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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0172

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genössischer Kunst wurden ihr als eigene nationale
Schule angegliedert; im Verlauf von 125 Jahren ent-
wickelte sich daraus eine moderne Abteilung von
beträchtlichem Umfang, aber geringer innerer Spann-
kraft, zunächst verursacht durch den offenen Wider-
spruch der alten seigneuralen und der noch ungeklärten
musealen Sammlungsprinzipien. Durch die Klassierung
als moderne Kunst war diese vom Vergleich mit der
alten Kunst im Museum geschieden worden, durch die
Beschränkung auf die heimische Kunst war ein Ver-
gleich mit dem gleichzeitigen Kunstschaffen anderwärts
ausgeschaltet worden und das notwendige Prinzip der
Auslese verlor in höfischen Rücksichten die Kraft, sich
durchzusetzen. In den Neunzigerjahren des vorigen
Jahrhunderts endlich wurde die im Bannkreis ihrer
Bildungssphäre über 100 Jahre alt gewordene „moderne
Kunst“ von neuen künstlerischen Anschauungen ab-
gelöst, die zur Gründung der Sezession durch die
Künstler, zur Gründung der Modernen Galerie durch
den Staat am Beginn unseres Jahrhunderts führten.
In der Forderung, die Moderne Galerie als Auslese der
heimischen und der fremden Kunst unserer Zeit zu
gestalten, sind die primären Prinzipien der Sammlung
alter Kunst, die alle Schwankungen der Anschauungen
fruchtbringend überdauerten, mit den musealen Prinzi-
pien der Systematik und der Bevorzugung der heimischen
Kunst derart verbunden, daß die Beherrschung dieser
Aufgabe durch den Staat die musealen Aufgaben unserer
Zeit in ihrer Gesamtheit entrollte und klarlegte. Seltsam
im Zwang der Ereignisse folgte die klare Wandlung.
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