vergessen: so mutet uns diese kurze Zeitspanne an,
wenn wir sie im Spiegel ihrer Kunst betrachten. Rafaels
mittlere Periode in Rom ist ihrem Geiste verwandt.
Das stürmische Gewitter aber, dem man Michelangelos
Kunst vergleichen kann, weckt die Schlummernden,
erschüttert ihre Seelen. Der Gegenwartstraum ist vor-
bei. Ein gewaltiger Titane ringt um die Zukunft. So
endet der Giorgionismus in der Malerei i5i8 mit
Tizians Assunta, in der Skulptur ein Jahrzehnt später
mit dem Auftreten Jacopo Sansovinos.
Aas einem großen,
in Vorbereitung befindlichen Werke »Andrea Riccio«,
JEAN PAUL ÜBER DIE WEIBER
Die Leidenschaften, sagt Plato, sind die Pferde am
menschlichen Wagen. O, und wie leicht schwingt sich
ein Weib auf den Kutschbock, um spazieren zu fahren.
*
Die Leserinnen eines Dichters sind alle seine heim-
lichen Liebhaberinnen.
*
Solange ein Weib liebt, liebt sie in einem fort —
ein Mann hat dazwischen zu tun.
*
Das Bett ist ein guter Beichtstuhl und die Audienza
des Gewissens. *
Ich möchte deshalb kein Frauenzimmer sein, weil
ich es dann nicht mehr so lieben könnte.
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wenn wir sie im Spiegel ihrer Kunst betrachten. Rafaels
mittlere Periode in Rom ist ihrem Geiste verwandt.
Das stürmische Gewitter aber, dem man Michelangelos
Kunst vergleichen kann, weckt die Schlummernden,
erschüttert ihre Seelen. Der Gegenwartstraum ist vor-
bei. Ein gewaltiger Titane ringt um die Zukunft. So
endet der Giorgionismus in der Malerei i5i8 mit
Tizians Assunta, in der Skulptur ein Jahrzehnt später
mit dem Auftreten Jacopo Sansovinos.
Aas einem großen,
in Vorbereitung befindlichen Werke »Andrea Riccio«,
JEAN PAUL ÜBER DIE WEIBER
Die Leidenschaften, sagt Plato, sind die Pferde am
menschlichen Wagen. O, und wie leicht schwingt sich
ein Weib auf den Kutschbock, um spazieren zu fahren.
*
Die Leserinnen eines Dichters sind alle seine heim-
lichen Liebhaberinnen.
*
Solange ein Weib liebt, liebt sie in einem fort —
ein Mann hat dazwischen zu tun.
*
Das Bett ist ein guter Beichtstuhl und die Audienza
des Gewissens. *
Ich möchte deshalb kein Frauenzimmer sein, weil
ich es dann nicht mehr so lieben könnte.
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