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Böcklin, Arnold [Ill.]; Schmidt, Georg [Bearb.]
Arnold Böcklin - Pan — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 85: Stuttgart: Reclam, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.65323#0041
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flasche durch zeichnerische Detaillierung wieder tastbar
gemacht. Und endlich, gegenüber den leise gesetzten Ak-
zenten der ersten Fassung werden jetzt drastischere Ge-
gensätze gestiftet: der dunkle Hirte und der helle Zie-
genbock vorne, die großflächigen Felsblöcke links oben
und das kleinteilige Blattwerk rechts, und der dunkle
Oberkörper des Pan vor heller Wolke. Mit all dem be-
deutet die zweite Fassung des „Panischen Schreckens“
einen starken Schritt über die zweite Fassung des „Pan
im Schilf“ hinaus.
Thematisch gehört der „Panische Schrecken“ in die
kleinere Reihe der unsentimentaleren reinen „Männer-
bilder“ („Kentaurenkampf“ von 1873, „Prometheus“ von
1882 etc.). Herbig betont, wie richtig Böcklin auf dem
„Panischen Schrecken“ einen der urtümlichsten Wesens-
züge des griechischen Hirtengottes erfaßt hat (S. 19).
Im Oktober 1862 hat Böcklin Weimar verlassen und
ist, mit kurzem Aufenthalt in Basel, nach Rom gereist
(Memoiren, S. 96). Gleich zu Beginn dieses zweiten Rom-
aufenthaltes hat Böcklin zum ersten Mal Neapel und
Pompeji besucht. Die pompejanischen Wandbilder haben
auf seine Kunst in mehrfacher Hinsicht einen tiefen Ein-
fluß ausgeübt. Vor allem haben sie die Tendenz zum be-
wußt gebauten Bild verstärkt (von Salis, S. 99). Dann
haben sie den Übergang von der Ölmalerei zur Tempera-
malerei vorbereitet: Das bedeutete die endgültige Über-
windung der tonigen Helldunkelmalerei des Pleinairis-
mus. Und endlich haben die pompejanischen Wandbilder
Böcklin zur helleren, reineren Farbe geführt. Die große
„Jagd der Diana“, 1862 noch in Weimar gemalt, ist der
endgültige Abschied Böcklins an die tonigen Waldland-
schaften der 1850er Jahre — die erste „Sappho“ und das
„Bildnis Frau Böcklin als Muse“, beide von 1863, sind
die ersten pompejanisierenden Werke Böcklins. Auf der
„Jagd der Diana“ sind links unten mit der Spachtel ge-
setzte Partien, die von Courbet gemalt sein könnten!
Die politischen Ereignisse des Jahres 1866 haben Böck-
lin im Herbst dieses Jahres abermals aus Italien vertrie-
ben. Von 1866 bis 1871 hat Böcklin, mit zwei großen
Wandbildaufträgen (Sarasinscher Gartensaal und Mu-

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