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Schliemann, Heinrich
Orchomenos: Bericht über meine Ausgrabungen im böotischen Orchomenos — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.961#0023
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orchomenisehen Sehatzhause ist weiter nichts übrig, als ein brei-
ter Marmorblock von zwei aufrechten Wänden getragen, sicher
der Eingang des alten Baues." Auch scheint Leake1 keine Idee
von der Grösse der Ruinen der Schatzkammer gehabt zu haben,
denn er sagt: „Einige Reste, welche ganz das Ansehen haben
als gehörten sie zur Schatzkammer, sieht man östlich von der
untern Mauer u. s. w." Zweimal jedoch sind Versuche gemacht
worden dort auszugraben; das erste mal im Anfang unsers Jahr-
hunderts, wie Leake2 sagt: „durch die von Lord Elgin ange-
stellten Künstler, die jedoch durch die grossen Steinmassen, auf
die sie stiessen und die sie nicht im Stande waren beiseite zu
schaffen, abgeschreckt wurden die Arbeit fortzusetzen." Der
zweite Versuch, die Schatzkammer auszugraben, wurde im Jahre
1862 vom damaligen Demarchen des Dorfes, Namens Gadakes,
gemacht, der die Marmorblöcke zum Bau einer neuen Kirche
zu benutzen beabsichtigte, obgleich Skripu bereits mit zwei
Kirchen gesegnet war, deren jede gross genug ist, nicht nur
alle Einwohner dieses Dorfes, sondern auch die des Nachbar-
dorfes Petromagula aufzunehmen. Der fromme Mann hatte be-
reits den ganzen „dromos" zerstört und die Blöcke heraus-
genommen, wovon mehrere so gross waren, dass er aus jeder
derselben eine Säule für die Kirche hauen lassen konnte. Er
stand gerade im Begriff, das Thor der Schatzkammer niederzu-
reissen, als glücklicherweise sein Vandalismus dem Minister für
Volksaufklärung in Athen angezeigt wurde, der demselben Ein-
halt that.

Höchst sonderbar ist es, dass das Thor auf alle Besucher
und sogar auf einen so ausgezeichneten Reisenden wie Leake3
ist, den Eindruck gemacht hat, als sei es aus weissem Marmor.

1 Travels in Northern Greeee, II, 148.

2 Ebendas., II, 148.

3 Ebendas., II, 149.
 
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