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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0029
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mindere Geister, wie etwa Simon Bianco da Loro oder
Francesco dei Sordi, bleiben dem alten Prinzipe treu.
Alle Strebenden suchen die Erfüllung in einer neuen
Gestaltung der Bewegung, in einer neuen Körperlich-
keit der Gebilde und in einem neuen Seelengehalt.
Ferne zwar wächst das Schaffen des einsamen Titanen,
Michelangelo, empor, nahe genug aber, daß auch
die venezianisch-paduanische Kunst den gewaltigen
Pulsschlag seiner Schöpfung verspüren und davon
erschüttert werden kann.
Im Kreise der Lombardi ist es Antonio, der den
antikischen Zwang nur schwer erträgt. Mit der Madonna
della Scarpa in der Cappella Zen in S. Marco zu Venedig
schafft er sich freie Bahn. Freilich um später in Fer-
rara der alten Gewohnheit wieder zu verfallen. Paolo
Savin aber, der sich als seinen geistigen Bruder bezeich-
nete, verstand es, Nutzen aus Antonios Tat zu ziehen.
Obwohl an Größe ihm nicht vergleichbar, ersetzt er
durch sein Wollen den Mangel an Können: die sechs
Frauenstatuetten an den Seiten des Mausoleums Zen in
S. Marco sind Gestaltungen einer neuen Zeit, Schwestern
jener mystisch-allegorischen Figuren, die Giorgione
ungefähr zur gleichen Zeit an der Fassade des Fon-
daco dei Tedeschi malte. Maffeo Olivieri, der ein Jahr-
zehnt nach der Entstehung von Riccios Leuchter gleich-
falls einen solchen für S. Marco schuf, welcher, wenn
auch kleiner in den Maßen, so doch durch die Neu-
artigkeit der architektonischen Gliederung und der
Behandlung der figuralen und ornamentalen Einzel-
heiten nicht nur eine Überwindung seines Form-

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