Die Bilder jedoch, die Mantegna in seiner Spätzeit für
das Studiolo der Isabella d’Este in Mantua schuf, der
Parnaß vor allem, nähern sich der Gesinnung Gior-
giones nicht unmerklich, so daß es nicht schwer fällt,
hier eine Brücke zu finden, welche seine Generation
mit der Giorgiones verbindet. Mars und Venus vor der
Limonenhecke, die tanzenden Musen, Pegasus und Mer-
kur, Arion mit der Leier, Vulkan in der Schmiede
und Amor, der ihm nicht ohne Spott die Liebschaft
der Frau Venus mit dem Kriegsgott verkündet, sind
in ihrer Stimmung sicher noch nicht jenem leise
beschatteten, schwärmerischen Sinnen von Giorgiones
„Philosophen“ verwandt oder jenem mit der Land-
schaft eins Werden der Gestalten des „Sturmes“, der
Stimmungsgehalt der „Judith“ aber wird durch die
Gestalten der Venus und der Musen vom Parnaß-Bilde
zwar vielleicht nicht völlig erreicht, aber doch gewiß
erstrebt. Der Weg von den Ovetari-Fresken zum 1497
vollendeten Parnaß ist durch die stete Überwindung
des quattrocentesken, eminent plastischen Prinzipes
zugunsten einer malerischen Auffassung, durch die Los-
lösung vom antikischen, statuarischen Zwang zugunsten
einer der Linie und der Farbe huldigenden Komposi-
tion gekennzeichnet. Derselbe Prozeß nun, der sich
hier in Mantegnas Schaffen erkennen läßt, ist für die
Quattrocento-Generationen von Florenz überhaupt cha-
rakteristisch. Wie er sich so im Ganzen entfaltet, ist er
für den Betrachtenden noch leichter zu erkennen. Masac-
cio ist sein Anfangspol, Botticelli sein Endpol. Masaccios
Gemälde in der Brancacci-Kapelle repräsentieren die
2Ö
das Studiolo der Isabella d’Este in Mantua schuf, der
Parnaß vor allem, nähern sich der Gesinnung Gior-
giones nicht unmerklich, so daß es nicht schwer fällt,
hier eine Brücke zu finden, welche seine Generation
mit der Giorgiones verbindet. Mars und Venus vor der
Limonenhecke, die tanzenden Musen, Pegasus und Mer-
kur, Arion mit der Leier, Vulkan in der Schmiede
und Amor, der ihm nicht ohne Spott die Liebschaft
der Frau Venus mit dem Kriegsgott verkündet, sind
in ihrer Stimmung sicher noch nicht jenem leise
beschatteten, schwärmerischen Sinnen von Giorgiones
„Philosophen“ verwandt oder jenem mit der Land-
schaft eins Werden der Gestalten des „Sturmes“, der
Stimmungsgehalt der „Judith“ aber wird durch die
Gestalten der Venus und der Musen vom Parnaß-Bilde
zwar vielleicht nicht völlig erreicht, aber doch gewiß
erstrebt. Der Weg von den Ovetari-Fresken zum 1497
vollendeten Parnaß ist durch die stete Überwindung
des quattrocentesken, eminent plastischen Prinzipes
zugunsten einer malerischen Auffassung, durch die Los-
lösung vom antikischen, statuarischen Zwang zugunsten
einer der Linie und der Farbe huldigenden Komposi-
tion gekennzeichnet. Derselbe Prozeß nun, der sich
hier in Mantegnas Schaffen erkennen läßt, ist für die
Quattrocento-Generationen von Florenz überhaupt cha-
rakteristisch. Wie er sich so im Ganzen entfaltet, ist er
für den Betrachtenden noch leichter zu erkennen. Masac-
cio ist sein Anfangspol, Botticelli sein Endpol. Masaccios
Gemälde in der Brancacci-Kapelle repräsentieren die
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