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Die Vorläufer Vasaris.

ganz individuell, wie auch Doni in seinen merkwürdigen Briefen von
1543 hervorhebt, und bezieht sich zunächst auf das Ganze der Ort-
lichkeit; allgemein wird sie, soweit ich sehe, erst im 17. Jahrhundert.
Diese Sammlung hatte auch dadurch keinen geringen Wert, daß sie
nicht bloß Kopien nach heute verlorenen Bildern und Fresken enthielt,
die sich, wie z. B. die Scaligerbildnisse, in die Ableger von Giovios
Sammlung in Florenz und Ambras weiter verfolgen lassen, sondern
auch Originalwerke, vor allem Tizians, umfaßte. Von Giovios Porträt-
sammlung sind, wie gesagt, nicht nur die ähnlichen Sammlungen
Großherzog Cosimos (im Uffiziengang) und die Erzherzog Ferdinands
von Tirol, ehedem in Ambras, jetzt im Wiener Münzkabinett, angeregt
und zum Teil abhängig, sondern auch die des Kardinals Federigo
Borromeo in Mailand, und schließlich selbst Vasaris große Porträt-
reihe in der zweiten Auflage seines Werkes. Giovios Sammlung war
nach einem herkömmlichen Schema in vier Kategorien eingeteilt,
Gelehrte und Dichter, Humanisten, Künstler, Staatsmänner und Feld-
herren, und durch kurze Biographien erläutert, die auf cartellini
unter den Bildern standen — letzten Endes Ausläufer des alten Titulus
vom Trecento her (Petrarcas Elogien in der Carraresenburg zu Padua).

Giovio hatte die Absicht, diese seine Galerie nach dem Muster
der traditionell berühmten Imagines des alten Varro in einem um-
fassenden ikonographischen Werke zu veröffentlichen. Nur zwei von
seinen Klassen sind indessen zum Druck gelangt, die Elogia virorum
doctorum (Florenz 1546) und die Elogia virorum bellica virtute clarorum
(ebenda 1551). Gerade die für uns so wichtige Kategorie der Bild-
künstler hat er nicht mehr bearbeiten können; immerhin haben sich
aber daraus die Elogien der drei anerkannten Hauptmeister der eta
d'oro, des Leonardo, Raffael und Michelangelo, erhalten, die ziemlich
früh, anscheinend vor dem Sacco dl Roma 1527 entstanden sein müssen.
Nach Vasaris freilich der Kritik sehr unterliegendem Bericht in seiner
Selbstbiographie (Opp. VII, 681) hat Giovio ferner einen Traktat über
das Thema, das er beim Kardinal Farnese behandelte, die Maler seit
Cimabue, geplant, ist aber — gleich anderen — davon abgestanden, als
er in die Arbeiten des Aretiners Einblick gewonnen hatte. Immerhin
ist der Plan seines Werkes vielleicht noch in Umrissen erkennbar.
Es liegt ein Dialog {De viris illustribus) von ihm vor, in den er, dem
Beispiel so mancher Vorgänger folgend, Nachrichten über die bildenden
Künstler seiner Zeit einflicht. Das antike Muster ist unverkennbar.
Genau so wie in dem berühmten zehnten Buche der Rhetorik Quin-
tilians ist hier, in zierlich preziösem Humanistenlatein, eine knappe
Charakteristik des Stils der lebenden Hauptkünstler (nicht nur der
Toskaner, sondern auch, was bei Giovio begreiflich, von Oberitalienern,
wie Tizian und Dosso) versucht und der Vergleich mit dem literari-
 
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