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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0106

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DIE BILDWIRKKUNST
IM XIV. UND XV. JAHRHUNDERT
VON BETTY KURTH

Das XIV. und das XV. Jahrhundert brachten für
Deutschland eine Rückbildung der drei Gewalten,
die das Kultur- und Geistesleben des hohen Mittelalters
geformt und beherrscht hatten. Dem Kaisertum war
die politische Macht entglitten, die Kirche, die Geist-
lichkeit, wenn auch noch Trägerin und Verbreiterin
lateinischer Bildung, hatte ihren unbeschränkten Einfluß
verloren, das Rittertum ging dem Verfall entgegen.
Aber neue Kräfte entsprossen dem deutschenVolkstum.
Eine demokratische Strömung schwemmte die unteren
Stände zu Macht und Ansehen empor. Der verfallenden
höfisch-ritterlichen trat eine auf blühende städtisch-bür-
gerliche Kultur zur Seite. Die wachsende Selbständigkeit
und politische Bedeutung der Städte, der Aufschwung
des Handels und der Industrie, die zünftige Organisation
der Gewerbe begünstigten gleichermaßen das Empor-
kommen eines reichen Bürgertums, eines bürgerlichen
Patriziats, das, unverbraucht und durch keine Konven-
tionen gehemmt, sich in bewußtem Nachstreben das Erbe
der höfischen Kultur anzueigen suchte.
Dieser Wandel in der sozialen Schichtung blieb nicht
ohne Einfluß auf die Entwicklung der Kunst. Er tritt an
der Mehrzahl der deutschen Kunstwerke jener Zeit in
vier Akzessorien zutage:
i. In Format und Material,
2. in ihrer Zweckbestimmung,

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