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Schlosser, Julius von
Die Kunstliteratur: ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte — Wien, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.6715#0212
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Die Kunsttopographie; Inventare.

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die stärksten Antriebe zu danken hatte. Welchen Platz Margarete als
Mäzenin in der bildenden Kunst ihrer Tage einnimmt, ist hier nicht
der Platz zu erörtern; Lemaires Lobspruch ist auch für einen Hof-
historiographen nicht zu hoch gegriffen, und man weiß, wie Dürer,
dem »Frau Margarete« am 7. Juni 1521 persönlich ihre Sammlung
gewiesen hat, von dieser dachte. Diese, in der neben den herrlichsten
Stücken altniederländischer Kunst auch manche Probe antiker und
italienischer Art nicht fehlte, nimmt in vielem Betracht die großen
Kunstsammlungen der dritten und vierten Generation voraus, eines
Philipp IL, Leopold Wilhelm, Karl L von England. Der persönliche
Anteil der Fürstin (die selbst dilettierte) an dem Zustandekommen
dieser Aufzeichnungen ist augenfällig, wie manche intime Einzelheit
lehrt. Durchwegs (und das ist ein Neues im Norden) tritt der Anteil
an der künstlerischen Persönlichkeit bestimmend hervor.

Daß ein solcher persönlicher Anteil der mit den Männern auf
gleicher Bildungsstufe stehenden Frauen der Renaissance im Norden
keineswegs eine Ausnahme war, lehrt ein anderes, bisher wenig be-
achtetes Dokument. Es ist das Inventar, das Frau Michelle Gail-
lard von Lonjumeau eigenhändig von dem großen Kunstbesitz ihres
verstorbenen Gemahls, des Ministers Franz' L Seigneur Florimond
Robertet, auf Schloß Bury im Jahre 1532 angelegt hat. Es ist jener
denkwürdige ' Ort, an dem sich ein berühmtes, freilich längst ver-
schollenes Originalwerk Michelangelos, der Bronzedavid von 1502,
befunden hat. Der Charakter dieser Sammlung ist freilich ein ganz
anderer als jener der Mechelner; neben dem eigenwüchsig Französi-
schen tritt, der Renaissance Franz' I. entsprechend, das antike und
wälsche Element viel stärker hervor; bedeutend ist aber auch hier
der freilich viel mehr nach der inhaltlichen und der Gemütsseite als
nach der formalen Seite hin sich zeigende persönliche Anteil am künst-
lerischen Besitz, und französisch ist es endlich, wenn die Verfasserin
wiederholt Verse auf ihre Zimelien von einem der berühmtesten Poeten
jener Zeit, dem jungen Pierre de Ronsard, mit Stolz anführt.

Die Mirabiliendrucke des 15. und vom Beginn des 16. Jahrhunderts: Mirabilia
urbis Romae sind meist von deutschen Druckern in Rom besorgt (Stephan Planck,
Eucharius Silber al. Franck); datiert sind Ausgaben von 1472, 1475. '487, 1491, 1492,
1494, 1496, 1497, 1499, 1509, 1513, 1515 (diese drei letzten aus der Silberschen Offizin),
zum Teil mit Holzschnitten (vgl. auch Kinkel, Mosaik zur Kunstgeschichte, S. 172). Dazu
die schon erwähnte Faksimileausgabe nach einem Blockbuch der herzogl. Bibliothek in
Gotha, mit Einleitung von R. Ehwald, Weimar 1904. In deutscher Sprache bei Joh.
Besicken, Rom 1500 u. 1518. Vgl. Tessier, TJna stampa del s. XV in idioma tedesco
contenente una guida storica di Roma. II Buonarroti, Serie III, vol. I (Rom 1883). Die
italienischen Bearbeitungen des späteren 16. Jahrhunderts u. d. T.: Le cose raaravi-
gliose della citta die Roma con le reliquie e con indulgentie etc. tradotte di Latino in
volgare, Venedig, Fontaneto 1544; weitere Ausgaben ebenda 1552, 1565, 1588; Rom 1589,
1600, 1622, 1634, 1646, 1675, zum Teil illustriert und mit Hinzufügung der Antichita di

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