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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0012
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die schon dem dreizehnten Jahrhundert angehörenden
großen Schreine des Münsterschatzes.
In Norddeutschland behielt Hildesheim die unum-
schränkte Führerschaft (Abb. 10), trotzdem es sich mit
den rheinischen Werkstätten nicht messen kann, von
denen es auch die Kupferschmelzkunst übernommen
hatte. Die vielen erhaltenen kleineren Werke des Bronze-
gusses, die Altarleuchter, die Aquamanilien, die Rauch-
fässer usw. sind sicherlich in den verschiedensten, über
ganz Deutschland verstreuten Gießhütten hergestellt
worden. Den Geist des romanischen Zeitalters spiegeln
wohl am besten die Gießgefäße wieder, meist in Tierform;
die Phantastik des deutschen Mittelalters vermählt sich
hier mit straffer, großzügiger Stilisierung (Abb. 11). Aber
auch Arbeiten größeren Formates sind gegossen worden.
So der großartige Taufbrunnen im Hildesheimer Dom
mit seinen kraftvollen Trägerfiguren und seinem reichen
Reliefschmuck (Abb. 12), oder der monumentale, fast
lebensgroße Lichtträger des Erfurter Domes (Abb. 13).
Die Töpferkunst, die in fast allen Ländern und
Epochen sonst der Entwicklung von Formgedanken und
Ornamentik am leichtesten entgegengekommen ist, hat
aus romanischer Zeit keine irgendwie hervorragenden Do-
kumente hinterlassen.
Auch von der Schreinerkunst wissen wir wenig, da nur
spärliche Reste von der Einrichtung der damaligen Woh-
nungen erhalten sind. Aus bildlichen Darstellungen, aus
den konservativen späteren Bauernmöbel und aus den
wenigen auf uns gekommenen Originalen wissen wir, daß
die Sitzmöbel und Betten durchweg in Drechselarbeit

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