ten tiefgreifend voneinander unterscheidet, ist die an horror vacui gren-
zende Füllung der Bildfelder, vor allem bei der Basilewsky-Situla. Die
Gotfredus-Situla ist zwar in dieser Hinsicht weniger überbordend und hat
einen klarer ablesbaren Aufbau. Ihre Figuren sind aber durchwegs von
malerischerem Charakter als die des Magdeburger Antependiums. Aus-
serdem spielt das Ornamentale bei allen drei Mailänder Arbeiten eine viel
grössere Rolle, während ihnen eine den Magdeburger Tafeln vergleichba-
re klare Bild- und Figurenstrukturierung fast völlig fehlt.
Dass die beiden Mailänder Situlen eine wenig ausgeprägte tektonische
Auffassung vertreten, wurde schon zu Beginn des Kapitels bei den Stil-
vergleichen mit der Aachener Situla erwähnt. Kaum strukturiert ist auch
eine weitere Mailänder Arbeit, die „Otto Imperator-Tafel.313 Sogar noch
der kaum ausgearbeitete Rand dient als Schriftträger, nur der Schriftzug
„Otto Imperator hat ein klar umrahmtes Feld bekommen. Die Figuren
sind mit relativ starken linearen Komponenten übereinander und leicht
hintereinander gestaffelt und haben Mühe, ihren Umriss zu wahren.
Es ist unbestritten, dass die frappierende Motivübereinstimmung im
Kopftypus des Bärtigen zwischen den Tafeln des Magdeburger Antepen-
diums und den Mailänder Arbeiten vorhanden ist - bei letzteren wird je-
doch die künstlerische Grundauffassung durch die Tendenz dominiert,
die Fläche malerisch und ornamental zu füllen, während für die Magde-
burger Tafeln der fast kubische Charakter der Figuren und ihre äusserst
präzise Ausarbeitung von Hauptbedeutung ist.314 Diese Elemente sind es,
die sie mit der Aachener Situla verbinden.
Gerade die Übereinstimmungen im Kopftypus bei ansonsten stark diffe-
rierender Grundauffassung, beide Male bei Werken, die im engen Um-
kreis des kaiserlichen Hofes oder sogar als eindeutiger Auftrag des Herr-
schers entstanden sind, scheinen doch ein deutlicher Hinweis darauf zu
sein, dass dabei offenbar arbeitsteilig vorgegangen wurde. Möglicherwei-
se wurde für den Kopftypus sogar vom selben Muster(-buch?) ausge-
gangen. Die Hypothese einer Künstlergruppe mit wechselnder
Zusammensetzung, die eng mit dem Hof verbunden ist, würde das Ver-
ständnis dieses Phänomens erleichtern.
In den weiteren Umkreis dieser zwei Werkgruppen gehört eine Elfen-
beinplatte mit David-Szener?15, die gelegentlich mit der Situla in Aachen
in einem engeren Zusammenhang gesehen wurde (Abb. 51).316 Sie führt
wieder in den Bereich des zweiten fundamental wichtigen stilistischen
Beurteilungskriteriums, der Darstellung der Naturelemente. Tatsächlich
lassen sich zwischen ihr und - vor allem - dem oberen Abschlussfries der
Situia einige Verbindungslinien erkennen. Die stark ä jour gearbeiteten
72
zende Füllung der Bildfelder, vor allem bei der Basilewsky-Situla. Die
Gotfredus-Situla ist zwar in dieser Hinsicht weniger überbordend und hat
einen klarer ablesbaren Aufbau. Ihre Figuren sind aber durchwegs von
malerischerem Charakter als die des Magdeburger Antependiums. Aus-
serdem spielt das Ornamentale bei allen drei Mailänder Arbeiten eine viel
grössere Rolle, während ihnen eine den Magdeburger Tafeln vergleichba-
re klare Bild- und Figurenstrukturierung fast völlig fehlt.
Dass die beiden Mailänder Situlen eine wenig ausgeprägte tektonische
Auffassung vertreten, wurde schon zu Beginn des Kapitels bei den Stil-
vergleichen mit der Aachener Situla erwähnt. Kaum strukturiert ist auch
eine weitere Mailänder Arbeit, die „Otto Imperator-Tafel.313 Sogar noch
der kaum ausgearbeitete Rand dient als Schriftträger, nur der Schriftzug
„Otto Imperator hat ein klar umrahmtes Feld bekommen. Die Figuren
sind mit relativ starken linearen Komponenten übereinander und leicht
hintereinander gestaffelt und haben Mühe, ihren Umriss zu wahren.
Es ist unbestritten, dass die frappierende Motivübereinstimmung im
Kopftypus des Bärtigen zwischen den Tafeln des Magdeburger Antepen-
diums und den Mailänder Arbeiten vorhanden ist - bei letzteren wird je-
doch die künstlerische Grundauffassung durch die Tendenz dominiert,
die Fläche malerisch und ornamental zu füllen, während für die Magde-
burger Tafeln der fast kubische Charakter der Figuren und ihre äusserst
präzise Ausarbeitung von Hauptbedeutung ist.314 Diese Elemente sind es,
die sie mit der Aachener Situla verbinden.
Gerade die Übereinstimmungen im Kopftypus bei ansonsten stark diffe-
rierender Grundauffassung, beide Male bei Werken, die im engen Um-
kreis des kaiserlichen Hofes oder sogar als eindeutiger Auftrag des Herr-
schers entstanden sind, scheinen doch ein deutlicher Hinweis darauf zu
sein, dass dabei offenbar arbeitsteilig vorgegangen wurde. Möglicherwei-
se wurde für den Kopftypus sogar vom selben Muster(-buch?) ausge-
gangen. Die Hypothese einer Künstlergruppe mit wechselnder
Zusammensetzung, die eng mit dem Hof verbunden ist, würde das Ver-
ständnis dieses Phänomens erleichtern.
In den weiteren Umkreis dieser zwei Werkgruppen gehört eine Elfen-
beinplatte mit David-Szener?15, die gelegentlich mit der Situla in Aachen
in einem engeren Zusammenhang gesehen wurde (Abb. 51).316 Sie führt
wieder in den Bereich des zweiten fundamental wichtigen stilistischen
Beurteilungskriteriums, der Darstellung der Naturelemente. Tatsächlich
lassen sich zwischen ihr und - vor allem - dem oberen Abschlussfries der
Situia einige Verbindungslinien erkennen. Die stark ä jour gearbeiteten
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