8(i Culturzustand des indogermanischen Urvolkes. Geschichte der deutschen Sprache.
Dieß Volk zählte nach dem decadischen Zahlensysteme, aber
nicht weiter als höchstens bis zu 999; so weit stimmen nämlich die
Namen der Zahlen bei den verschiedenen indogermanischen Völkern
zusammen, für 1000 findet sich aber keine allen Jndogermanen
gemeinsame Benennung.
Die Gottheit verehrte dieses Volk wohl im leuchtenden Him-
mel, da das gemeinsame Wort für Gott (Sanskrit äevkm, latei-
nisch (lärm, (tivrm, litauisch ä6va8, deutsch im Nordischen tivur
Plur. vorliegend; die Form, die dieses Wort in der indogermani-
schen Ursprache hatte, war äuivach. der Himmlische oder Leuchtende
bedeutet, eben so wie der ebenfalls gemeinsame Name des höch-
sten Gottes (sanskrit chnrm, Gen. 0iva8, griechisch Gen.
lateinisch in üu-^iter, üovm, deutsch (nordisch) Gen.
urdeutsch wohl NUm,. Gen. Nivi8) ursprünglich Himmel
und zwar leuchte- der Himmel (von der Wurzel <Uv leuchten) be-
deutet. Auch andere Naturanschauungen erweisen sich als uralü
Die Personification der Naturwesen und Naturauschauungen, die
eigentliche Mythologie, müssen wir aber trotz aller Übereinstimmung
bei den verschiedenen Völkern doch im Wesentlichen für erst später
entstanden halten, da wir sie in den ältesten Resten des Indischen,
in den vedischen Hymnen, großentheils erst im Werden finden. Die
Uebereinstimmung erklärt sich eben durch die Gemeinsamkeit der
der Mythologie zu Grunde liegenden Naturanschauungen.
Von einer Schrift kann natürlich noch nicht die Rede sein.
Wir verlassen nunmehr das weitere Gebiet der indogermanischen
Sippe und wenden uns zur genaueren Betrachtung einer einzelnen
der aus der gemeinsamen indogermanischen Ursprache in der beschrie-
benen Weise hervorgegangenen Sprachen, nämlich der deutschen.
IV. Don der deutschen Spruche.
Die Urgeschichte der deutschen Sprache ist in ihren Umrissen
in der Geschichte des indogermanischen Sprachstammes bereits an-
gedeutet worden (vgl. S. 80 f.). Die indogermanische Ursprache
' Wir fassen, wie im Bisherigen, deutsch nicht in dem beschränkten Sinne,
in welchem es die unserer Sprachfamilie angehörigen Sprachen des' Continentes
Dieß Volk zählte nach dem decadischen Zahlensysteme, aber
nicht weiter als höchstens bis zu 999; so weit stimmen nämlich die
Namen der Zahlen bei den verschiedenen indogermanischen Völkern
zusammen, für 1000 findet sich aber keine allen Jndogermanen
gemeinsame Benennung.
Die Gottheit verehrte dieses Volk wohl im leuchtenden Him-
mel, da das gemeinsame Wort für Gott (Sanskrit äevkm, latei-
nisch (lärm, (tivrm, litauisch ä6va8, deutsch im Nordischen tivur
Plur. vorliegend; die Form, die dieses Wort in der indogermani-
schen Ursprache hatte, war äuivach. der Himmlische oder Leuchtende
bedeutet, eben so wie der ebenfalls gemeinsame Name des höch-
sten Gottes (sanskrit chnrm, Gen. 0iva8, griechisch Gen.
lateinisch in üu-^iter, üovm, deutsch (nordisch) Gen.
urdeutsch wohl NUm,. Gen. Nivi8) ursprünglich Himmel
und zwar leuchte- der Himmel (von der Wurzel <Uv leuchten) be-
deutet. Auch andere Naturanschauungen erweisen sich als uralü
Die Personification der Naturwesen und Naturauschauungen, die
eigentliche Mythologie, müssen wir aber trotz aller Übereinstimmung
bei den verschiedenen Völkern doch im Wesentlichen für erst später
entstanden halten, da wir sie in den ältesten Resten des Indischen,
in den vedischen Hymnen, großentheils erst im Werden finden. Die
Uebereinstimmung erklärt sich eben durch die Gemeinsamkeit der
der Mythologie zu Grunde liegenden Naturanschauungen.
Von einer Schrift kann natürlich noch nicht die Rede sein.
Wir verlassen nunmehr das weitere Gebiet der indogermanischen
Sippe und wenden uns zur genaueren Betrachtung einer einzelnen
der aus der gemeinsamen indogermanischen Ursprache in der beschrie-
benen Weise hervorgegangenen Sprachen, nämlich der deutschen.
IV. Don der deutschen Spruche.
Die Urgeschichte der deutschen Sprache ist in ihren Umrissen
in der Geschichte des indogermanischen Sprachstammes bereits an-
gedeutet worden (vgl. S. 80 f.). Die indogermanische Ursprache
' Wir fassen, wie im Bisherigen, deutsch nicht in dem beschränkten Sinne,
in welchem es die unserer Sprachfamilie angehörigen Sprachen des' Continentes