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Schulz, Heinrich Wilhelm; Quast, Ferdinand von [Hrsg.]
Denkmäler der Kunst des Mittelalters in Unteritalien (Band 2) — Dresden, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.22894#0371
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daneben kleine Kapellen errichtet. Üben eröffnet sich über ein mannigfaltiges Gebirgsland hinweg
die Aussicht auf den Vesuv, einen Theil Neapels und nach dem Thale von Avellino hinab. Das
Kloster liegt in einer Schlucht zur Seite des höchsten Gebirgsgipfels. An die Kirche lehnt sich
das Wohngebäude mit den noch jetzt bewohnten Zimmern an.

Die erste Kirche wurde am 11. November 1182 geweiht. Die jetzige ist ein späterer, ur-
sprünglich gothischer Bau, der aufser etwa dem verzierten Haupteingange nichts von Bedeutung in
Bezug auf die Architectur bewahrt. Die Höhe und die im Verhältnisse zu den Seitenschiffen be-
merken swerthe Enge des Mittelschiffes, welches überdem durch dicke spätere Pfeiler verengt ist,
weist noch auf den alten Plan hin. Jetzt bildet die prunkende Pracht der Kirche einen eigenen
Contrast zu der romantischen Alpengegend umher. [Nach dem Einstürze des Mittelschiffes am
2. Aueust 1629 erfuhr das Gebäude eine neun Jahre dauernde Restauration.2)]

Die Chorstühle sind neu, aber mit Eleganz geschnitzt, Im rechten Kreuzarme befindet sich
ein grofser, antiker, gutgearbeiteter Sarcophag mit Canelirung und der Inschrift [fehlt bei
Mommsen] ,Minius Proculus ecpntis Romani filius.' Ihn soll Manfred vor der unglücklichen Schlacht
von Benevent für sich selbst bestimmt haben; später wurde er für andere verwendet. Auf. dem
hinzugefügten Deckel liegen ein Mann und eine Frau mit geschlossenen Augen und gekreuzten
Händen, die Füfse auf Hunde gesetzt. Beider Ausdruck ist trefflich und wahr. Sie scheinen nur
zu schlafen. In den Gewändern herrscht ein scharfer, bestimmter Styl. Auf jeder Seite steht ein
Krieger mit einem Helme auf dem Kopfe, ein Schwert mit breitem Wehrgehenk an der Seite, in
lang herabgehendem Kleide. Die Gesichter sprechen wie aus dem Leben; die gut geordneten
Gewänder zeigen wie die Figuren überhaupt einen frischen Styl ohne die Gelecktheit der späteren
neapolitanischen Sculpturen.

In der Kapelle des Sacramentes befindet sich das der Kirche von Karl Martell, des Königs
irstem Sohne, (1290 König von Ungarn, f 1301) geschenkte Tabernakel,
eigentümlichen Architectur und hat etwas an den alten Styl der nor-
=- Berndes, obwohl andererseits seine eigentliche Kunstepoche nicht verkannt

leht zuunterst aus vier achteckigen Säulen von weifsem Marmor, deren sehr
Rücken von vier greifenartigen Löwen ruhen. Letztere wenden sich mit
3, der sich an älteren Monumenten der Art findet, nach innen gegen-
feite der Säulen ist ein eleganter Mosaikstreifen mit Sternen in den Marmor
Ionen, sehr fein gearbeiteten Marmorcapitäle, welche grofse Verwandt-

Memorie cronologiclie de' vescovi Tagen fertig wurde. — Einem dabei beschäftigten Jünglinge,

hiesa di ßenevento. Napoli 1691. Walter von Genua, stellte das Gebet des Heiligen den ver-

o, Brevilogio della cronica ed dorrten Arm her; ein Wolf, welcher einen der Steine herbei-

0 reale di Montevergine. Napoli tragenden Esel aufgefressen hatte, mufste nun statt seiner
lern Baue der allerersten, noch diese Arbeit thun; a. a. 0. Aehnliche Sagen wie die letztere

1 Kirche, soll diesen nach der finden sich durch das ganze Gebiet der europäischen lndo-
lato 15. Note) eine so grofse germanen, bis nach Irland und Esthland hin.]
tützt haben, dafs sie in wenigen [-) D'Amato S. 39. f.]
 
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