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Anton Schroll und Co. (Wien)
Almanach des Verlages Anton Schroll & Co: Kunst, Dichtung, Kunstgewerbe — Wien: Anton Schroll, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.68619#0034

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antikische, statuarische Prägnanz ebenso wie Mantegnas
Fresken in der Ovetari-Kapelle; Botticellis Frühling
ist in der auffälligsten Weise dem Parnaß-Bilde des
Louvre verwandt. Die Wurzeln der Erneuerung liegen
also tief in der Entwicklung der italienischen Kunst.
Ein heller, antikischer Klang ist übrigens in Botti-
cellis „Primavera“ ebenso wie in Mantegnas Parnaß
zu vernehmen. Es ist der ungetrübte Klang der Re-
naissance, der nur wenige Takte lang tönte, frei von
den Schatten der Sehnsucht oder der Resignation, frei
von jenem „Sinnen“, das die Werke Giorgiones charak-
terisiert. Eben dieses Sentiment ist es — ein „roman-
tisches“ oder „abendländisches“ im Gegensatz zu allem
Antikischen —, das mit Giorgione in den Werken der
Kunst erscheint und das sie als ein Grundelement der
abendländisch-faustischen Seele bis zur größten Voll-
endung ihrer Form durch Rembrandt nicht verläßt.
Die stete Berührung Riccios mit der Kunst Mantegnas,
sowohl in der Zeit des Naturalismus als auch in seiner
klassizistischen Periode, brachte es selbstverständlich
mit sich, daß ihm die neuen Bestrebungen des alten
Meisters nicht unbekannt blieben. Der Naturalist, von
der Modeströmung erfaßt und in das Lager der „Anti-
kischen“ gedrängt, gewiß mehr einem literarischen
Dogma zuliebe als seinem Temperamente gemäß, suchte
während dieser antikisierenden Phase seines Schaffens
vielfach die Fesselung durch den modischen Zwang
zu durchbrechen. Die Romantik von Mantegnas Spät-
zeit entsprach sicher seinen künstlerischen Neigungen.
Ein Bild wie der Parnaß war für Riccio Antike und

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