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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0030

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gedankens, sondern auch wesentlich einen Fortschritt
gegenüber Riccios Leuchter bedeutet, der Plastiker
Francesco da Sant’ Agata und der Bildhauer Zuan
Maria Padovano, genannt II Mosca, sind Vertreter einer
Kunstgruppe, die ich an anderer Stelle unter dem
Namen „Meister der gesuchten Bewegung“ vereinigt
habe; ihre Bedeutung liegt gleichfalls in der Über-
windung der Gebundenheit durch die Antike. Ihr
Schaffen entfaltet sich aber in einer schon fortgeschrit-
teneren Zeit, während des zweiten Jahrzehntes des
Cinquecento, so daß es sich mit ihrer Beziehung zu
den Bahnbrechern etwa so verhält, wie mit der des
Vincenzo Catena oder des Jacopo Palma zu Giorgione.
Die Überwindung der Antike kann im Werke der
Klassizisten selbst verfolgt werden. Riccios Werdegang
zeigt uns ihren Weg. Denselben Weg hat auch Giovanni
Bellini während seiner langen Schaffenszeit zurück-
gelegt. Sein Werk ist ein deutlicher Niederschlag aller
Bestrebungen der Zeit: es geht von dem plastischen,
quattrocentesk-naturalistischen, scharf umrissenen Stil
des Mantegna aus und endet mit dem weichen Kolo-
rismus des Giorgione. Von einer höheren Warte aus
betrachtet ist aber auch im Wirken Mantegnas etwas
Ähnliches zu erkennen. Es hat sogar den Anschein,
als ob dieser größte Künstler des ausgehenden Quattro-
centos am Schlüsse seiner Laufbahn Jüngeren den
Weg für die Zukunft angedeutet hätte. Die Spannung
zwischen Mantegna und Giorgione erscheint nur dann
weit, wenn man etwa die Fresken der Ovetari-Kapelle
zu Padua mit der Madonna von Castelfranco vergleicht.

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