Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schmitt, Otto
Oberrheinische Plastik im ausgehenden Mittelalter: eine Auswahl — Freiburg im Breisgau: Urban-Verlag, 1924

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.55585#0021
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9

Uer kunstgeschichtliche Begriff „Oberrhein“ deckt sich nicht
ganz mit dem geographischen, der die Tiefebene von
Basel bis Mainz umfaßt. Es ist überhaupt nicht möglich,
ihn ein für allemal eindeutig festzulegen, da die Ausdehnung
der oberrheinischen Kunstprovinz in den verschiedenen Zeiten
Schwankungen unterworfen war. Am ehesten ist noch die Ost*
und die Westgrenze stabil. Diese verläuft auf dem Kamm der
Vogesen, deren steiles Massiv eine feste Scheidewand bildet
und im Mittelalter sowohl Einfuhr wie Ausfuhr ein Ziel setzte.
In ähnlicher Weise darf nach Osten der Schwarzwald (mit seinen
nördlichen Fortsehungen) als Grenze betrachtet werden, wenn-
gleich seine, an den Vogesen gemessen, leichte Passierbarkeit
dem Verkehr mit dem Hinterland geringere Hindernisse entgegen*
setzt. Schwieriger ist eine Abgrenzung des oberrheinischen
Gebietes in der Richtung des Rheins, und zwar ebensosehr
stromaufwärts wie *abwärts. Basel darf nicht ohne weiteres als
Grenzstadt angesehen werden, mindestens sein unmittelbares
Hinterland gehört noch zum Oberrhein. Zu gewissen Zeiten
reicht der Einfluß der oberrheinischen Kunst sogar bis zum
Bodensee. Für das spätere Mittelalter gilt jedoch, dal} sich das
Bodenseegebiet in zunehmendem Maße nach Schwaben öffnet,
so daß die Bodenseeplastik des 15. und 16. Jahrhunderts (und
die Kunst des angrenzenden Schweizer Gebietes) eher zur schwä*
bischen als zur oberrheinischen Kunst gerechnet werden muß.
Aus diesem Grund ist die Bildhauerkunst des Bodenseegebietes
-* troh vieler verlockender Beziehungen — in diesem Buch über*
haupt nicht berücksichtigt.
Rheinabwärts betrachten wir die Pfalz und Worms als Grenze,
obwohl gewisse Übereinstimmungen es gestatten würden, mit
der unteren Grenze unseres Gebietes wenigstens zeitweilig
noch weiter hinabzugehen. Vielleicht ist es nicht zu kühn, die
sogenannte mittelrheinische Kunst überhaupt nur als eine Spielart
der oberrheinischen zu betrachten. Das eine ist jedenfalls gewiß:
 
Annotationen