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Schuchhardt, Carl
Schliemann's Ausgrabungen in Troja, Tiryus, Mykenae, Orchomenos, Ithaka und im Lichte der heutigen Wissenschaft — Leipzig, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.968#0402
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Sechstes Kapitel.

Die grieehisehe Heldelyeit historiseh üetrachtet.

Als die Schätze der mykenischen Schachtgräber nach Athen
gebracht wnrden, wiederholte sich dasselbe Schauspiel, welches
bei der Ankunft der äginetischen Bildwerke in München in den
dreißiger Jahren stattgefunden hatte: alle Welt schüttelte den
Kopf ob folch unerhörten Kunststils nnd konnte nicht eine Linie
griechischen Charakters darin finden. Weitere Funde aber haben
ebenso wie damals eine Brücke nach der andern geschlagen, so-
daß die zuerst so einsame Jnsel jetzt schon an den verschieden-
sten Stellen mit dem festen Lande zusammenhängt. Trotzdem
herrscht über die Frage ihrer Zugehörigkeit zu diesem oder zu
jenem Gestade immer noch großer Streit.

Schliemann glaubte bekanntlich in den Gräbern von My-
kenä die Cultur von Homer's Achäern wiedergefnnden zu haben.
Köhler dagegen stellte im Jahre 1878 die These anf, daß die-
felben den Karern angehörten. Diese beiden Auffassungen, von
verschiedenen Seiten mit neuen Gründen unterstützt, stehen ein-
ander noch heute gegenüber.

Es ist nicht zu verkennen, daß die nrykenische Cnltur von
der in den homerischen Gedichten sich widerspiegelnden und
von dem spätern Griechenthum vertretenen in starker Weise ab-
weicht. Die Vertreter der Karer-Hypothese heben besonders den
Unterschied in der Bestattnng hervor. Die Leichen in den
Schachtgräbern sind begraben, ja wie Helbig meinte, sogar ein-
 
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