ENDLICH IM DIENSTE DER KUNST!
VON JOSEPH MEDER
Durch ein gütiges Geschick, an dem ältere wohl-
gesinnte Freunde mitweben halfen, durfte ich
endlich das leidige Bibliotheks-Praktikantentum mit
einer sonnenhellen Stellung in einer Kunstsammlung
vertauschen. Sie gab dem nach Kunst lechzenden Ge-
müt einen richtigen Schlupfwinkel, der so viele Freuden
und Genüsse barg, in aller Stille eine vollebige Be-
tätigung in Aussicht stellte, alltäglich Geist und Phan-
tasie nährte und auch zum ersten Male dem harten
Lebenskampf ein Ende machte, denn hundert monat-
liche Gulden Einkommen waren für einen ans Darben
gewöhnten jungen Magen keine Kleinigkeit mehr.
Wer immer zum ersten Male in dem Glücksrausch
gewandelt, sich als Definitiver zu fühlen, das heißt in
der tröstlichenErkenntnis dahingelebt,nicht mehr herum-
suchen zu müssen, wo er den Hauptteil seines Lebens
zu verbringen habe, wird auch darin übereinstimmen,
daß zur Vollkommenheit dieser glücklichen Umstände
auch der dazugehörige Vorgesetzte mit allen jenen er-
forderlichen Eigenschaften gehöre, die nun kommenden
Jahre so angenehm als möglich zu gestalten. Denn dieser
sei weise, dich zu lehren, geduldig und sanft, deine
Unkenntnis und Schwächen zu übersehen, gerecht, dir
nicht andere vorzuziehen, er sei ohne jede Laune, damit
die deinen ertragen werden, er sei schließlich auch
einsichtsvoll, dich rechtzeitig vorrücken zu lassen.
Ich hatte einen solchen, der sogar noch mehr war,
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VON JOSEPH MEDER
Durch ein gütiges Geschick, an dem ältere wohl-
gesinnte Freunde mitweben halfen, durfte ich
endlich das leidige Bibliotheks-Praktikantentum mit
einer sonnenhellen Stellung in einer Kunstsammlung
vertauschen. Sie gab dem nach Kunst lechzenden Ge-
müt einen richtigen Schlupfwinkel, der so viele Freuden
und Genüsse barg, in aller Stille eine vollebige Be-
tätigung in Aussicht stellte, alltäglich Geist und Phan-
tasie nährte und auch zum ersten Male dem harten
Lebenskampf ein Ende machte, denn hundert monat-
liche Gulden Einkommen waren für einen ans Darben
gewöhnten jungen Magen keine Kleinigkeit mehr.
Wer immer zum ersten Male in dem Glücksrausch
gewandelt, sich als Definitiver zu fühlen, das heißt in
der tröstlichenErkenntnis dahingelebt,nicht mehr herum-
suchen zu müssen, wo er den Hauptteil seines Lebens
zu verbringen habe, wird auch darin übereinstimmen,
daß zur Vollkommenheit dieser glücklichen Umstände
auch der dazugehörige Vorgesetzte mit allen jenen er-
forderlichen Eigenschaften gehöre, die nun kommenden
Jahre so angenehm als möglich zu gestalten. Denn dieser
sei weise, dich zu lehren, geduldig und sanft, deine
Unkenntnis und Schwächen zu übersehen, gerecht, dir
nicht andere vorzuziehen, er sei ohne jede Laune, damit
die deinen ertragen werden, er sei schließlich auch
einsichtsvoll, dich rechtzeitig vorrücken zu lassen.
Ich hatte einen solchen, der sogar noch mehr war,
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