Breite im Verhältnifs der Höhe charakteristisch ist, als Schlufs des Palastes aufzu-
führen. Diese Form sonderte auch entschieden den Palast vom Bibliothek-Ge-
bäude. Auf der entgegengesetzten Seite mufste nothwendig der Palast auf gleiche
Weise seinen Schlufs erhalten, und dazwischen konnte nur die Mitte durch etwas
Imposantes bezeichnet werden, ein Peristyl mit Frontispice, reich mit Sculpturen
verziert, welches sich mit einem Paar niedrigen Anschlüssen den Thürmen ver-
band, bildete so das Hauptgeschofs des Palastes über zwei unteren Geschossen, die;
den Unterbau formirten... Dafs eine Trennung zwischen dem Thurm und dem
Bibliothek-Gebäude bei b gebildet werden mufste, um die Form des Thurmes
ganz rein und isolirt hervortreten zn lassen, war eine für die Architektur noth-
wendige Bedingung; ein mit Blumen besetzter Altan zwischen den Thürmen cd
giebt dem Ganzen ein freundliches Ansehen, was durch die verschiedenen Höhen
der einzelnen Theile in der obern Fiegion noch vermehrt wird, die zugleich jedem
Theile sein angemessenes Verhältnifs zutheilen. Die Darstellung des Entwurfs be-.
schränkt sich auf das Hauptgeschofs, wo die grofsen Säle ihren Platz gewinnen,
und um und zwischen denselben kleinere Zimmer, Passagen und die Haupttreppe
ihren Platz finden. Die unteren beiden Geschosse enthalten Wohnungen des Prin-
zen und des Hofstaats, so wie die Einfahrt, welche bei Festlichkeiten nothwendig
ist und über einen gartenartigen Hof durch einen Flügel in die kleine Seitengasse
ausmündet. Ein Wintergarten ikml im Ilauptgeschofs ist längs des daselbst be-
findlichen langen Saals für die Tafeln angelegt; man findet auch den Eingang in
denselben von dem Saal hinter der Haupttreppe, die ihr Licht von oben empfängt.
Für Stallung ist in n gesorgt, und der Hof o und das Gebäude p an der Behren-
strafse gewähren Raum für die anderen Erfordernisse des Hofstaats.
Die Ansicht auf diesem Blatte zeigt den Anschlufs an das Bibliothek-Ge-
bäude, und die Art der gänzlichen Trennung in der Architektur beider Gebäude,
die im Palast durch Säulenstellung nicht weniger monumental als im Bibliothek-
Gebäude gehalten ist, damit zugleich der Platz zwischen so vielen Prachtgebäuden
würdig ausgefüllt würde und die Beschränktheit verberge.
Blatt 136.
Schlofsbau auf dem Babelsberg bei Potsdam, für Seine Königl.
Hoheit den Prinzen von Preufsen.
Potsdam's Gegend, in einem flachen Lande wie die Mark Brandenburg,
zeichnet sich durch Anhöhen, vorzüglich aber durch einen Reichthum von Wasser
aus, welcher durch eine Kette von Seen, die durch den Havelflufs gebildet wer-
den, erzeugt wird. Der Babelsberg, an einem dieser Seen gelegen, giebt einen der
schönsten Puncte der Gegend, welcher nun erst, durch die Anlage dieses Schlosses,
dem Publikum zugänglich gemacht worden ist, da vorher kein Weg auf diese An-
höhe führte, und die Beschwerlichkeit des Hinaufkommens alle Kenntnifs dieser
schönen Situation abschnitt. Die reichen Umgebungen Potsdam's, vorzüglich die
Lage des gegenüberliegenden Glienicke mit seiner Villa des Prinzen Karl, die neue
massive Brücke über ein sehr breites Verbindungswasser jener oben erwähnten
Kette, und die dahinter sich ausbreitenden Wasserflächen von waldigen Höhen
umgeben, machen die Lage dieses Schlosses höchst reizend. — Schon durch die fürs
Erste nur zur Ausführung gekommene Hälfte abcd des hier gegebenen Planes hat
der bis dahin ganz wüste Berg eine bedeutende Verschönerung gewonnen; der dem-
nächst noch daran zu bauende Theil, besonders der Eckthurm, wird aber dem Ganzen
eist die Vollendung und den Charakter des B.eichthums der Formen geben, und zu-
gleich auf der Platform des höchsten Thurmes eine Aussicht auf die andere Seite des
Berges gewinnen lassen, welche Aussicht durch fortgesetzte Wasserflächen und
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