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Beck, Paul A. [Hrsg.]
Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens — 30.1912

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Beck, Paul A.: Reise in einige Klöster Schwabens i. J. 1763
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Reiter, Joseph: Aus der Welt der Heiligen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27735#0145
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141

gehenden Besichtigung unterzogen wurde,
der Heimat zu, wo der gelehrte Reisende
am 16. Oktober 1763 wieder anlangte.

/ius üer Mlt üer fieiliqen.

Von Dekan Reiter in Bollmaringcn.

WastliuK oder BssllideF?

Eine Viertelstnnde siidlich der Stadt
Herrenberg lag der im Mittelalter ab-
gegangene, anf einein römischen Wohn-
platz gegründete Ort Mnhlhausen; auf
seinem Kirchhof stand bis 1751 eine dem
hl. Basilins (Reliquie?) geweihte Kirche.
Handelt es sich bier wirklich nm den hl.
Basilius sröm. Märtyrer) ? Jst nicht am
Ende Basilides gemeint, welcher zn dem
Lorscher Heiligen Nazarius gehört?

An das Kloster Lorsch an der Berg-
straße vergabt ein gewisser Wolsbert in
villis iAu1ebu86n et kewtoäinAen schon
am 31. Mai 775 2 Höfe u.s.w. Und ein
gewisserJsenhartbeschenktdasselbe Kloster
am 9. Novbr. 778 mit der krwililm zu
Mühlhausen und seinem Besitz in Reisto-
dingen.

St. Gmiiitin.

'Patron 'ver Ktrche zn Mühlhülisen
soll der hl. Quintin gewesen sein. Der-
sesbe wird besonders verehrt in St. Quen-
tin (Nordfrankreich), wo er 803 das Mar-
tyrium erlitten haben soll. Nach dem
Loäex ltir8LUAien8i8 barg der Aller-
heiligenaltar in Hirsau auch Reliquien
des hl. Qnintinus, ebenso sollen um 900
im vierten Altar von Pfävers Qnintinus-
reliquien ruhen (Stückelberg, Geschichte
der Neliquien in der Schweiz). Ein St.
Quintinskloster befand sich zu 6erruvai8,
1078 reformiert durch den hl. Jvo, Bi-
schof von Chartres. Kirchenpatron ist St.
Quintin in Lupstein, Diözesc Straßburg.

Eine besondcre Darstellung des hl.
Quintin wird genannt Seite 81 in dem
Buche von Oberle: „Ueberreste german-
ischen Heidentums im Christentum."

Sr. «jLuiriiiuS.

I. Patron in Essingen-Aalen (U88o
abba8 genannt im Loäex llir8ÄU^ien8i8).

Wäre Quirinus gleich Cyrinus, dann
käme auch hier wie bei Mühlhausen das
Kloster Lorsch in Betracht. Allein es ist
recht leicht möglich, daß bei Essingcn der
hl. Quirinus gemeint ist. Es gibt nun

aber mehrere Heilige mit dem Namen
Quirinus. 1) Der hl. Quirinus, Bischof
von Siscia, Sissek in Jllyrien, starb im
Jahre 309 unter Kaiser Galcrius Maxi-
mus. Seine Reliquien kamen später nach
Rom. Dieser Heilige, „Sohn des Kaisers
Philippus Arabs", rastet in Tegernbach.
Landkapitel Hohenwart. Er ist Patron
der Stadt und Diözese Veglia. Das rö-
nüsche Martyrologium gedenkt seiner am
4 Juni. 2) Derhl Quirinus der Tribun,
welcher unter Kaiser Hadrian circa 130
den Martyrertod erlitt. Leo IX. schenkte
im Jahre 1050 die hl. Reliquien seiner
Schwester Gepa, der Aebtissin des Frauen-
klosters zu Neuß, wo sie noch heute in
großer Verehrung stehen. Sein Fest fällt
anf den 30. März. Von Neuß sollen
Reliquien nach St. Quirin in Lothringen
gekommen sein. Andere Stätten seiner
Verehrung sind: Hägen bei Mauersmün-
ster und Ottmarsheim im Elsaß, Walters-
weier bei Offenburg, Unteruhldingen am
Bodensee. Quirinnskapelle in Luxem-
burg. Verehrung in der Militärhospital-
kirche in Schlettstadt. Die Viktorkirche
in Tanten hatte auch einen dem hl. Qui-
rtnus, MauritiuH,' Severus, Fabian und
Sebastian geweihten Altar, welcher 1467
erwähnt wird.

3) Dec hl. Quirinns von Tegernsee
wnrde unter Clandius II. im Jahre 269
enthauptet. Seit Mitte des 8. Jahr-
huuderts ruhen seine Gebeine in Tegern-
see. Dieser hl. Quirinus hat fast in jedem
Jahrhundert seinen Viographen (LZuiri-
iwlia). Die Legenden erzählen von vielen
und großen Wundern. Quirinnsbrünn-
lein und Quirinusöle. Der Kult des
Heiligen war in Baiern, Tirol, Nieder-
östreich u. selbst am Rhein sehr verbreitet.

Wäre St Quirin von Baiern nach
Essingen gekommen?

Die Quirinusfrage ist nvch lange nicht
als gelöst zu betrachten; es gilt, noch
allerlei Unklarheiten aufzuhellen Wir
führen hier nur noch einige Pnnkte an.

1) Die verschiedenen hl. Quirinus wer-
den nicht selten verwechselt. Vgl. das in-
haltvollste altdeutsche Malwerk über die
Quirinuslegende in der Schleißheimer Ge-
mäldegallerie (Diözesanarchiv von Schwa-
ben 1897 Seite 76/78, wo auch die Rede
ist von einer Wolfegger Quirinusdarstel-
 
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