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Schuchhardt, Carl
Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryus, Mykenae, Orchomenos, Ithaka und im Lichte der heutigen Wissenschaft — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.968#0017
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Erstes Kapitel.

Schliemamr's Leben.

Aie Art, wie Schliemann gegraben und geforscht hat, hängt
so eng zusammen mit dem Wesen des Mannes, daß man das
eine nicht ohne das andere verstehen kann. Schliemann gehört
zu den seltenen Menschen, bei denen der Sinn für das Jdeale
in merkwürdiger Weise mit dem für das Neale gepaart ist. Er ist
ein gleich schwärmerischer Bewunderer des Alterthums wie ein vor-
züglicher und in allen Einzelheiten des Berufs geschickter Kauf-
mann. Dabei wohnt in ihm ein gewaltiger Trieb, alles, was be-
gonnen wird, auch bis zu den letzten, größten Zielen zu verfolgen.
Um diese auf Wissenschaftlichem Gebiete, für das er von Natur die
stürkste Neigung hatte, erreichen zu können, mußte er sich zu-
nächst auf dem wirthschaftlichen eine freie, unabhängige Stellung
erwerben, und er that das in einer Weise, die ivieder für seine
vor keiner Schwierigkeit, nicht vor den drückendsten Verhält-
nissen zurückschreckende Thatkraft das glänzendste Zeugniß ablegt.
Als er dann endlich den Studien, dem schönen Luxus des Lebens,
sich ganz zuwenden konnte, brachte er aus der kaufmännischen
Schule manche Eigenschaften mit, die seiner Thätigkeit bald ein
außerordentliches Äufsehen verschaffen mußten. Die Pünktlich-
keit, mit der nach jeder größern Unternehmung auch ein größeres
Buch über dieselbe der Welt vorgelegt wurde, mußte gerade in
unserer Zeit, wo wir, je größer die Unternehmungen werden,
desto längere Jahre auf die Vorlegung des zu Tage geför-

Schuchhardt, Schliemanu's Ausgradungen. 1
 
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