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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0171

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DIE GALERIE
DES NEUNZEHNTEN JAHRHUNDERTS
IM BELVEDERE
VON F. M. HABERDITZL

Das Obere Belvedere wird wiederum eine Bilder-
galerie, wie vor i5o Jahren, als die alte kaiser-
liche Gemäldesammlung aus der Stallburg dahin gelangte.
Diese Übersiedlung aus der Stallburg ist das erste sicht-
bare Zeichen der tiefgreifenden Wandlungen musealer
Kunstpflege, als deren Frucht auch die Entstehung der
neuen Galerie des 19. Jahi hunderts im Belvedere zu
erkennen ist. Durch die Loslösung vom Sitz der Hof-
haltung und Verselbständigung, durch Verzicht auf
dekorative Bindung der einzelnen Kunstwerke zugunsten
einer historischen, instruktiven Reihung wurde der
museale Charakter der Sammlung gestaltet, durch prak-
tische Maßnahmen für den Besuch und dessen Propa-
ganda zu Bildungszwecken der Anteil der Öffentlichkeit
an dem Museum begründet. Die künstlerischen Dogmen
des Klassizismus und die historische Vorliebe der Ro-
mantik schufen auf dem Gebiet der Kunst eine Scheidung,
die der sozialen Wandlung aus adeliger Exklusivität
zu bürgerlicher Gleichheit entsprach: bis zur Epoche
der Französischen Revolution reicht das Gebiet der
alten, ererbten Kunst, was später entstand, galt und
gilt als modern. Auch die kaiserliche Sammlung war
zur Zeit ihrer Übersiedlung ins Belvedere eine aus
persönlicher Sammlerfreude ihrer Besitzer entstandene
und ererbte Galerie alter Meister. Die Werke zeit-

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