Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böcklin, Arnold [Ill.]; Schmidt, Georg [Bearb.]
Arnold Böcklin - Pan — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 85: Stuttgart: Reclam, 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65323#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Also Boddin doch auf dem Wege zur Freilichtmalerei?
Da taucht, bereits im Jahre 1851, inmitten dieser über-
mächtigen Natur, im Halbschatten eines Felsens eine
kleine menschliche Gestalt auf: „Römische Landschaft
mit sitzendem Hirten“ (Abb. 2), und auf einer Kohle-
zeichnung von 1852 beschleicht ein bärtiger Faun zwei
badende Nymphen: „Römische Landschaft mit Faun und
Nymphen“ (Abb. 3 u. Anm. 13). Im gleichen Jahre 1852
hat Böcklin das Bild „Kentaur, eine Nymphe raubend“
(ehemals Nationalgalerie Berlin; im Kriege zerstört,
Abb. Schmid-Bruckmann Tf. 3) begonnen. In ihren Me-
moiren (Anm. 14) berichtet Angela Böcklin (S. 54), daß
dieses „schon vor unserer Ehe angefangene“ Bild im
Jahre 1855 für eine Ausstellung in Rom fertig gemalt
wurde und Böcklin den ersten öffentlichen Erfolg ge-
bracht hat: Gleich zwei Interessenten meldeten sich, so
daß Böcklin im Jahre 1856 eine im Landschaftlichen fast
wörtliche Wiederholung gemalt, den Kentauren aber
durch einen Faun ersetzt hat: „Faun, eine Nymphe rau-
bend“ (Abb. 4). In der Mitte des Bildes steigen vier
nackte, knorrige Stämme diagonal bewegt empor, links
und rechts dichtes Busch- und Laubwerk, im kahlen Vor-
dergrund, am Ufer eines Baches, vor einem dunkeln
Baumstamm die helle Gruppe des nymphenraubenden
Fauns. Beide Fassungen dieses Bildes sind in ihrem Ver-
hältnis von Figur und Landschaft für das Jahr 1852 be-
zeichnend: Noch hat es den Anschein, als wolle Böcklin
seine römischen Landschaften mit mythologischen Fi-
guren den klassisch gebildeten Romreisenden eingängiger
machen.
Im Jahre 1853 hat Böcklin Angela Pascucci, die Toch-
ter eines päpstlichen Offiziers, geheiratet, die, früh ver-
waist, in der strengen Zucht einer Tante aufgewachsen
war. Jakob Burckhardt stand als Trauzeuge bei. Angela,
eine überaus tüchtige Hausfrau, hat zwölf Kinder gebo-
ren, von denen sechs in jungen Jahren gestorben sind.
Böcklins erste Römer Jahre sind in jähem Wechsel von
jugendlicher Lebenslust, Entbehrung, Krankheit und Tod
erfüllt. Vielfach bezeugt die Kunst Böcklins, daß er in
besonderem Maße kinderliebend gewesen ist. Eines seiner

13
 
Annotationen