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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0035
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Romantik zugleich; im Geiste eines solchen Werkes
schuf er Statuetten wie den Arion des Louvre oder
den schreienden Reiter in London, die sich ihrer Ge-
sinnung nach so leicht in Mantegnas Musenhain ver-
setzen lassen. Riccio aber, der ja einer jüngeren Genera-
tion angehört, reicht in die Zeit des Giorgione hinein,
er sieht den jungen Tizian in Padua den neuen Stil
verkünden und überlebt sogar Jacopo Palma. Er, der
dem Naturalismus des Bellano abtrünnig geworden war,
um zu den Anhängern der neu entdeckten Antike
überzugehen, konnte sich der neuen Richtung gegen-
über nicht passiv verhalten, umsomehr, da sie die Antike
nicht verwarf, sondern sich nur in freierem Sinne durch
sie begeistern ließ. So wurde Riccio nie ein Klassizist
in der Art des Tullio Lombardi. Er vergaß auch nie
sein naturalistisches Erbteil. Die Antike bedeutete ihm
Schulung und Klärung. Aus solchen Wurzeln erwuchs
sein Stil, die Romantik seiner Satyrgestalten, die Bukoük
seiner Hirten. Ohneweiters könnten der melkende Hirte
und die sogenannte Abundantia des Bargello in einer
Landschaft von Giorgione Platz finden, ja mit ihr ver-
schmelzen. Die ruhige Resignation des „Feldarbeiters“
läßt sich bei aller Verschiedenheit des Stoffes den „Philo-
sophen“ vergleichen. So verband sich in Riccios Werk
das Erbe des „gotischen“ Naturalismus mit der neu
erwachenden Romantik.
Antonio Rizos Adam- und Eva-Statuen vom Arco
Foscari des Dogenpalastes, diese Hauptwerke des vene-
zianischen Quattrocento, noch gotisch dem inneren
Gehalte nach, sind doch unmittelbare Vorgänger der

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