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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0013
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hergestellt wurden. Antike Traditionen sind hier durch
das ganze Mittelalter hindurch in Übung geblieben. Aus-
gezeichnete Beispiele bieten die Bänke in Alpirsbach im
Schwarzwald (Abb. 14). Schnitzerei ist selten verwen-
det; Norwegen besitzt einige spätere Exemplare von rein
romanischem Stilempfinden. Kastenmöbel sind natür-
lich sehr selten. Sehr beliebt scheint eine schilderhaus-
artige Schrankform gewesen zu sein, die von den Alpen
bis nach Skandinavien zu verfolgen ist: primitiv zusam-
mengebaute Schränke, die neben einem farbigen Über-
zug als einziges Schmuckmittel kräftig ausgeschmiedete
Eisenbänder aufweisen. Einzigartig ist der mit lebens-
großen Figuren bemalte Schrank im Halberstadter Dom-
schatz (Abb. 15).
Die deutsche Weberei hat sich in romanischer Zeit
nicht über die Erzeugung schlichter Gebrauchsware er-
hoben, abgesehen von Halbseidenstoffen, die im Begens-
burger Emmeranskloster hergestellt wurden. Wirk- und
Knüpfteppiche gehören zu den größten Seltenheiten.
Zeigt der gewirkte Engelteppich im Halberstädter Dom
(Abb. 16) noch die starre altertümliche Formgebung der
niedersächsischen Malerschule um 1130, so erhebt sich
der als Knüpfarbeit einzig dastehende Quedlinburger
Teppich (Abb. 17) zu einer wahrhaft klassischen Größe
figürlicher Zeichnung. Stickereien — meist Klosterarbei-
ten — sind in größerer Anzahl auf uns gekommen, teils
Weißstickereien, teils bunte Seidenstickereien auf Leinen-
grund (Abb. 18).
Die der Zahl nach geringen kirchlichen Glasmalereien
der romanischen Epoche müssen uns in vieler Hinsicht

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