irdische Reich neben dem Anorganischen und Organi-
schen. Dieses Reich ist die Menschheit als Trägerin
des kulturschaffenden Geistes. Kultur aber ist das Band,
das der Mensch um die Dinge schlingt, die er zu er-
fassen vermag, sei es grob sinnlich mit den Händen,
sei es rein gedanklich in den letzten Feinheiten der
philosophischen Spekulation. Kultur ist die Brücke zwi-
schen Stoff und Geist, religio im tiefsten, höchsten und
ältesten Verstände dieses Wortes.
Richtig ist aber, daß sich alle Kultur in der äußeren
Form von Kulturkreisen entfaltet. Die Kulturentwick-
lung ist nichts anderes als eine Kette besonderer Aus-
prägungen der geistigen Betätigung von Menschen-
gruppen. Für die Geschichtsphilosophie ist der Kultur-
kreisbegriff ein neuer und erst durch Spengler erobert;
in gewissen Fachwissenschaften wird mit ihm schon
längst gearbeitet. So liegt er an der Basis von Nadlers
deutscher Literaturgeschichte; im Bereiche der Ethno-
graphie hat ihn Frobenius zum erstenmal verwendet,
Graebner methodisch fundiert; der prähistorischen
Archäologie ist er der Sache, wenn auch nicht dem
Namen nach am längsten vertraut, da die Eigenart
ihres Quellenmateriales die Beachtung des Verhältnisses
zwischen Kultur und Raum geradezu aufzwingt. Schon
das Wort Kulturkreis verrät, daß dieser Begriff Be-
ziehungen zum Räumlichen umschließt. Diese verlangen
aber klare Wertung. Tut Frobenius der Kultur und
ihren Kreisen zuviel Ehre an, wenn er sie als Wesen
betrachtet, die unabhängig vom Menschen leben, denen
die Menschengruppe willenlos verfällt („Kultur als
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schen. Dieses Reich ist die Menschheit als Trägerin
des kulturschaffenden Geistes. Kultur aber ist das Band,
das der Mensch um die Dinge schlingt, die er zu er-
fassen vermag, sei es grob sinnlich mit den Händen,
sei es rein gedanklich in den letzten Feinheiten der
philosophischen Spekulation. Kultur ist die Brücke zwi-
schen Stoff und Geist, religio im tiefsten, höchsten und
ältesten Verstände dieses Wortes.
Richtig ist aber, daß sich alle Kultur in der äußeren
Form von Kulturkreisen entfaltet. Die Kulturentwick-
lung ist nichts anderes als eine Kette besonderer Aus-
prägungen der geistigen Betätigung von Menschen-
gruppen. Für die Geschichtsphilosophie ist der Kultur-
kreisbegriff ein neuer und erst durch Spengler erobert;
in gewissen Fachwissenschaften wird mit ihm schon
längst gearbeitet. So liegt er an der Basis von Nadlers
deutscher Literaturgeschichte; im Bereiche der Ethno-
graphie hat ihn Frobenius zum erstenmal verwendet,
Graebner methodisch fundiert; der prähistorischen
Archäologie ist er der Sache, wenn auch nicht dem
Namen nach am längsten vertraut, da die Eigenart
ihres Quellenmateriales die Beachtung des Verhältnisses
zwischen Kultur und Raum geradezu aufzwingt. Schon
das Wort Kulturkreis verrät, daß dieser Begriff Be-
ziehungen zum Räumlichen umschließt. Diese verlangen
aber klare Wertung. Tut Frobenius der Kultur und
ihren Kreisen zuviel Ehre an, wenn er sie als Wesen
betrachtet, die unabhängig vom Menschen leben, denen
die Menschengruppe willenlos verfällt („Kultur als
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