Parallelismus der Arkaden
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deren Körperlichkeit drückend wirkt wie die Niedrigkeit der Decke,
besonders in ursprünglich barbarischen Ländern, bedeutet auch in
dieser Hinsicht zunächst einen Rückschritt, der nur langsam im neuen
Aufschwung der ganzen romanischen „Organisation“ überwunden wird.
Deshalb empfiehlt es sich doch, den Vorgang des abtastenden Sehens
zunächst unbeirrt fortzuführen; denn er entspricht sicher am genauesten
dem Verhältnis der neu bekehrten Völker zu ihrem Kirchenraum.
Mit den hellen Stämmen der Säulen steigt unser Blick vom Boden
empor und hält sich an den aufrechten Graden, hüben und drüben
gebunden. Damit vollzieht sich die entscheidende Auseinandersetzung
mit jedem Paar symmetrischer Trabanten, auf das wir uns soeben
einstellen, und dieses Verhältnis zum eigenen Körper muß auch hier
gebührend eingeschätzt werden. Es ist der Gegensatz zur Einfühlung
in näher verwandtes organisches Leben, wenn hier die Anerkennung
kristallinischer Starrheit der stereometrisch regelmäßigen Formen über-
wiegt, der Unterschied des dauernden Bestandes, dessen Gesetz wir
bestätigend auf uns anwenden, sowie wir selbst den Mittelpunkt eines
solchen Systemes einnehmen, sei es indem wir an den freien Punkt
zwischen beiden Trägern hintreten wie hier, oder uns mit einem andern
dort befindlichen Körper gleichsetzen, um die Konstellation rings um zu
erfassen. Schreiten wir zwischen einem solchen Paar von Gegenstücken
hindurch, so treten uns fühlbar die Körper in ihrer Rundung und
ragenden Höhe entgegen, nicht freilich in so bedrängender Nähe wie
beim Durchmessen der engern Zwischenweite der Arkaden selbst,
aber auch bei diesem weiteren Abstand eindrucksvoll genug. Die vor-
springende Kraft der Stämme weicht erst beim Vorübergehen, wenn
wir bei den Intervallen und in der Bogenschwingung ankommen, und
gibt der Ausweitung Raum, die unsre Blicke vollziehen und mit ihnen
unsre Atmung. Die begleitende Bewegungslinie der Arkadenöffnung
wirkt nicht unwesentlich dabei mit, indem sie die Richtung des Ganges
durchhält und weiter weist. Beim nächsten Paar der Säulen merken
wir ebenso deutlich, wie die Vollkraft des raumbegrenzenden Körpers
uns wieder nahetritt und aufs neue die Parallelebene der Bauglieder
neben uns betont. Die Wiederholung der nämlichen dynamischen Fak-
toren läßt uns des Rhythmus inne werden, den wir „an der Hand“
dieser Nachbarn erleben, auch wo wir sie nicht mehr mit den Händen
erreichen: dem Bestand der Symmetrie und Proportion dieser sicht-
baren Vertreter der Körperwelt gemäß entspricht der regelmäßige
Ablauf der Einengung und Ausweitung, des Auf- und Abwogens in
unserm Körpergefühl dem Wechsel sinnlicher Reize zumal. Aber die
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deren Körperlichkeit drückend wirkt wie die Niedrigkeit der Decke,
besonders in ursprünglich barbarischen Ländern, bedeutet auch in
dieser Hinsicht zunächst einen Rückschritt, der nur langsam im neuen
Aufschwung der ganzen romanischen „Organisation“ überwunden wird.
Deshalb empfiehlt es sich doch, den Vorgang des abtastenden Sehens
zunächst unbeirrt fortzuführen; denn er entspricht sicher am genauesten
dem Verhältnis der neu bekehrten Völker zu ihrem Kirchenraum.
Mit den hellen Stämmen der Säulen steigt unser Blick vom Boden
empor und hält sich an den aufrechten Graden, hüben und drüben
gebunden. Damit vollzieht sich die entscheidende Auseinandersetzung
mit jedem Paar symmetrischer Trabanten, auf das wir uns soeben
einstellen, und dieses Verhältnis zum eigenen Körper muß auch hier
gebührend eingeschätzt werden. Es ist der Gegensatz zur Einfühlung
in näher verwandtes organisches Leben, wenn hier die Anerkennung
kristallinischer Starrheit der stereometrisch regelmäßigen Formen über-
wiegt, der Unterschied des dauernden Bestandes, dessen Gesetz wir
bestätigend auf uns anwenden, sowie wir selbst den Mittelpunkt eines
solchen Systemes einnehmen, sei es indem wir an den freien Punkt
zwischen beiden Trägern hintreten wie hier, oder uns mit einem andern
dort befindlichen Körper gleichsetzen, um die Konstellation rings um zu
erfassen. Schreiten wir zwischen einem solchen Paar von Gegenstücken
hindurch, so treten uns fühlbar die Körper in ihrer Rundung und
ragenden Höhe entgegen, nicht freilich in so bedrängender Nähe wie
beim Durchmessen der engern Zwischenweite der Arkaden selbst,
aber auch bei diesem weiteren Abstand eindrucksvoll genug. Die vor-
springende Kraft der Stämme weicht erst beim Vorübergehen, wenn
wir bei den Intervallen und in der Bogenschwingung ankommen, und
gibt der Ausweitung Raum, die unsre Blicke vollziehen und mit ihnen
unsre Atmung. Die begleitende Bewegungslinie der Arkadenöffnung
wirkt nicht unwesentlich dabei mit, indem sie die Richtung des Ganges
durchhält und weiter weist. Beim nächsten Paar der Säulen merken
wir ebenso deutlich, wie die Vollkraft des raumbegrenzenden Körpers
uns wieder nahetritt und aufs neue die Parallelebene der Bauglieder
neben uns betont. Die Wiederholung der nämlichen dynamischen Fak-
toren läßt uns des Rhythmus inne werden, den wir „an der Hand“
dieser Nachbarn erleben, auch wo wir sie nicht mehr mit den Händen
erreichen: dem Bestand der Symmetrie und Proportion dieser sicht-
baren Vertreter der Körperwelt gemäß entspricht der regelmäßige
Ablauf der Einengung und Ausweitung, des Auf- und Abwogens in
unserm Körpergefühl dem Wechsel sinnlicher Reize zumal. Aber die