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Böcklin, Arnold [Ill.]; Schmidt, Georg [Bearb.]
Arnold Böcklin - Pan — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 85: Stuttgart: Reclam, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.65323#0008
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nymphen (Najaden), Baumnymphen (Dryaden) und Berg-
nymphen (Oreaden) gleichfalls in den Bereich des Hir-
tenlebens gehören (Herbig, S. 27 u. 50).
Für Böcklin ist Pan fast ausschließlich die Verkörpe-
rung des männlichen Eros. Alle seine flötenden Pane
meinen Nymphen, auch wo sie nicht sichtbar sind. Nur
ein Mal hat Böcklin den panischen Schrecken dargestellt
(1860) und ein Mal den im mittäglichen Schatten schla-
fenden Pan (1855). In gleicher Weise Verkörperung des
männlichen Eros ist für Böcklin Triton, der muschelbla-
sende, das Meer aufwühlende, das Meer besänftigende
Meergott, der Sohn und später Diener des Poseidon, dem
die Nereiden, die Töchter des Meergottes Nereus, bei-
gesellt sind. Die Kentauren, thessalische Wald- und Berg-
dämonen, sind bei Böcklin vor allem die Verkörperung
des rohen Männerkampfes. Nur ein Mal entführt ein
Kentaur eine Nymphe (1855). Die schwimmfüßigen
Meerkentauren sind bei Böcklin, im Spiele mit den Na-
jaden, den Tritonen gleichgesetzt. Während die Ziege in
Griechenland seit der jüngeren Steinzeit heimisch ist, sind
Pferd und Rind erst in der Bronzezeit von Norden her
nach Griedtenland gekommen und sind hier, wie ander-
wärts, die Grundlage einer Kultur von Rittern und Pflug-
bauern geworden. In Griechenland haben sich daneben
die nomadisierenden Kleinviehhirten und der dörfliche
Hackbau bis heute erhalten.
In den Bereich des Hirtenlebens gehören auch die Bil-
der zum Thema „Hirt und Hirtin“ — sie alle gehen je-
doch auf Böcklins unmittelbares Erlebnis der römischen
Landschaft in den Jahren 1850-57 zurück. Es handelt
sich also zunächst um heutige Hirten. Die erste mensch-
liche Gestalt, die auf einer frühen römischen Landschaft
erscheint, ist ein sitzender Hirte (Abb. 2). Erst auf der
„Klage des Hirten“ von 1866 bekommt der Hirt eine
Syrinx in die Hand gedrückt und, sehr unantik, ein Zie-
genfell um den Leib gebunden, und erscheint im Hinter-
gründe die sehnsüchtige Nymphe.
Nun ist aber die weitere Merkwürdigkeit, daß Bac-
chus-Dionysos, der doch, wie Pan, zu den Elementargei-
stern der griechischen Mythologie gehört, bei Böcklin nur

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