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Schleicher, August
Die deutsche Sprache — Stuttgart: J. G. Cotta'scher Verlag, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.61330#0189
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Neuhochdeutsch. A-Reihe, n.

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stammt das durch Zusammensetzung gesteigerte 8p1tLktmäitz-. 2UuLo,
lateinisch ist ein Kraut, müil/.o, lateinisch nro/ledr, ein
Geldstück; diesen, unseren Mundarten noch geläufigen Unterschied
hat die Schriftsprache wieder einzuführen.
o, abgesehen von der Dehnung, hält sich dem Mittelhochdeut-
schen gleich, z. B. 8oU (Wurzel 8ul aus 8eu1, mittelhochdeutsch
8ol), empor (Wurzel dar, tragen, heben, mittelhochdeutsch eu-
bor), Aenommou (Wurzel rmm, mittelhochdeutsch ^eoomen),
Ltoelr (Wurzel 8tuell, nnttelhochdeutsch 8too), erZodroelleu (Wurzel
8odrud), Aetloodten (Wurzel üuedt), A686dmol26u (Wurzel
8mulch, A68torb6ir (Wurzel 8turd), A68to1eri (Wurzel 8tul, mittel-
hochdeutsch A68totn), dol (geschrieben dodl, Wurzel dal, mittel-
hochdeutsch dol) verdolen, ^edöreu (Wurzel bar), deküdlell
(für betolden, Wurzel bald) u. s. f.; doch hat die Brechung wei-
teren Umfang gewonnen, und tritt nunmehr auch (gegen S. 143)
vor nn. mm ein: kromm, 8ommer, in Mundarten älter krumm,
8umm6r; gekommen, ^68ed^vommen, ^evrouuen, ckouuer u. s. f.,
die fämmtlich in Mundarten noch das ältere u zeigen. Dasselbe
gilt für manche andere Fülle wie 8ou8t, mittelhochdeutsch 8U8,
8U8t; de8oncker, mittelhochdeutsch beamrcker.
ö verhält sich wie o: 8töelle (Wurzel 8tnd, stued), möedte
(Wurzel mu^) u. a. Ein Beispiel, wo neuhochdeutsch o mittelhoch-
deutsch ö gegenüberstehe, also ein Beispiel eines gedehnten aus u
entstandenen ö weiß ich nicht anzuführen. Daß das neuhoch-
deutsche ö weiter um sich gegriffen und für viele ältere ü einge-
treten sei, ward so eben ausgeführt.
u hält sich überall rein: kuuä (Wurzel ebenso). Wider-dall
(Wurzel dal), mü^ (mittelhochdeutsch mue), mule (Wurzel mal,
mittelhochdeutsch mal), Arube (Wurzel ^rab, mittelhochdeutsch
Arads) u. s. s. Mittelhochdeutsch a ist demnach durchaus geblieben,
abgesehen natürlich, wie immer, von der Dehnung und von ge-
wissen Fällen der Conjugation, wo nicht wenige Verba im Neu-
hochdeutschen durch Analogien anderer Verba sich aus der ur-
sprünglichen Bahn ziehen ließen. Davon unten.
Der Umlaut von a, nämlich 6, hat im Neuhochdeutschen
außer der Dehnung noch die zwiefache Abstufung der Aussprache
als s, e (oder ü, a) und seltner e, e erfahren, d. h. wir sprechen
den Laut bisweilen mehr nach a hin, bisweilen nähern wir ihn
Schleicher, deutsche Sprache. ) Z
 
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