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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 1): Geschichte der bildenden Künste bei den Alten (Band 1): Die Völker des Orients — Düsseldorf, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.1289#0184
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Pagoden. 16ä

grössern dieser Pagoden bestehen aus einem oder meh-
reren viereckigen Höfen, von einer Mauer eingefasst,
mit Thürmen auf den Ecken. Die Eingangsthore haben
im Innern Säulenhallen und sind von einer gewaltigen,
in mehreren Absätzen aufsteigenden Pyramide bedeckt.
Liegt die Pagode am Strom, so führt der ganzen Breite
nach ein Treppengang bis zum Wasser hinab. Innerhalb
des Hofraumes sind Reinigungsteiche, Säulengänge, grosse
Hallen zur Beherbergung der Pilger (Tshultri's), kleinere
Tempel der Hauptgottheit, auf vier oder achteckiger
Basis, mit einer oder mit drei Kuppeln über die Neben-
gebäude sich erhebend. Die meisten berühmten Pagoden
sind im Dekan und viele derselben vereint auf der Süd-
spitze, gegen die Insel Ceylon hin. Hier liegt die kleine
Insel Ramisseram, ein berühmter Wallfahrtsort, wo Rama,
der Heros des Epos, in dem Kriege gegen die Rakschas
oder Dämonen nach Ceylon überschiffte, ganz mit pracht-
vollen heiligen Gebäuden bedeckt. Ein pyramidales Ein-
gangsthor, hundert Fuss hoch, von oben bis unten mit
Sculpturen geschmückt, führt zu dem Tempel, der massiv
aus mächtigen Quadern, in kolossalen Verhältnissen ge-
baut, von mehr als tausend Säulen getragen, durch
Reichthum und Grösse einen unbeschreiblichen Eindruck
machen soll. Unfern dieser Insel auf dem Continente des
Dekan sind die nicht minder berühmten und grandiosen
Pagoden von Tanjore und Chiliambrum. Auchbeiihnen,
wie bei denen von Ramisseram, herrscht die pyramidale
Form vor, doch überall so, dass die einzelnen Absätze
oder Etagen bedeutend zurück treten, durch Gesimse
von wunderlich kühner Form gekrönt, und mit bunten,
abenteuerlichen Sculpturen bedeckt sind. Das Ganze
macht daher durchaus nicht die einfache und imponirende
 
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